Von Ferdinand Goslich

Die „Unvollendete von Tutzing“

Buch über „100 Jahre Kirchenchor St. Joseph Tutzing“ von Rudolf Fischer kann bestellt werden

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Rudolf Fischer gibt hochinteressante Einblicke ins Tutzinger Musikleben © Stefan A. Schuhbauer - v. Jena

Beim Jubiläumskonzert des Kirchenchors St. Joseph wurde nicht nur eine Festschrift zum 100. Geburtstag des Chores verkauft. Zusätzlich wies Pfarrer Peter Brummer auf das Buch „100 Jahre Kirchenchor St. Joseph Tutzing“ hin, in dem Dr. Rudolf Fischer seine Erlebnisse niedergelegt hat. Der Autor war 43 Jahre lang Bass-Sänger in dem Ensemble und zehn Jahre lang Chorsprecher. Darin schildert er ausführlich seine Erinnerungen in all diesen Jahren. Sein eigenes Archiv kam ihm dabei zugute.

Dieses Buch könnte ein schönes Weihnachtsgeschenk sein für viele Leute, die in dieser Zeit mit dem Chor Kontakt hatten. Da keine Exemplare mehr vorliegen, gibt es zur Vorbestellung eine Liste, in die man sich bei Ferdinand Goslich, Pommernstr. 3, Tutzing, eintragen kann (Tel. 08158 / 90 69 44). Interessenten werden gebeten, ihre Adresse zu hinterlassen und vorab oder beim Empfang des Buches 10 Euro zu bezahlen. Dann wird das Buch gedruckt und später ausgeliefert oder man kann es in der Pommernstraße 3 abholen.

Das Werk liest sich wie ein „Who is who“ der Tutzinger Musikszene in den letzten Jahrzehnten. Zahlreiche Chor- und Solosänger werden genannt. Auch Episoden, Feiern und besondere Begebenheiten kommen vor. Dr. Rudolf Fischer resümiert, dass er von September 1973 bis zum 1. Mai 2016 an etwa 2800 Chorproben teilgenommen und bei rund 635 Aufführungen des Kirchenchors mitgewirkt habe. Damit meint er Gottesdienst-Begleitungen und Kirchenkonzerte. Orchestermessen und Choralmusik von 40 Komponisten seien in seiner Zeit aufgeführt worden. Nachlesen kann man, dass der Kirchenchor St. Joseph elf Mal gemeinsam mit dem Domchor von Salzburg aufgetreten ist. Der Tutzinger Chorleiter Franz Reißner stand dabei abwechselnd mit dem Salzburger Domkapellmeister Janós Czifra am Dirigentenpult.

Eine Orgel, die nie eine richtige Orgel war, und ein Dirigenten-Handtuch

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Berühmte Sänger wie Pamela Coburn, Claes Ahnsjö, Hermann Prey, Wolfgang Brendel oder Jonas Kaufmann traten zur Reißner-Zeit bei Konzerten des Tutzinger Chors als Solisten auf. Rudolf Fischer erwähnt aber auch hochbegabte Tutzinger Chormitglieder wie Marlise Hauer (geb. Greinwald), Dr. Cornelia Beck-Kapphan, Monika Birk (geb. Greinwald), Barbara Schreiber (geb. Will), Karl Feldhütter, Hubert Hupfauf oder Hans-Peter Bernsdorf, die solistisch zu hören waren. Auch der Autor Rudolf Fischer selbst trat in dieser Weise hervor.

Dabei kommen aber auch Schmankerl vor, die heute grotesk klingen. So notierte der renommierte Organist Prof. Franz Lehrndorfer 1979 in einem Gutachten über die damalige alte Orgel: „Ich stehe vor der kuriosen Aufgabe, über ein Instrument zu schreiben, das eigentlich nie eine richtige Orgel geworden ist.“ Man habe nur ein Drittel der Orgelregister eingebaut. Für die anderen sei zwar verschwenderisch viel Platz vorgesehen gewesen, es sei aber kein Einbau erfolgt. „Als ausübender Kirchenmusiker“, urteilte Lehrndorfer, „muss man die ,Unvollendete von Tutzing‘ ablehnen.“

Rudolf Fischer erwähnt auch zahlreiche Feiern und Chorgeselligkeiten. So kann man erfahren, dass am 8. März 1979 beim Geburtstagsdinner für die Himmler Lisl, auch „Chormutter“ genannt (bürgerlich hieß sie schlicht Elisabeth Himmler), der „harte Kern“ des Kirchenchores dabei war: Maria Ackermann, Rudi und Bärbel Fischer, Irmi Hupfauf, Walter und Inge Köckert, Dirgis Trckcök (Sigi Köckert), Hubert Hupfauf, Erich Hupfauf und Annemie Hupfauf.

So manche skurrilen Vorkommnisse greift Fischer auf: So habe der Chorleiter Georg Kirschstein bei den Proben derartig „mit ausladend wirbelnden Händen und Armen“ agiert, dass Chormitglieder ihm zu Weihnachten ein „Dirigenten-Handtuch“ geschenkt hätten.

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