Dieses war der zweite Streich: Im Neubau des Unternehmens Lobster auf dem ehemaligen Roche-Gelände wurde heute der Rest einer langen Wendeltreppe eingefügt, die mehrere Stockwerke durchziehen wird. Die erste Hälfte der Treppe war in der vorigen Woche eingebaut worden. Heute Nacht kam die zweite Lieferung an.
Wie riesige Spiralen lagen die Treppenteile auf der Baustelle an der Bräuhausstraße. Jedes dieser Elemente misst etwa 4,10 Meter im Durchschnitt und wiegt fünf Tonnen. Ihr Hersteller ist die niederbayerische Stahl- und Metallbaufirma Stögmüller in Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau). Geliefert hat sie die Firma Gerlsbeck aus Hohenkammer (Landkreis Freising). 400 bis 500 Spezial- und Schwertransporte wickelt dieses Unternehmen jährlich nach Angaben seines Juniorchefs Tobias Gerslbeck ab, 90 Prozent davon in Süddeutschland. Transporte mit bis zu 135 Tonnen Gesamtgewicht sind nach seinen Worten möglich.
Enge Zufahrtstrecken nach Tutzing
Auch an Lieferungen in weit entfernte Regionen ist die Firma oft beteiligt, doch in solchen Fällen bringt sie die Waren meist nur bis zu einem der bayerischen Häfen in Deggendorf, Passau oder Nürnberg. Im Dezember wird zum Beispiel eine Brauereianlage des oberpfälzischen Unternehmens Krones nach Mexiko geliefert. Das wird ein sieben Meter breiter Transport. Gerlsbeck bringt ihn zum Nürnberger Hafen.
Als Schwierigkeit bei der Lieferung nach Tutzing bezeichnete Gerlsbeck die Örtlichkeiten: Die Zufahrtstrecken seien sehr beengt und die Unterführungen meist recht niedrig. Standardmäßig seien Transporte dieser Art vier Meter hoch, in diesem Fall sogar 4,50 Meter. Dem stünden in und um Tutzing Unterführungen von 3 Metern, 3,60 Meter oder 3,80 Metern Höhe gegenüber.
Auf die höheren Unterführungen bei Wilzhofen und in der Lindemannstraße angesprochen sagte Gerlsbeck, nach Tutzing könne man mit so einem Schwerlasttransport zurzeit wegen der Sanierung der Hauptstraße nur von einer Seite aus gelangen.
So verlief die Route über Gilching und die neue Umgehungsstraße nach Pöcking, dort über die Hindenburgstraße hinunter nach Possenhofen und am See entlang nach Tutzing. Als positiv erwiesen haben sich nach Gerlsbecks Worten Halteverbote auf der Strecke, die wegen der Buslinien ohnehin eingerichtet worden sind.
Bei der Fahrt gab es laut Gerlsbeck keine Probleme. Auf der Landstraße haben zwei Polizeifahrzeuge den Transport begleitet, auf der Autobahn konnte er allein fahren.
Am Mittwochnachmittag hat ein Kran die halbe Treppe gleich an ihren Bestimmungsort gebracht. Rudolf Stögmüller, der Juniorchef der Herstellerfirma, war mit mehreren Mitarbeitern dabei. Auch für ihn ist das Tutzinger Projekt nicht alltäglich, obwohl sein Unternehmen als sehr erfahrener Treppenspezialist gilt.
Die Experten schauten sehr genau hin, als der Kran die beiden Elemente emporhob und sie durch die für die zu diesem Zweck ausgesparten Löcher wieder hinabließ. Damit ist erst die Hälfte der neuen Tutzinger Spirale im Bauwerk. Am kommenden Montag sollen nochmals zwei solche Elemente geliefert werden - und dann soll sich die lange Wendeltreppe vom Erdgeschoss durch das Gebäude bis ganz hinauf ziehen.
Filigranes Bauwerk mit extravaganten Zügen
Für Jochen Twiehaus, den Inhaber des zuständigen Tutzinger Architektur- und Ingenieurbüros Twiehaus, ist die Treppe „die DNA des Gebäudes“. Das Bauwerk, dessen Bauleiterin seine Frau Bettina Twiehaus ist, soll nach seinen Worten filigran werden, und es trägt viele extravagante Züge. Zahlreiche ausgefallene Ideen sind in die Planung eingeflossen.
