Die Tutzinger Ortsgruppe des Energiewendevereins Landkreis Starnberg e.V. wird neu belebt. Ihre Aktivitäten waren nach euphorischem Beginn „verebbt“, so formuliert es ihr Sprecher Bernd Pfitzner, Tutzinger Gemeinderat der Grünen. Doch nun ist deutliche Aufbruchstimmung erkennbar. Ein wichtiges Projekt steht am Anfang: In Tutzing soll es 100 Balkonkraftwerke geben.
So könne man sich die Energiewende zum Teil selbst erzeugen, sagt Gerd Mulert, der Vorstandsvorsitzende der Energiegenossenschaft Fünfseenland. Er war sofort angetan von der Idee der Tutzinger. Die Genossenschaft werde dabei helfen, verspricht er – so bei der Beschaffung der Module und ihrer Vorfinanzierung.
Um mit Photovoltaik Strom zu erzeugen, braucht man also kein Dach und keine Freifläche. Wer über einen Balkon oder eine Terrasse verfügt, kann sich ein oder zwei Module mit je 300 Watt Leistung anschaffen - das ist in Deutschland erlaubt, weil die Leitungen dies nach Auffassung von Experten verkraften. Ein Balkonkraftwerk mit 600 Watt kann nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie im Süden Deutschlands rund 650 Kilowattstunden im Jahr erzeugen. Ein 300-Watt-Modul kostet 400 bis 600 Euro. Es handelt sich quasi um eine Mini-Solaranlage, die einfach per Steckdose ans Stromnetz einer Wohnung angeschlossen werden kann. Der produzierte Strom kann direkt für den eigenen Bedarf genutzt werden. Manche sprechen von "Stecker-Photovoltaik".
Die Idee ist ein "Tutzinger Gewächs"
Im Zuge der Energiekrise wird das Interesse an Balkonkraftwerken immer größer. Das Angebot an Komplettsets ist groß. Die meisten von ihnen entsprechen den deutschen Vorgaben von maximal 600 Watt Einspeisung, die mit einem Wechselrichter geregelt wird. Es gibt aber auch andere Angebote, so für den internationalen Markt. Eine in Deutschland nicht umgesetzte EU-Richtlinie erlaubt 800 Watt. Beim Kauf sollte man also genau hinschauen - auch aus anderen Gründen Not macht erfinderisch: Balkonkraftwerke und ihre rechtlichen Tücken Die Energiegenossenschaft dürfte sich mit den Problemen aber schon gut auskennen, so dass eine gemeinschaftliche Beschaffung über sie wohl Risiken mindern kann.
100 Balkonkraftwerke: Ein so klares Ziel für eine einzelne Gemeinde wie in Tutzing gibt es im Landkreis Starnberg sonst nirgendwo. "Diese Idee ist ein Tutzinger Gewächs", bestätigt Mulert. Bernd Pfitzner gibt sich zuversichtlich, dass dieses Ziel über kurz oder lang erreicht werden kann. Der Wunsch nach Eigenstrom sei derzeit groß.
Ein Team des Energiewendevereins organisiert die Aktion
Tutzinger Mitglieder des Energiewendevereins befassen sich derzeit intensiv mit den Vorarbeiten. Das Team will einen Flyer mit Informationen erstellen, um auf das Projekt aufmerksam zu machen, die Bestellungen sammeln und bei der Montage der Kraftwerke auf den Balkons oder Terrassen helfen. „Man kann sie auch flach hinlegen“, sagte Pfitzner bei einer Versammlung der Ortsgruppe. Gesucht wird noch ein Lagerraum für die Module. Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat bei dem Treffen angedeutet, dass vielleicht die Garage des Rathauses in Frage kommen könnte. Auch der leer stehende Andechser Hof wurde ins Gespräch gebracht.
