Gemeindeleben
25.6.2019
Von vorOrt.news

„Gemeinde falsche Anlaufstelle“

Mobilfunkmast an der Kirchenstraße: Greinwald für öffentlichen Druck durch Bürger

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So sieht ein Mobilfunkmast aus, wenn er fertig ist © Deutsche Funkturm

Der vorerst gestoppte Mastbau für den Mobilfunk an der Tutzinger Kirchenstraße sorgt weiter für Aufsehen. Auch am Montagabend bei einer Sitzung der Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) war er Thema. Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat bei dieser Gelegenheit die Bürger aufgefordert, in dieser Angelegenheit klar Position zu beziehen. Mit Blick auf die zuständige Deutsche Funkturm, Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom, sagte Greinwald: „Offenbar brauchen die öffentlichen Druck.“

Das Unternehmen hatte vor drei Wochen mit dem Mastbau an der Kirchenstraße begonnen und sich damit prompt Widerstand eingehandelt. Unter Nachbarn sorgte die Maßnahme für helle Aufregung, bei Gemeinde und Landratsamt gingen permanent Beschwerdeanrufe ein. Am Abend des selben Tages kam ein Baukontrolleur des Landratsamts nach Tutzing und verfügte sofort einen Baustopp. Grund: Der Mast, der offenbar mehr als 30 Meter hoch werden soll, sei genehmigungspflichtig.

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Vorbei: Was aussah wie Kamine, waren Mobilfunkantennen auf dem in Abbruch befindlichen Boehringer-Mannheim-Altbau

Dabei bleibt das Landratsamt seitdem - der Bau steht still. Die Deutsche Funkturm beharrt dagegen auf ihrer Auffassung, der Mast sei genehmigungsfrei, weil es sich um ein Provisorium handele. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers soll er einen anderen Mobilfunkstandort an der Bahnhofstraße ersetzen, der wegen des Gebäude-Abbruchs auf dem ehemaligen Roche-Gelände vorläufig weggefallen ist. Sie telefoniere immer wieder mit der Deutschen Funkturm in dieser Angelegenheit, sagte Greinwald: „Die wollen offensichtlich eine Baugenehmigung nachreichen.“ Sie habe aber das Gefühl, dass das Unternehmen bisher noch gar nichts unternommen habe. Die Haltung der Bürger beschrieb sie so: „Die einen haben Angst, dass sie einen Funkturm vor die Nase bekommen, die anderen fürchten, dass ihre Geräte nicht mehr funktionieren.“

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Ein vor drei Wochen auf der Baustelle an der Kirchenstraße aufgestellter Kran ist längst wieder verschwunden © L.G.

Das als Ersatzstandort gewählte Telekom-Grundstück an der Kirchenstraße hält Greinwald jedenfalls für ungeeignet. „An dieser Stelle darf der Mast meiner Meinung nach nicht errichtet werden“, sagte sie bei bei der ATG, die gegenüber im Bistro „Flimmis“ ihre Sitzung abhielt. Die kommunalen Einflussmöglichkeiten hält sie allerdings für gering. „Wir als Gemeinde sind die falsche Anlaufstelle“, erklärte sie: „Ich habe das Gefühl, dass es von den Bürgern kommen muss.“ Sie wies auch darauf hin, dass nur Türme mit weniger als zehn Metern Höhe genehmigungsfrei seien. Baurechtlich könne man nicht einfach einen mobilen Turm ohne Baugenehmigung hinsetzen.

Über diese Vorgehensweise wunderten sich auch andere, so ATG-Mitglied Michael Lanio: Es gebe bestimmte Regeln, an die sich „jeder Kleinhäuslebauer“ halten müsse - aber die Deutsche Telekom glaube offenbar, dies nicht zu müssen. Bernd Pfitzner, Gemeinderat der Grünen, konnte es ebenfalls nicht fassen. Die Deutsche Funkturm habe lange zuvor gewusst, dass der Bau abgerissen werde: „Sie hätten sich frühzeitig darum kümmern können.“

Morgen, am Mittwoch, befasst sich auch der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Tutzinger Gemeinderats mit dem Mobilfunk. Die Sitzung findet im Rathaus statt, Beginn ist um 17.30 Uhr.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1973
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Kommentare

Laut einer Anwohnerin soll der temporäre Funkmast nun doch endlich erstellt werden. Kann dies jemand bestätigen?
Da es sich am Ende um Genehmigungen handelt, die von den Behörden zu erteilen sind, sind Gemeinde und Landratsamt sehr wohl Ansprechpartner, um das Problem schnellstmöglich zu lösen. Gewerbesteuer geht an die Gemeinde, deshalb sollte bitte auch von dieser alles unternommen werden, um Beeinträchtigungen für uns Gewerbetreibende abzuwenden. Ehrlichen Dank an dieser Stelle für alle diesbezüglichen Bemühungen.
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