Verkehr
2.11.2024
Von vorOrt.news

Hauptstraße soll Weihnachten befahrbar sein

Einige Geschäftsleute wegen Planänderung verärgert, andere zufrieden - Bürgermeister: „Schön ist das nicht“

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Leeres Tutzing: Manche Geschäftsleute befürchten erhebliche Einbußen in ihrem Weihnachtsgeschäft

Die derzeitige Sperrung des Tutzinger Ortszentrums soll kurz vor Weihnachten beendet sein. Dann soll eine provisorische Teerdecke angelegt werden, und bis zum Frühjahr soll der Verkehr dann über die Hauptstraße fließen können. Frühestens Mitte Februar oder im März, je nach Witterung, soll es dann mit den Straßenarbeiten weitergehen – zunächst im Bereich zwischen Marienstraße und Oskar-Schüler-Straße. Das soll sechs bis acht Wochen dauern. Die dann noch bevorstehenden Arbeiten zwischen Oskar-Schüler-Straße und Ringseisweg gelten als Kraftakt. Dort kann der Verkehr nicht umgeleitet werden, er wird mit halbseitigen Sperrungen, Ampelschaltungen und damit voraussichtlich längeren Stauungen ablaufen.

Über die vorgesehene Öffnung der Hauptstraße für den Verkehr kurz vor Weihnachten konnten sich einige Tutzinger Geschäftsleute allerdings nur mäßig freuen, als Bürgermeister Ludwig Horn kürzlich bei einer Baustellenbesichtigung diese Ankündigung machte. „Für die Gewerbetreibenden ist das ein Riesenproblem“, sagte Thomas Thallmair, der Inhaber des von der Baustelle direkt betroffenen Sportgeschäfts: „Jetzt wird die Straße gesperrt – das war so nicht geplant.“ Denn das wichtige Weihnachtsgeschäft, das im gesamten Einzelhandel für einen großen Teil der Jahresumsätze sorgt, wird üblicherweise in den ein, zwei Monaten vor dem Fest gemacht. Kurz vor Weihnachten, wenn die Tutzinger Hauptstraße wieder frei befahrbar sein soll, sind die meisten Einkäufe schon getätigt worden – und zwar, wie manche Tutzinger Geschäftsleute befürchten, anderswo.

Ursache der Verzögerungen war die Beschädigung eines neuen Wasserrohrs

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Baustellenbesichtigung mit kritischen Anklängen: Bürgermeister Ludwig Horn bekam von Thomas Thallmair und Roland Krykorka (von rechts) einiges zu hören

Auch Roland Krykorka, der Inhaber des Blumen- und Wohngestaltungsgeschäfts in der Greinwaldstraße, zeigte sich wenig erfreut. Er verwies auf die anfangs vorgesehenen Sperrungen nur kürzerer Straßenbereiche, bei denen die Läden, wie er meinte, deutlich besser erreichbar gewesen wären.

Nicht geklappt hat das nach Angaben von Bürgermeister Horn wegen Verzögerungen im Bauablauf. Ein neues Wasserrohr war beschädigt worden, und daraufhin waren die Wasserproben nicht in Ordnung gewesen. Als die Proben dann endlich zur Zufriedenheit ausfielen, war der ursprünglich geplante Ablauf der Arbeiten nicht mehr einzuhalten. Drei so genannte Verkehrsphasen mit kürzeren Sperrungen wurden zu einer längeren Verkehrsphase mit Sperrung von der Greinwaldstraße bis zur Marienstraße zusammengelegt. Krykorkas Geschäft „Beautiful home and garden“ befindet sich in der Greinwaldstraße. Er versucht inzwischen mit Schildern oben an der Greinwaldstraße und mit Werbungen, so auf vorOrt.news, auf seinen Laden hinzuweisen. Thallmairs Sportgeschäft ist an der nun gesperrten Hauptstraße; über die Traubinger Straße kann man von oben dorthin gelangen.

„Uns geht es um die Informationen“, rief eine Geschäftsfrau aus. Immer wieder mal bleibe plötzlich das Wasser weg, das wegen Kosmetikbehandlungen in ihrer Parfümerie benötigt werde. Aber darüber werde man vorab nicht informiert. Hilfreich wäre es ihrer Meinung nach schon, wenn bei kurzfristigen Problemen ein Zettel mit den entsprechenden Angaben abgegeben würde - dann könne man die Informationen rechtzeitig an die Kunden weitergeben.

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Bürgermeister Horn kenntnisreich und verständnisvoll

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Gesperrte Greinwaldstraße: Bürgermeister Horn erläuterte detailliert viele Einzelheiten der Straßenbauarbeiten © Fotos: KG / L.G.

Bürgermeister Horn erläuterte bei der Besichtigung viele Details der Straßenarbeiten sehr detailliert und kenntnisreich.Für die von Geschäftsleuten vorgebrachten Sorgen zeigte er Verständnis, und er sprach nicht lange drum herum: Die Straßensanierung sei mit Problemen verbunden. „Schön ist das nicht“, sagte er. Und er bat um sofortige Mitteilungen, wenn etwas schief läuft: „Vielleicht können wir eingreifen.“ Die Firmen seien nach seinem Eindruck sehr bemüht. Er ließ aber auch durchblicken, dass es Unterschiede zwischen den Bautrupps gebe.

Unter den Geschäftsleuten gibt es aber auch andere Meinungen. Ümüt Erin, dessen Café sich mitten im Baustellenbereich befindet, äußerte sich mit dem Ablauf der Straßenarbeiten sogar recht zufrieden. Auch die Kommunikation funktioniere gut: „Wir haben immer Bescheid bekommen.“ Einige Einheimische, die bei der Besichtigung dabei waren, verwiesen auf andere Städte und Gemeinden, in denen man stets außerhalb parken und dann zum Einkaufen laufen müsse. Im Weilheim beispielsweise sei das üblich. Die Menschen aus Tutzing würden zwar kommen, erwiderten die Kritiker: „Aber die aus Feldafing, Pöcking oder Bernried kommen nicht mehr.“

Erin gewann den wirtschaftlichen Folgen noch einen ganz anderen Aspekt ab: Wenn die Umsätze sinken, sagte er, dann werde anschließend auch die Gewerbesteuer niedriger ausfallen. Rundherum lachten alle daraufhin. Der Bürgermeister aber schien darüber ein wenig ins Grübeln zu geraten. Schließlich fließt die Gewerbesteuer der Gemeinde zu - und die ist ohnehin in finanziellen Problemen.

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Kommentare

Was ist denn an der zu großen Verkehrsinsel am „Andechser“ /Ecke Hallbergerallee passiert ? Bleibt das so - das man über die überdimensional zu große Verkehrsinsel - am „oberen Ende“ beim links Abbiegen - quasi „drüberfahren“ muss ? Etwas merkwürdig…..wie so manches dort…
(Bearbeitet)
Durchhalten heisst wieder einmal die Parole.
Das ist hübsch gesagt, tatsächlich meint es aber, eure Situation ist uns egal, und wenn wir nur oft genug wiederholen, dass wir alles versucht haben, aber selber nicht anders können, dann glaubt ihr uns das auch.
Und spätestens bei der nächsten Wahl ist es bestimmt vergessen, is it?
Bevor nun ein weiterer Kommentar im Sinne des "Irgendwann trifft´s halt jeden mal" darauf verweist was alles abgeklärt wurde und aus diesen oder jenen Gründen eben nicht ging, und dadurch unser aller Schicksalsergebenheit beschwören möchte. Bitte ich vorher einmal auf ein paar einfache Frage zu antworten:
Wann hat man begonnen die Hauptstrassensanierung zu planen?
War das zu wenig Vorbereitungszeit?
Was hat man aus den Fehlern der Bauabschnitte Süd und Nord gelernt?
Gab es jemals ein Konzept, dass die Belastung der Anwohner der Umleitungen, alles in allem wird das halb Tutzing gewesen sein, nachhaltig mit einbezog?
Was hat der Vekehrsausschuss während der Sanierung an tatsächlichen Lösungen erarbeitet?
Gab es ausser hilflosen Verkehrszählungen, einsamen Geschwindigkeitskontrollen und gelegentlichem Schilder verschieben, konkrete Ideen zu Verbesserung?
Mit melancholischem Augenzwinkern konnte ich bei Führungen auf die Bauzeit des Prinzregententheaters zu München hinweisen, das waren 12 Monate zur Zeit der vorigen! Jahrhundertwende. Die Tutzinger Hauptstrasse wird nun seit 2020 saniert, Ende offen offen offen..
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