Ein Stromausfall hätte erhebliche Folgen - so für die Wasserversorgung
Die Neubelebung beim Energiewendeverein trifft zurzeit in Tutzing auf weitere auffallende Aktivitäten zum Klimaschutz. Wesentliche Impulse bringt seit März dieses Jahres die neue Initiative „Tutzing klimaneutral 2035“ ein. Sie will eine Tutzinger Energiegenossenschaft gründen und einen Solarpark errichten. Mitglieder der Energiegenossenschaft sollen ihren Strom und – falls sie in Reichweite des Versorgungsnetzes liegen – auch ihre Wärme von der Genossenschaft zu kostendeckenden Preisen beziehen können. https://www.tutzing-klimaneutral.de/%C3%BCber-uns
Tutzing ist seit vorigem Jahr auch als einzige Gemeinde des Landkreises Starnberg Mitglied im „Energieeffizienznetzwerk für Kommunen im Oberland“. Andreas Scharli, Energiemanager bei der Bürgerstiftung Oberland in Penzberg, lobte bei einem Besuch die Tutzinger Initiativen und ermunterte die Akteure nachdrücklich zu weiterem Engagement. „Was passiert, wenn der Strom ausfällt?“, fragte er.
Die Folgen beispielsweise für die Wasser- und Abwasserversorgungen müssten ernst genommen werden, mahnte Scharli nachdrüciklich. Die Trinkwasseranlagen laufen mit Strom, ebenso die Abwasserversorgung, so über die Ringkanalisation am Starnberger See. Was ein Stromausfall bedeuten kann, haben die Seeshaupter vor einiger Zeit erlebt: Aus so einem Grund waren die Haushalte dort zwei Tage lang ohne Trinkwasser. Die Menschen wurden in dieser Zeit mit Tankwagen versorgt.
Ortsgruppe Tutzing im Energiewendeverein Landkreis Starnberg e.V:
https://energiewende-sta.de/energiewendeverein-landkreis-starnberg/ortsgruppe-tutzing/
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Kommentare
Wir alle möchten in dieser großen Aktion ein Zeichen setzen und unseren Beitrag zur Energiesicherheit und zur Energiewende leisten. 100 Balkonkraftwerke für Tutzing sind ambitioniert. Nachdem uns auch Anfragen aus Bernried und Feldafing vorliegen, haben wir uns entschlossen, diese in die Aktion mit aufzunehmen. Damit sollte es kein Problem sein, die 100 Kraftwerke an den Mann, die Frau und auf die Balkone zu bringen.
In Youtube gibt es unzählige Videos mit Informationen über Balkonkraftwerke. Ich habe mal zwei identifiziert, die aus meiner Sicht, die häufigsten Fragen in Bezug auf Balkonkraftwerke beantworten.
https://www.youtube.com/watch?v=13lNyf7J5i4
https://youtu.be/Q28SZpH-9GQ
Da wir als Verein Energiewende Landkreis Starnberg e. V. und auch die Energiegenossenschaft Fünfseenland diese Aktion mit Hilfe von Ehrenamtlichen stemmen müssen, hilft es uns, wenn diese vorab schon mal beachtet werden, da wir diese Fragen dann nicht einzeln beantworten müssen. Darüber hinaus sind wir gerade dabei, einen möglichst effizienten Bestell- und Lieferablauf zu planen.
Folgenden Planungsstand haben wir momentan:
Start der offiziellen Kampagne ist im Oktober. Auf Infoständen (am Markt in Tutzing) werden wir ab Oktober über Balkonkraftwerke informieren. Wir werden hier auch ein Ausstellungsstück vor Ort haben. Bis dahin der Preis der Balkonkraftwerke feststehen und eine Broschüre . Die Bestellung soll über die Homepage der Energiegenossenschaft Fünfseeland (https://xn--energiegenossenschaft-fnfseenland-eqd.de/) digital abgewickelt werden. Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah, nach Eingang der Bestellung, die ersten Module ausliefern können. Grundsätzlich ist angedacht, dass die Käuferinnen und Käufer die PV-Module, den Wechselrichter und das Befestigungsmaterial selber abholen und montieren. In Ausnahmefällen kann die Energiegenossenschaft Hilfestellung leisten (gegen Aufpreis). Sollten handwerklich versierte Menschen hier auch anderen behilflich sein wollen, so freuen wir uns darüber.
Wir sind optimistisch, dass wir bis Ende des Jahres 100 Balkonkraftwerke in Tutzing und Umgebung ausgeliefert und installiert sind.
Bis Anfang Oktober bitten wir noch um etwas Geduld.
Bernd Pfitzner
Ortsgruppe Tutzing des Energiewendevereines Landkreis Starnberg e. V.
Hallbergerallee 11
82327 Tutzing
pv@bernd-pfitzner.bayern