
Am Feiertag Christi Himmelfahrt in diesem Jahr haben die Leute dem Café Erin schier die Türen eingerannt. Der Backshop Ihle im Edeka-Markt an der Lindemannstraße war an diesem Tag ohne Ankündigung – und endgültig – zugemacht worden. Die Ihle-Kunden erinnerten sich, als sie vor verschlossenen Türen standen, auf einmal daran, dass es auch in der Tutzinger Ortsmitte Läden gibt.
„Da kamen viele zu uns, die wir lange nicht mehr gesehen hatten“, erinnert sich Ümüt Erin. Er und seine Teammitglieder waren auf den gewaltigen Andrang natürlich nicht vorbereitet. Der normale Warenvorrat war schnell verkauft, und sie hatten alle Hände voll zu tun, um für Nachschub zu sorgen.
„Das Café Erin ist eine Institution in Tutzing“, sagt der frühere Tutzinger Gemeinderat Wolfgang Marchner, der bei Erin Stammgast ist. Während er eine speziell für ihn belegte Eisemmel genießt, schwärmt er: „Wenn andere Geschäfte geschlossen sind, hat Erin zuverlässig offen.“ Tatsächlich ist das Café Erin fast immer geöffnet, auch samstags und sonntags. Nur selten ist das Geschäft wegen Urlaubs geschlossen.
Ümüt Erin und seine Frau Reyhan, die aus der Türkei stammen, betreiben ihr Café mit großem persönlichem Engagement. Zehn Aushilfen beschäftigen sie, auch ihre beiden Söhne helfen immer wieder mal mit. „Wir arbeiten immer an sieben Tagen in der Woche“, berichtet Erin – und täglich „nicht unter zwölf Stunden“. Morgens spätestens um 6 Uhr oder 6.30 Uhr geht es los, und abends dauert es meist bis 20 Uhr oder 20.30 Uhr, manchmal auch länger.
Bald wird das 20-jährige Jubiläum gefeiert

Seit 20 Jahren gehört das „Café Erin“ fest zu Tutzing. Im März vor zwei Jahrzehnten haben die Erins in den Räumen des früheren Café Hofmair begonnen. Seit einigen Jahren ist die Familie mit ihrem Betrieb in einem etwas von der Hauptstraße zurückgesetzten Gebäude neben dem Kurhaus aktiv, dessen Sitzplätze außen im vorderen Bereich von vielen Menschen gern genutzt werden. Eine Jubiläumsfeier soll nun nach Beendigung der Straßensanierung bald stattfinden, der Termin steht aber noch nicht fest.
In Tutzing ist das Café Erin längst zu einem beliebten Anziehungspunkt geworden. Dazu tragen auch ideenreiche Sortimentserweiterungen bei, so mit einer Feinkost-Theke und kleinen Mittagsangeboten. Immer mehr Produkte stellen die Erins selbst her, so Quiches, Streuselkuchen, Muffins, Cookies, Börek, Suppen und Snacks. „Reyhans Spezialitäten“ sind bei Kennern gefragt. Auch für viele Anlässe liefern Erin und sein Team Backwaren, so für das Seefest der Tutzinger Gilde, das Thomaplatzfest des Verschönerungsvereins, für etliche Veranstaltungen der Gemeinde, des TSV, der Kirche und am Samstag dieser Woche für das Weinfest auf der Brahmspromenade, mit dem die jungen Leute vom Veranstaltungsverein wohl wieder tausende Besucher von nah und fern anlocken werden.
Außerdem sorgt Erin im Tutzinger Gymnasium und in der Benedictus-Realschule für den Pausenverkauf. In der Grundschule hat er diese Tätigkeit aufgegeben. Das Café Erin ist zudem eines der Geschäfte, die freitags Lebensmittel für die Tutzinger Tafel „Tischlein deck dich“ beisteuern. An den anderen sechs Tagen der Woche holen in einer engagierten Privataktion seit Jahren zwei Tutzingerinnen, Christine Koser-Grahl und Gisela Michel, regelmäßig Waren im Café Erin ab und bringen sie bedürftigen Menschen in Tutzing - eine Initiative, die 2020 Nepomuk Schreiber zusammen mit Reyhan Erin gestartet hat.
Neben Ihle hat auch ein weiterer Backshop in Tutzing, „Müller“ neben der Metzgerei Vinzenz-Murr, geschlossen. Den zusätzlichen Andrang hat das Café Erin gut bewältigt. Für Marchner ist gerade das Erlebnis am Feiertag allerdings auch ein ärgerliches Beispiel für ein verbreitetes Verhalten der Kundschaft: „Viele kaufen meist anderswo – in Supermärkten, in München, in Weilheim, online“, sagt er verständnislos, „aber sie beschweren sich dann, wenn die kleinen Geschäfte in ihrem Ort schließen.“
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