Die Treppe gehört ebenso dazu wie Fassaden, die rundherum verglast werden sollen, bewegliche Metall-Lamellen oder Hohlkörper, die in die Betonböden eingelassen werden, damit Gewicht einsparen und optisch eine gewisse Leichtigkeit ermöglichen. Oder die Dachterrasse: Deren derzeitige Fläche soll praktisch auf die doppelte Fläche erweitert werden - quasi mit einer Aufhängevorrichtung, die die hinausragenden Teile trägt. Im Frühjahr 2022 soll alles fertig sein. Die Gesamtkosten werden laut Twiehaus brutto rund 25 Millionen Euro betragen. Etwa 150 Personen aus rund 50 verschiedenen Gewerken arbeiten nach seinen Angaben insgesamt an dem Bau mit. „Wir haben für jedes Gewerk einen Planer“, sagt Twiehaus.
Was exakte Abstimmung bedeutet, darüber kann Joachim Pantke, Polier des Schongauer Bauunternehmens Haseitl, eine Menge berichten. Er koordiniert die Abläufe beim Rohbau – eine höchst anspruchsvolle Vernetzungsarbeit, denn ganz unterschiedliche Firmen sind beteiligt, mit allem, was dazu gehört - fachlich, menschlich, sprachlich, denn auch nicht wenige Ausländer sind dabei. Wenn beispielsweise eine Lieferung nicht termingerecht ankommt, müssen schnell Konsequenzen gezogen werden.
Aber Pantke wirkt wie einer, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Wir Poliere sind gewohnt, auf jede Situation sofort zu reagieren“, sagt er, „und eventuell einen ganz neuen Plan zu machen.“
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Kommentare
Und nerv nicht die Leuten mit unqualifizierten Kommentaren, so haben wir dich nicht erzogen!
Das gibt Fernsehverbot wenn du nach Hause kommst das sag ich dir!
Jetzt aber flott!
Die Veränderung Tutzings verfolge ich größtenteils mit Neugierde und Vorfreude. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich auf Dinge die ich nicht ändern kann einzulassen. Erst dann ist man auch in der Lage, differenziert darauf zuzugehen um vielleicht doch das ein oder andere beeinflussen zu können. Das wird angesichts dieser (für Tutzing) enormen Dimensionen natürlich schwierig werden, aber lassen wir die Leute ihr Werk doch erstmal vollenden. Dann können wir uns ja dort im Biergarten treffen und weiterdiskutieren.
Schlimmer als früher kanns nicht werden. Ich erinnere mich, dass es in meiner Kindheit manchmal bestialisch stank in Tutzing. Angeblich wurden dann bei Boehringer die Versuchsratten verbrannt ...
Offensichtlich ein Verhaltensmuster das sich wiederholt!
Da wird dann auch klar, wer hier notfalls "...die eigene Deutungshoheit moralisch zu unterfüttern..." sucht.
Schade Herr Kerbs, jetzt wird es persönlich, niveaulos und unreflektiert.... Ich frage mich, woher sie nehmen, dass ich überheblich sein soll und die Arbeit von Bauhof, Arzthelfern/innen, ambulanter Krankenpflege und vielen weiteren als nicht zukunftsorientiert oder weniger wichtig einstufe.
Es ging mir darum, dass hier in Tutzing neue Arbeitsplätze in einem modernen Neubau entstehen, den ich architektonisch bei weitem nicht so dramatisch finde, wie es Herr Wagner darstellt. Wenn in einem solchen Bau betreutes Wohnen, ein neues Krankenhaus, eine Umweltstiftung oder was auch immer einziehen würden und dauerhaft Arbeitsplätze schafft, fände ich auch das positiv.
Aber das ist mein letzter Kommentar dazu hier.
ad 3: Ich muss ein wenig ausholen, um Ihre Frage zu beantworten. In unseren westlichen Gesellschaften genießt intellektuelle Arbeit ein höheres Ansehen und wird besser vergütet als körperliche, zuarbeitende Tätigkeiten. Welches Kind wohin gelangt, diese Zuordnung erfolgt im auswählenden Bildungssystem. Jeder Schuljahresabschluss steht für eine Hürde und schlechtere Noten als die Mitschüler führen in eine kürzere und schlechter ausgestattete Bildungskarrieren. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Gerechtigkeit kommt dabei deshalb zu kurz, weil der sozioökonomische Status der Schüler, der Bildungsabschluss der Eltern, auch deren Hautfarbe, die Entschiedenheit ihres Auftretens bis zur Qualität ihrer Anwälte, das Einzugsgebiet der Schule und andere Faktoren letztlich mehr zum erzielten Bildungsabschluss beitragen als das intellektuelle Potenzial und der Fleiß der Kinder. Natürlich gibt es Nutznießer, die mit Murren reagieren, wenn an diesen Verhältnissen etwas geändert werden soll. Sie können es sich leisten, die Mängel des Systems privat auszugleichen, flüchtet auf Privatschulen, manche in Internate, ins Ausland oder sie lassen ihre Kinder von Nachhilfelehrern bis zum Abitur geleiten. Und jetzt kommen wir zum Punkt: Die Profiteure des beschriebenen Verteilungskampfes zeichnen sich nicht selten durch eine ganz typische Herablassung aus, die ich auf dieser Plattform bereits einige Male kritisiert habe. Auch Sie scheinen keine Antennen für die feinen Zwischentöne der Arroganz zu haben, sonst wäre Ihnen an den Formulierungen von Thorben Hoffmann gewiss etwas aufgefallen. Er spricht von „attraktiven Arbeitsplätzen für junge Mütter und Väter, die als Software-Entwickler, Projektleiter, Key Accounter“ in Tutzing willkommen sind. Interessant ist, was er nicht formuliert. So käme er wohl nicht auf die Idee, eine Arbeitsstelle im Bauhof, im Vorzimmer des HNO-Arztes, an der Kasse des Supermarktes, in der Wäscherei der Klinik oder in der ambulanten Pflege als attraktiven Arbeitsplatz oder als „zukunftsorientiert“ zu bezeichnen. Wer so denkt, findet das zumeist nicht überheblich, sondern ganz natürlich. Man tritt als große Geste für das einfache Volk in der Stunde der Not auf den Balkon, applaudiert und stellt den Bildbeleg ins Netz. Nach dieser Konversation gehe ich davon aus, dass auch Sie meinen, Ihre Arbeit sei wichtiger und müsse besser entlohnt werden als die von denen, die sich die Hände schmutzig machen. Damit sollte meine Antwort auf Ihre Frage deutlich geworden sein. Natürlich dürfen Sie, dürfen alle Programmierer dieser Erde für ihre Jobs brennen. Nur bitte ohne die unbedachte Arroganz, die im Endeffekt in der Gesellschaft dazu geführt hat, dass heute dringend benötigte Intensiv- und Altenpfleger derart katastrophal schlecht bezahlt werden, dass viel zu wenige diesen Job noch machen wollen. Wir reden hier also über Stilfragen und Haltungen.
ad 4: Und gewiss reden wir nicht über Urlaubsziele und Geschmacksfragen, sondern in letzter Konsequenz über Einkommensverhältnisse und daraus resultierende Lebenschancen. Wo sich Wenige viel nehmen, bleibt für die Vielen wenig übrig. Rund um die Baustelle geht es also letztlich darum, wer für sich wieviel Raum in Anspruch nimmt, wer sich große, hohe, auffällige Gebäude errichten lässt, ohne bemerken zu wollen, dass er oder sie Teil eines Nullsummenspieles ist. Sie, Herr Ruess, argumentieren hier für diejenigen, die für die eigene Sache viel Raum beanspruchen. Und ich mache mich unbeliebt, weil ich das zur Sprache bringe.
ad 6: An dem Punkt verstehe ich die Debatte nicht mehr und schlage vor, das wegzulassen.
ad „Übrigens“: Da haben Sie mich erwischt. Ich neige leider dazu, unter Zeitdruck umständlich zu schreiben. Es braucht Mühe, das Kantige aus meinen Texten herauszustreichen. Und die hatte ich mir beim letzten Text dann doch nicht gemacht. Mein Fehler, Ihr Punkt.
3. Ich finde es sehr schade, dass man anscheinend für sein Berufsfeld nicht brennen darf. Was spricht dagegen motiviert zu sein, Spaß an der Arbeit zu haben und von der Sache für die man arbeitet überzeugt zu sein? Warum muss man dies durch "Spieß umdrehen" und Ironie kontern und damit auf die persönliche Ebene bringen?
4. Ich habe das versucht nachzuvollziehen. Ich kann nicht sehen, dass Thorben Hoffmann in irgendeiner Form andere Berufsfelder diskreditiert oder (un-)bewusst als unattraktiv darstellt. Nur weil etwas attraktiv genannt wird kann man nicht ableiten, dass "ungenanntes" unattraktiv ist. Ich finde den Starnberger See schön. Niemand würde mir wegen dieser Aussage unterstellen, dass ich Lake Louise nicht auch schön finde. Diesen Zusammenhang haben Sie selbst hergestellt. Und übrigens sogar missbraucht, indem Sie die Wichtigkeit der von Ihnen zitierten Berufsgruppen betont haben. Diese Argumentation halte ich persönlich für Populismus.
6. Ein interessanter Punkt. Viele Fridays for Future Teilnehmer sind aufgrund Ihres Alters mit digitalen Medien aufgewachsen. Ich habe noch keine Kritik der Bewegung an der IT allgemein wahrgenommen, da wäre ich an Verweisen interessiert. Von Energiekonsum auf "logischerweise keine Best Buddies" zu schließen scheint mir verkürzt, die Bewegung argumentiert normalerweise fachlich fundiert (zum Beispiel unterstützt durch Scientists for Future).
Übrigens: das mit dem einfachen Deutsch hat meiner Meinung nach leider nicht geklappt. Und das möchte ich auf keinen Fall als persönliche Kritik verstanden wissen, sondern es ist vielmehr eine Beobachtung, die sich so auf einige Kommentare von Ihnen und anderen auf vorort.news beziehen lässt. Sehr lehrreich ist für mich in diesem Zusammenhang die Rubrik "Leichte Sprache" aus dem Magazin brand eins. An diesem Sprachstil sieht man deutlich, wie man komplizierte Ausdrucksweisen in verständliche Worte fassen kann, und dabei erstaunlich wenig Inhalt verliert.
"idealisiert dargestellten Tätigkeiten"
"abgehobene Haltung"
"Dieser raumgreifende Anspruch passt wenig zu der Dünnhäutigkeit, mit der Sie sich gegen Kritik wenden."
"Sie entreißen diese Bauten unter Verweis auf die Subjektivität von Geschmacksfragen der Debatte."
"Da schwingt ein hochherrschaftlicher Gestus mit"
Na ja, wenn Sie meinen...
1. Die Architektur der Gebäude empfinde ich ganz subjektiv als hässlich und einfallslos.
2. Herrn Hoffmanns Freude über die „attraktiven Arbeitsplätze“ uam. vermag meine Enttäuschung über dieses Erscheinungsbild nicht zu lindern.
3. Die euphorisierte Art und Weise, in der Herr Hoffmann über IT-Berufe sprach, gefiel mir nicht. Deshalb habe ich den Spieß umgedreht und ironisch über die von ihm idealisiert dargestellten Tätigkeiten gesprochen.
4. Insbesondere gefiel mir die abgehobene Haltung nicht, mit der attraktive Arbeitsplätze ungenannten unattraktiven Arbeitsplätzen gegenübergestellt wurden.
5. Es gibt Branchen und Menschen, die mehr oder weniger Raum, Ressourcen und Energie für sich beanspruchen und verbrauchen.
6. Ich habe erwähnt, dass Fridays for Future den Klimawandel und dessen Verursacher im Fokus hat. Weil die IT-Branche extrem energieintensiv ist, sind beide logischerweise keine Best Buddies.
7. Sie argumentieren hier für die Bau- und die IT-Branche, die mit diesen Bauten weit in die Lebensbereiche aller Tutzinger Bürger hinein wirken. Dieser raumgreifende Anspruch passt wenig zu der Dünnhäutigkeit, mit der Sie sich gegen Kritik wenden.
8. Die Gestaltungsmacht liegt bei den Geldgebern, den Unternehmen und Architekten. Mein kritischer Kommentar ist im Vergleich dazu ein Staubkorn in der Wüste.
9. Nun geben Sie sich aber nicht nur dünnhäutig, sondern Sie gehen weiter: Sie entreißen diese Bauten unter Verweis auf die Subjektivität von Geschmacksfragen der Debatte. Da schwingt ein hochherrschaftlicher Gestus mit, der so gar nicht in einen demokratischen Austausch passen will.
Wenn es Ihnen auch jetzt nicht gelingen sollte, aus dieser Liste Argumente zu ziehen, greifen Sie bitte zum Telefonhörer. Ich nehme mir gerne die für weitere Erläuterungen erforderliche Zeit.
es gehört doch zur guten Erziehung, nicht pauschal Menschen, die in anderen Berufen tätig sind, verächtlich zu machen. Das wissen Sie ja auch, genauso, wie Sie wissen, dass das auch dann nicht geht, wenn man (angeblich) meint, dass diese Beleidigungen die Beleidigten schon nicht stören werden. Mit den Mohamed-Karikaturen hat das übrigens mal schlicht überhaupt nichts zu tun. Aber auch das wissen Sie ja.
Wenn Sie eine Diskussion wollen, dann liefern Sie doch statt dessen einfach vernünftige Argumente, über die man sich ernsthaft auseinandersetzen kann. Neben der Optik, über die man streiten kann, bleibt, dass Sie glauben, Arbeitsplätze im EDV-Bereich und damit die Gebäude, in denen sie sich befinden, seien in naher Zukunft obsolet. Das halte ich für absurd. Auch Ihr Vergleich mit Diesel-Motoren ist unsinnig - wenn die Lobster-Leute so lange in dem Neubau sind wie die Diesel-Technologie (deren Nachteile ich damit nicht verteidige) existiert und Sinn gemacht hat, dann ist das aus heutiger Sicht schon fast die Definition von zukunftsträchtig.
Recht hat im Übrigen Herr Rekus; seinem Beitrag ist nur hinzuzufügen, dass sich hier eigentlich diejenigen zuerst über Zuzug von aussen beschweren dürfen , die nicht selbst privat und/oder mit ihrem Geschäft nach Tutzing nach Tutzing gezogen sind. Und diejenigen, die seit Geburt hier leben, aber ihr Grundeigentum in der Vergangenheit nicht meistbietend zur engeren Bebauung verkauft haben. Dass es in Tutzing möglich ist und bleibt, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, halte ich nicht für negativ. Sonst müssten Sie ja konsequenterweise alle Betriebe aus Tutzing vertreiben, damit - außer zum Schlafen - bloß niemand hierherkommt und das Wohnen billiger wird. Ob Tutzing dann, gerade für junge Leute, noch so attraktiv ist, weiß ich nicht.
Erst verlangt ganz Tutzing/Bayern/Deutschland nach Jobs von denen man auch hier leben und die Familie gut ernähren kann ... und wenn dann ein Unternehmen nach Tutzing kommt, hier investiert und mitten im Ort genau diese Jobs schafft ... ist es auch wieder nicht recht? Das Jobprofil gem. Tutzinger Bürgerversammlung war doch: keinen dauerhaften Lärm verursachend, nicht stinken oder gefährlich sein und Gewerbesteuereinnahmen.
Apropos:
Es ist doch nicht so, dass Tutzinger Miet- und Immobilienpreise vor Lobster & Co. günstig waren. Gemäß dieser Logik hätte die damalige Schließung des Roche-Standortes eine erhebliche Entlastung bei den Mieten und Immo-Preisen bewirken müssen; das blieb allerdings aus.
Wer in Tutzing günstigen Wohnraum will, müsste viel radikaler vorgehen. Wirklich helfen würde nur:
-> den Starnberger See trockenlegen und zuschütten,
-> alle Schulen in Tutzing schließen,
-> den S-Bahn bereits in Feldafing oder noch früher enden lassen,
-> sehr viel mehr sozialen Wohnbau betreiben; sowohl in die Höhe (50 Stockwerke und mehr) als auch in die Flächen.
Die letzten Zeilen waren natürlich größtenteils Satire!
Aber die Wahrheit dahinter ist, dass die Tutzinger Immobilienblase nichts mit einzelnen Arbeitgebern zu tun hat. Es gibt nicht DEN EINEN Faktor, der die Miet- und Immobilienpreise in Tutzing seit Jahrzehnten expandieren lässt. Alle Ursachen wurzeln in der grundsätzlichen Attraktivität von Tutzing als Wohnort und Lebensmittelpunkt:
-> Die schöne Lage am See mit den Bergen in Sichtweite.
-> Von der Grundschule bis zum Gymnasium gibt es bei uns super Bildungsangebote direkt im Ort für unsere Kinder!
-> Alle 20 Minuten eine S-Bahn in die Landeshauptstadt München mit all' ihren Attraktionen und zurück... dieser Service endet in Tutzing. Bereits in Bernried oder Kampberg gibt es das nicht mehr.
Das Eine kann es nicht ohne das Andere geben. Zumindest in einer freiheitlichen Gesellschaft, in der jeder dort sein Glück suchen und finden kann, wo er will.
"Ihre hochgelobten IT-Arbeitsplätze nehmen hingegen einen fortschreitenden Raubbau an der Ökologie in Kauf und gründen auf exponentiell anwachsende Energieverbräuche. Wie irre ist denn das, schon wenn man rational denkt und den Umstand im Blick hat, dass wir in einem geschlossenen System leben? "
Schon erstaunlich, wie Sie über einen ganzen Berufszweig herziehen. Sprechen Sie so auch mit den Leuten von T3P, die Ihre eigene Homepage produzieren und betreuen? Oder mit den Leuten von Microsoft, die Microsoft Teams aneinandergereiht haben, damit Sie auch in Corona-Zeiten Ihrem Beruf nachgehen können? Ein bisschen Respekt vor anderen Berufen wäre schon angebracht.
Die Optik des Gebäudes an der Bräuhaus-/Bahnhofstraße ist ansonsten ja wohl Geschmackssache und kein Grund, so über Personen (einschließlich der beteiligten Architekten, "Twiehaus-Bau") herzuziehen.
mir brauchen Sie nichts über eine moderne Arbeitsumgebung erzählen. Ich arbeite selbst in einer, in München. Obwohl es für mich einfacher wäre, würde ich mir trotzdem nicht wünschen, dass die Firma ortsansässige wäre. Ich schätze den ländlichen Charakter von Tutzing und den Kontrast zwischen Stadt und Land. In Tutzing wird momentan nur alter Beton durch noch mehr neuen, etwas gefälligeren Beton ersetzt. Das soll Fortschritt sein? Hier wurde die Chance vertan die Bausünden von gestern mit einer ortsverträglicheren Bebauung zu beheben. Das Büro Twiehaus, das nach eigener Aussage stark auf Regionalität setzt, hat mit dieser Umsetzung jedenfalls nicht dazu beigetragen. Der Schwur auf die Regionalität gilt wohl nur in Bezug darauf, woher der Beton stammt.
Fahren Sie doch mal auf der B2 von Traubing nach Starnberg. In Wieling wurde ein hässlicher Zweckbau in die grüne Landschaft gepflanzt. Der wirkt dort wie vom Himmel gefallen. Ein neues Gebäude für eine Brauerei entsteht gerade. Und kurz vor Starnberg entsteht ein neues Industrieviertel mit zahlreichen Gebäuden auf der grünen Wiese. In München gibt es keinen Platz mehr und jetzt drängt man in den Münchner Speckgürtel. Einige Genrationen weiter, wird alles zusammengewachsen sein, sodass es zwischen Stadt und Land nahezu keine Unterschiede mehr geben wird. Natur wird nur in den Sahnegrundstücken direkt am See übrigbleiben. Denn diese lassen sich die super Reichen sicherlich nicht streitig machen. Es bleibt zu hoffen, dass ich im Sinne zukünftiger Generationen mit meiner Prognose wirklich übertreibe.
Und auch Ihre Argumentation, Herr Kerbs verfängt nicht.
Klar will nicht jeder Programmbausteine zusammenstellen und den ganzen Tag in einen Bildschirm schauen, will und muss auch nicht jeder oder jede.
Genauso will nicht jeder morgens bei jedem Wetter auf den See raus und Netze einholen, will und muss auch nicht jeder oder jede
Auch mit lernunwilligen Kindern und deren Eltern sich als Lehrer tagtäglich rumärgern, will und muss auch nicht jeder oder jede
........ Gut, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich einzubringen und seinen Lebensunterhalt zu verdienen und sind wir froh, dass es Menschen gibt, die Jobs erledigen, die man selber nicht machen will. Das ist das Prinzip einer arbeitsteiligen Gesellschaft.
