Gemeindeleben
20.4.2021
Von vorOrt.news

„Protestaktion verharmlost den Holocaust“

Scharfe Kritik an der Symbolik mit Kinderschuhen - Greinwald bietet Eltern Gespräch an

Buttlerhof1.jpg
Die Gemeinderatssitzung fand heute im Traubinger Buttlerhof statt © L.G.

Entschieden hat sich Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald gegen den Protest gegen Corona-Maßnahmen mit Kinderschuhen gewandt. Eine solche Aktion hat es in Tutzing gegeben. „Dieses Sinnbild ruft Assoziationen hervor und trägt dazu bei, den Holocaust zu verharmlosen“, kritiserte Greinwald heute Abend im Gemeinderat: „Ich appelliere an die Eltern, dieses Bild nicht mehr zu verwenden.“ Um gegen den Test- und Impfzwang von Kindern zu protestieren und Präsenzunterricht ohne Distanz- und Maskenpflicht zu fordern, hatten bundesweit Initiativen - allen voran „Eltern stehen auf“ - in sozialen Medien dazu aufgerufen, Kinderschuhe an öffentlichen Plätzen wie etwa vor Rathäusern oder Landratsämtern aufzustellen.

Das hat bereits zu heftiger Kritik geführt, weil damit die Symbolik des Holocaust missbraucht werde. Die Organisatorin der Tutzinger Protestaktion hat den Vergleich mit Konzentrationslagern in einem Beitrag für vorOrt.news zurückgewiesen Wieviel wollen wir riskieren, um sicher zu sein? Protestaktionen mit solchen Mitteln haben aber schon in ganz Deutschland viel Kritik hervorgerufen, denn leere Kinderschuhe stehen für den hunderttausendfachen Massenmord an Kindern im Dritten Reich. Gut erhaltene Kinderschuhe verwendete die SS viefach für nicht-jüdische Kinder, in Konzentrationslagern fand man nach ihrer Befreiung Berge von Kinderschuhen. Im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz sind in einem Glaskasten hunderte konservierte kleine Schuhe zu sehen - Schuhe von Kindern, die dort ihr Leben verloren haben.

Die aktuellen Protestaktionen sind deshalb schon vielfach als zynisch und geschmacklos bezeichnet worden. Sie setzten die Morde an Kindern im Nationalsozialismus symbolisch mit den Corona-bedingten Beschränkungen für die heutigen Kinder gleich, relativierten die damaligen Verbrechen und lieferten Vorlagen für Antisemiten. Bürgermeisterin Greinwald schloss im Gemeinderat nicht aus, dass sich manche Eltern dieser Zusammenhänge nicht bewusst sind. Sie bot den Eltern ein Gespräch an. Wenn der Bedarf zum Protest so groß sei, dann bitte sie dafür einen Weg zu wählen, der keine Menschen verletze.

Anzeige
Ostern.png
ID: 3867
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden