Genau 20 Jahre ist es her: 2001 hat der Roche-Konzern seine Tutzinger Betriebsstätte stillgelegt, die er mit der Übernahme des Unternehmens Boehringer-Mannheim ein paar Jahre zuvor mit erworben hatte. Seitdem gab es alle möglichen Versuche für eine Neubelebung des bahnhofsnahen Geländes. Doch aus allen Bemühungen wurde zunächst nichts. Seit ein paar Jahren aber steht das erste von fünf neuen Gebäuden, das zweite ist in Bau. Am Dienstag hat der Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats den Satzungsbeschluss im Bebauungsplanverfahren für die weiteren Projekte gebilligt. Damit ist der Weg für die komplette Roche-Nachfolgebebauung endgültig frei.
Das Gesamtkonzept für die knapp 22 000 Quadratmeter große alte Industriefläche zwischen der Bräuhausstraße und dem Krankenhaus nennen die Planer „Business Area Tutzing“. Im Verlauf der vergangenen Jahre gab es immer wieder Änderungen. So sollte das erste der neuen fünf Gebäude, ein eigenwilliges dreiecksförmiges Gebäude, eigentlich zu einem so genannten Aparthotel werden, doch auf einmal wurde eine ganz andere Nutzung vorgestellt: Eine Privatklinik zog ein. Nebendran ist mittlerweile ein zweites Gebäude weit gediehen, das dem IT-Unternehmen Lobster als künftige Zentrale dienen soll. Drei weitere Gebäude sollen nun im unteren Bereich des Geländes hinzukommen. Eines davon soll ein Bürogebäude direkt an der Bahnhofstraße sein, das noch zur Vermietung ansteht. Daneben ist ein Hotel vorgesehen, das die Hotelgruppe Bari Group unter dem Namen „Mesura“ betreiben will. Das dritte Gebäude soll eine Erweiterung der in den Dreiecksbau eingezogenen Privatklinik werden.
Probleme erst nachträglich bemerkt
Bis zuletzt gab es Stolpersteine. Alles schien weitgehend fertig, die Gemeinde billigte den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan - doch plötzlich traten Probleme auf, die Satzung konnte doch nicht in Kraft treten. Im Gemeinderat bekannte Kreisbaumeister Christian Kühnel im Dezember vorigen Jahres mit fast schon entwaffnender Offenheit, man habe erst nachträglich gemerkt, dass die eingereichten Bauanträge nicht zu den Festlegungen des Bebauungsplans passten. Die Konsequenz daraus wirkte recht überraschend: Die Pläne des Bauantrags wurden selbst zum Bestandteil des Bebauungsplans gemacht. Kollisionen auf früherem Roche-Gelände
Das ist nun alles doch recht schnell gegangen. Der Bebauungsplan wurde noch einmal öffentlich ausgelegt, aber es gab nur noch wenige Stellungnahmen. Im Bauausschuss gab es am Dienstag nur noch eine einzige kritische Stimme. Sie kam von Christine Nimbach (Grüne). „Ich hätte mir mehr Freiflächen gewünscht, wo sich die Menschen begegnen können“, sagte sie. Eigentlich waren die Planer immer stolz auf vorgesehene Fußgängerpassagen, Zonen mit Bänken und Bäumen, sogar einen Biergarten, der mittendrin entstehen soll. Mit ihren Vorhaltungen blieb Nimbach allein, ebenso mit einer kritischen Bemerkung zur Fassadengestaltung der künftigen Gebäude. Ansonsten gab es keine Diskussionen mehr. Die Bebauungsplanänderung wurde mit allen außer Nimbachs Stimme befürwortet, der Satzungswurf ist gebilligt.
Damit ist einer der Tutzinger Dauerbrenner offenbar erledigt, der Nachfolgenutzung von Boehringer-Mannheim und Roche in ihrer gesamten Breite mit der „Business Area Tutzing“ steht nichts mehr im Weg. Die Fertigstellung der Neubauten auf dem ehemaligen Industriegelände haben Ehret und Klein für das Jahr 2023 angekündigt. Sie versprechen einen urbanen und innovativen Wirtschafts- und Lebensraums direkt am Starnberger See“.
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Klaus Hirsch