Das Kloster Andechs ist entschlossen, seine Gaststätte „Andechser Hof“ in Tutzing zu verkaufen. Mit mehreren Interessenten befindet sich der kaufmännische Leiter Christian Rieger zurzeit in Gesprächen, wie er auf Anfrage bestätigt hat. Eine Fortführung der Gastronomie wird angestrebt. Ob der Saal beibehalten wird, muss sich im Verlauf der weiteren Planungen ergeben.
Kloster setzt Prioritäten: Andere kostspielige Investitionen drängen
Den Andechser Hof selbst zu behalten und wie früher zu verpachten, kommt für das Kloster laut Rieger nicht mehr in Frage: „Wir wollen das Grundstück verkaufen.“ Hintergrund sind hohe Investitionspläne des Klosters an anderen Stellen: eine Sanierung des Mutterklosters St. Bonifaz in München für rund 20 Millionen Euro sowie eine Füllereianlage der Brauerei und ein Hallenanbau in Andechs für weitere Millionen-Aufwendungen. Der Andechser Hof in Tutzing gilt seinerseits als stark sanierungsbedürftig. Über die dafür erforderlichen finanziellen Reserven verfüge das Kloster nicht.
Andechser Hof ist die einzige verbliebene Gaststätte in Kloster-Eigentum
Der Andechser Hof in Tutzing ist nach Angaben von Rieger ohnehin mittlerweile die einzige verbliebene Gastwirtschaft im Eigentum des Klosters. Die Planungen in Tutzing bezeichnet Rieger als schwierig. Eine freie Bebaubarkeit gebe es nicht hier nicht, man spreche von einem beschränkt nutzbaren Grundstück. So sei auch der durchs Grundstück fließende Martelsgraben zu berücksichtigen. Er läuft unter dem Grundstück und dem Saal des Andechser Hofs, dem Kinderhaus St. Joseph sowie dem Gymnasium hindurch und im Bleicherpark in den See. Vieles hänge vom weiteren Planungsverlauf und von den Gesprächen mit der Gemeinde ab, sagt Rieger. Die Bankfinanzierung müsse stehen, parallel dazu müssten die Besprechungen mit dem Gemeinderat laufen, bis Planungsreife erzielt sei: „Da brauchen wir mehrere Monate.“
"Viele Gastronomen haben ein Saal-Trauma"
Dabei muss sich auch zeigen, ob und inwieweit die Vorstellungen der Kaufinteressenten mit denen der Gemeinde zu vereinbaren sind. Ein wichtiger Punkt dürfte dabei der Saal sein, den viele Tutzinger gern wieder geöffnet sehen würden. Für Investoren ist dies aber offenkundig ein schwieriger Aspekt. Viele Gastronomen hätten regelrecht ein "Saal-Trauma", sagt Rieger. Das Problem: Saalbetrieb erfordert bei größeren Veranstaltungen viel Personal, eine große Küche, Betriebsmittel, Stuhl- und Tischlager - aber zu anderen Zeiten wird von all dem viel weniger benötigt, so dass dann schlechte Kapazitätsauslastungen und damit wirtschaftliche Nachteile drohen.
Die aktuellen Gespräche scheinen die Beteiligten aber trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich zu stimmen, dass es nun nach sechs Jahren des Leerstands doch etwas werden könnte. Auch für eine Zusammenarbeit des Klosters mit dem künftigen Investor zeigt sich Rieger offen.
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Kommentare
als regelmäßiger Leser von vorOrt.news freut es mich, dass Sie persönlich zu dem Thema Stellung beziehen. Die Länge und Intensität Ihres Kommentares lässt darauf schließen, dass Sie sich ausgiebig mit dem Sachverhalt beschäftigt haben und dass es eventuell noch mehr Hintergrund-Informationen zu der Angelegenheit gibt. Da die Zukunft des Andechser Hofs einige Tutzinger interessiert, würde es sicher viele von ihnen erfreuen, wenn Sie einen eigenen Artikel zu dem Thema auf vorOrt.news veröffentlichten würden.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Reiser
Ich durfte in den vergangenen 3 Jahren an vielen Treffen mit Vertretern des Klosters, dem Investor, unseren Städteplanern, Anwälten, den Bürgermeistern und Mitarbeitern unserer Verwaltung teilnehmen. Bei all diesen Terminen zeigten sich die Vertreter des Klosters ehrlich um eine einvernehmliche Lösung bemüht. Sie suchten wie auch der Investor nach einem gangbaren Weg, um den für die Gemeinde Tutzing so dringend gewünschten Erhalt des gastronomischen Betriebes und des Saales. Die Vertreter des Klosters signalisierten großes Entgegenkommen auch in finanzieller Hinsicht.
Auch der mögliche Investor suchte ehrlich nach einer Lösung zum Erhalt des Gasthofes. Die hohen finanziellen Aufwendungen für eine Grundsanierung des Gebäudes ließen sich sowohl aus Sicht des Investors als auch aus Sicht der finanzierenden Banken nur durch den Bau von mehreren Wohneinheiten im westlichen Teil des Grundstücks darstellen. Um den langfristigen Betrieb des Biergartens und des Saals sicherzustellen, suchten wir im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages nach einer Lösung. Aus Sicht des Gemeinderates waren die Absicherungen des gastronomischen Betriebes im vorgelegten Vertrag allerdings nicht weitreichend genug und es kam zu einer einstimmigen Ablehnung durch den Gemeinderat. Die Behauptungen von Herrn Haaser die Mönche des Klosters Andechs wollten „nur brutal Kohle machen“ oder lügen, sind nicht nur völlig unzutreffend sondern auch geeignet, das Ansehen des Klosters und seiner Vertreter zu beschädigen. Ich widerspreche diesen Aussagen ausdrücklich!
Dass es immer schwieriger wird, in der Nähe von Wohnbebauung gastronomische Betriebe zu führen, ist höchst bedauerlich. Es spielt aber überhaupt keine Rolle, ob klagende Nachbarn aus dem gesamten Gebiet der Bundesrepublik, der EU oder anderen Regionen dieser Welt kommen. Den Begriff „großdeutsch“ glaubte ich seit dem Jahr 1945 endgültig überwunden. Klagende Nachbarn als Idioten zu bezeichnen, halte ich für unangemessen und beleidigend!
Elisabeth Dörrenberg
2. Bürgermeisterin
"grossdeutsche Idioten"?? Hoffentlich nie in Tutzing!
Was meinen Sie damit? Tutzing den Tutzingern, anno 2018?
Prosit Neujahr!
Helge Haaser Passau
Helge Haaser Passau