Das sich Innovationen auch irgendwann einmal selbst überholt haben, das liegt in der Natur der Sache. Aber ohne sie säßen wir jetzt vielleicht noch in Höhlen, wer weiß.…
Auch die - von mir geschätzten - Aktivisten von Fridays for Future nutzen Smart-Phones in denen fragwürdig abgebaute Rohstoffe verarbeitet sind und nutzen Kommunikationswege, Cloud-Lösungen etc. die gigantische Rechenzentren bedingen, die wiederum enormen Energiebedarf aufweisen. Und ich vermute auch Sie, Herr Wagner, Herr Kerbs nutzen moderne Computer, email, Google , speichern Photos und Dokumente in der Cloud, fahren einen Wagen (die Chance ist hoch, dass es noch kein reines E-mobil ist) und u.U. sind Sie auch schon mal per Flieger in den Urlaub - alles Dank Innovationen.
So wie es hier auf der Plattform vereinzelte Stimmen gibt, die Veränderung kritisch sehen und am liebsten verhindern würden, gibt es auch genügend Menschen, die die Entwicklung/Modernisierung z.B. im Bahnhofsumfeld sehr positiv sehen und als Chance für Tutzing begreifen.
Ich denke hier in Tutzing kann man verdammt gut leben und das hat mit der Lage am See, der Nähe zu den Bergen, der Natur in der unmittelbaren Umgebung, der Versorgung vor Ort und den Mitmenschen zu tun. Und wenn wir ehrlich sind, dann gibt es viele Orte die deutlich hässlicher sind. Eine Verschandlung der Heimat kann ich jedenfalls nicht erkennen. Schon gar nicht, wenn ich die aktuelle Entwicklung am Bahnhof mit den Roche-Gebäuden der Vergangenheit vergleiche.
jetzt übertreiben Sie aber. Es geht hier um attraktive Arbeitsplätze für junge Mütter und Väter, die als SW-Entwickler, Projektleiter, Key Accounter etc. dann nicht mehr nach München fahren müssen (Zeit sparen und Umwelt schonen), es geht um Ausbildungsplätze in zukunftsträchtigen Berufen. Und richtig, ein wachsender Teil einer jungen Generation engagiert sich wie bei "Fridays for Future" oder "Plant for the planet" hier in Tutzing stärker als vorrangegangene Generationen. Trotzdem sind sie nicht rückwärtsgewandt und schätzen moderne Arbeitsumgebungen (schauen sie sich die beliebtesten Arbeitgeber von Berufseinsteigern an und dann besuchen Sie einmal deren Büros).
Die Gefahr, dass sich Tutzing zum Dubai des Starnberger Sees entwickelt ist derzeit noch sehr gering. Zumindest finde ich noch keine entsprechenden Gebäude und Häuserschluchten.
Das verlangt Umdenken, Offenheit, Flexibilität, Toleranz, Anstrengung, Mut, Engagement……
Einer Gemeinde wie Tutzing tun engagierte Unternehmer gut. Sie verändern etwas, sie schaffen Arbeitsplätze, sorgen für Wohlstand, halten eine Gemeinde handlungsfähig.
Und etwas zu unternehmen, funktioniert nun einmal nicht zwingend in - zweifelsohne auch schönen - Fischerhäusern, Bootshütten und alten Villen. Hier braucht es funktionelle Räumlichkeiten, in denen sich auch junge Menschen wohl fühlen, die Raum für Kreativität, Innovation und Austausch bieten.
Design und Architektur haben sich immer wieder verändert und immer wurde darüber gestritten. Klar kann man Oldtimer optisch ansprechender finden als gesichtslos Elektrofahrzeuge. Klar mag ein altes Fischerhaus mehr Gemütlichkeit und Heimatgefühl ausstrahlen als ein eckiger Bauhausklotz. Aber für alles gibt es gute Gründe. Und in vielen Museen finden sich heute Dinge, über die zum Zeitpunkt des Entstehens eifrig gestritten wurde.
Wenn heute in Tutzing im Bereich des Bahnhofs ein modernes, urban anmutendes Viertel entsteht, dann sollte es uns freuen, weil es zukunftsorientiert ist und nicht alten Baubestand verdrängt hat. Für das Ortsbild ist es kritischer, wenn alte Villegrundstücke verschwinden und dort Mehrfamilienhäuser entstehen, die mit der vormaligen Bebauung nichts mehr zu tun haben.