Bauplanung
6.10.2021
Von vorOrt.news

Öffnung der Ortsmitte zum See

Seehof-Bebauungsplan beschlossen - Konzept vereint Hotelbebauung und Fußgängerpromenade

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Das alte Seehof-Hotel galt lange als prägend für Tutzing © Sammlung Gernot Abendt

Für eine Neubebauung des Seehof-Grundstücks stehen die Signale auf grün. Wenige Tage vor Ablauf einer baurechtlichen Veränderungssperre hat der Tutzinger Gemeinderat am Dienstag mit dem Satzungsbeschluss einen neuen Bebauungsplan Nr. 78 „Ortszentrum Tutzing, Teilbebauungsplan 7 ‚Seehof‘“ fertiggestellt. Er ersetzt den bisherigen Bebauungsplan Nr. 35 und schreibt die mögliche künftige Bebauung auf dem Areal fest.

„Der historische Seehof hat die Gemeinde lange geprägt“, sagte Lydia Knözinger-Ehrl vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München. Das frühere Hotel sei das größte Gebäude in diesem Bereich gewesen. Seit dem Abbruch des alten Bauwerks im Jahr 2003 sei das Seehof-Grundstück eine Brachfläche gewesen.

Die neue Konzeption sei in einem sehr intensiven Prozess entstanden, sagte die Planerin, an dem der Stadtplaner Prof. Florian Burgstaller und die Landschaftsplanerin Monika Treiber mit vielen Überlegungen und Arbeitsschritten beteiligt gewesen seien. Der neue Bebauungsplan bringe nun eine städtebauliche Neustrukturierung.

Absage an Wohnbebauung: Hotel wird planungsrechtlich gesichert

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Erstmals eine Achse, um die Ortsmitte zum See hin zu öffnen, Fußgängerpromenade neben vier Hotelbauten, Gastronomie in Bootshüttenform neben dem Dampfersteg: Die Plankonzeption für den Seehof © Prof. Florian Burgstaller

Mit der Plankonzeption soll erreicht werden, was viele schier nicht für möglich gehalten haben: eine Kombination von einem Hotel mit einer möglichst großzügigen öffentlichen Nutzung. Gleichzeitig entstehe damit erstmals eine Achse, um die Ortsmitte zum See hin zu öffnen, sagte Planerin Knözinger-Ehrl.

Ein Hotel wird planungsrechtlich gesichert, womit die Gemeinde früheren Wohnbau-Absichten für das Grundstück eine Absage erteilt hat. Ermöglicht werden soll eine Bebauung mit rund 5200 Quadratmetern Geschossfläche, die in vier dreigeschossigen Gebäuden Platz für 80 bis 90 Hotelzimmer und für Mitarbeiterwohnungen, darüber hinaus aber auch für Läden und Cafés bieten soll. Gleichzeitig soll umfangreicher öffentlicher Raum mit einer Fußgängerpromenade geschaffen werden. Und am Seeufer neben dem Dampfersteg ist eine Gastronomie in Form von Bootshütten vorgesehen.

Ein konkretes Vorhaben, das nach dieser Plankonzeption tatsächlich realisiert wird, ist bisher allerdings ebenso wenig bekannt wie ein Investor. Während in Tutzing die letzten Arbeiten am Bebauungsplan gelaufen sind, hat der österreichische UBM-Baukonzern versucht, sich vom Seehof-Grundstück zu trennen, das er vor Jahren erworben hat. Verhandlungen darüber scheinen positiv gelaufen zu sein, doch über Ergebnisse ist bisher offiziell noch nichts bekannt.

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Applaus im Gemeinderat

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Seit Jahrzehnten leer: Das Seehof-Grundstück, vom Starnberger See aus gesehen © Ferdinand Goslich

Zahlreiche - teils kritische - Aspekte sind im Verlauf der Arbeiten am Bebauungsplan untersucht, Stellungnahmen von Behörden und aus der Tutzinger Bürgerschaft eingebracht und im Verfahren abgewogen worden. Dabei ging es um die Abstände zur Nachbarbebauung, besonders an der Marienstraße, um Verschattungen, Lärmbelastungen und den für einige wegfallenden Seeblick, um die Auswirkungen von Markt- und ähnlichen Veranstaltungen neben dem Hotel und auf der vorgesehenen Fußgängerpromenade, um den zu erwartenden Verkehr und die Parkplätze und zahlreiche andere Themen. Warum der Seehof nicht zum Kurpark wird

Zuletzt kamen noch Bedenken auf, dass Parkplätze und Lieferverkehr der benachbarten Evangelischen Akademie im Schloss Tutzing den Hotelbetrieb beeinträchtigen könnten. Weitere Befürchtungen gab es wegen der auf dem Seehof bestehenden Bäume und der an sie heranrückenden Bebauung. Viele Berechnungen wurden noch angestellt - aber letztlich gab Planerin Lydia Knözinger-Ehrl am Dienstag im Gemeinderat Entwarnung: Es sei keine Änderung der Planung erforderlich. „Ein sehr erfreuliches Ergebnis“, kommentierte sie. Wegen eines Baums soll es aber Auflagen für den Bau geben.

Auch bei den Gemeinderäten war die Freude groß. Sie beschlossen den Bebauungsplan einstimmig als Satzung, Bürgermeisterin Marlene Greinwald dankte allen Beteiligten für die lange Begleitung und sagte schier mit einem Stoßseufzer: „Das war eine Mordsarbeit.“ Und da gab es im Gemeinderat etwas ganz Seltenes: Applaus.

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