Die Gemeinde Tutzing wird vier weitere Geschwindigkeitsanzeigen – so genannte „Smileys“ – für Messungen auf den Straßen anschaffen. Das hat der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats heute beschlossen. Die Anschaffungskosten einer Geschwindigkeitsanzeige beziffert die Gemeinde mit etwa 3724 Euro.
Aufgrund häufiger Anfragen und Anregungen aus der Bürgerschaft sollen in Tutzing künftig vermehrt Geschwindigkeitsmessungen stattfinden, wie die Gemeinde mitgeteilt hat. Mehrere Ratsmitglieder haben sich aber in der Sitzung gegen eine Steigerung der Zahl von Verkehrsmessungen und "Blitzern" ausgesprochen. Sinnvoller sei es, auf Prävention, Fußgänger-Übergänge und ähnliche Maßnahmen zu setzen, argumentierte Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU). Ähnlich sahen es Dr. Joachim Weber-Guskar (FDP), Thomas Parstorfer und Florian Schotter (beide CSU). „Zebrastreifen sind wichtiger“, sagte Parstorfer. Die Ablehnung eines Zebrastreifens durch Polizei und Landratsamt in der Kirchenstraße sorgt in Tutzing nach wie vor für Kritik.
"Wahrnehmung der Geschwindigkeiten schlimmer als das jeweils tatsächlich gefahrene Tempo"
Die Wahrnehmung der Geschwindigkeiten sei schlimmer als das jeweils tatsächlich gefahrene Tempo, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Mitschke-Collande bestätigte das: Es sei immer wieder überraschend, wie vernünftig die „große Masse“ fahre.
Bei den Geschwindigkeitskontrollen gehe es nicht darum, die Bürger „abzuzocken“, versicherte Greinwald: „Es geht nicht ums Geld verdienen.“ Im Jahr 2022 gab es in Tutzing 72 Verkehrsüberwachungsstunden, in diesem Jahr wird zumindest ein ähnliches Volumen erwartet. Im Jahr 2021 waren es 60 Stunden gewesen. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es gut 16 Stunden, im zweiten Quartal gut 21 Stunden, im dritten Quartal gut 20 Stunden. Jede Überwachungsstunde kostet 100 Euro, jede Fallpauschale und Sachbearbeitung je Verwarnung 4 Euro. Für das gesamte Tutzinger Gemeindegebiet übernimmt der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland die Geschwindigkeitsmessungen des fließenden Verkehrs.
Mit den zuständigen Fachbehörden hat die Gemeinde 20 Messstellen festgelegt. Die einzelnen Messstellen priorisiert die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband und der Polizei Starnberg. Nach Angaben der Gemeinde sind 13 dieser Messstellen aktiv und werden überwacht. Folgende Liste von Standorten hat die Gemeinde in der Sitzung vorgelegt:
Messtellen
Tutzing
Hauptstraße (fünf Messstellen)
Oskar-Schüler-Straße
Bräuhausstraße
Kirchenstraße
Traubinger Straße (zwei Messstellen)
Kustermannstraße
Greinwaldstraße
Lindemannstraße (zwei Messstellen)
Zugspitzstraße
Monatshausen
Ortsdurchgangsstraße
Traubing
Andechser Straße
Unterzeismering
Bernrieder Straße
Markierung von Tempo 30 auf Fahrbahnen?
Weitere sinnvolle Standorte für Geschwindigkeitsanzeiger sollen nun im Arbeitskreis Mobilität geprüft werden. Claus Piesch (Freie Wähler) merkte an, dass es beispielsweise in der Bahnhofstraße keine Messungen gebe. Er verwies auf einen Vorschlag des Jugendbeirats, in der Hauptstraße eine stetige Messstelle einzurichten.
In der Sitzung gab es auch andere Vorschläge. So regte Piesch die Errichtung von nicht erkennbaren Messungen in „grauen Kästen“ an, weil die „Smileys“ erfahrungsgemäß zu Tempoverringerungen führten und damit die Ergebnisse verfälschten. Zur Debatte steht auch die Markierung von Tempo 30 auf Fahrbahnen. Dies sei aber eher etwas für Nebenstraßen, sagte Bürgermeisterin Greinwald, so beispielsweise die Zugspitzstraße oder Straßen in der Siedlung Fischerbuchet.
Flora Weichmann (Grüne) schlug Spenden aus der Bürgerschaft für Geschwindigkeitsanzeiger vor. „Wir haben viel Geld hier, aber der Gemeinde fehlt es immer“, sagte sie, „wir sollten das abklopfen, da wäre sehr viel mehr möglich.“ Die Rathauschefin will diese Möglichkeit prüfen lassen.
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Kommentare
Weitere sind bzw. werden vorgeschlagen und können bei positiver Prüfung dann auch genutzt werden. Natürlich nicht alle gleichzeitig und dauerhaft.
Die Bahnhofstraße soll – wie oben genannt – eben auch für die Messungen geprüft werden.
Meiner Meinung nach sollte aber auch eine "unauffällige" Messung erfolgen können. Dazu gibt es "kleine graue Kästen" zur Verkehrszählung. Es geht ja um das subjektive Empfinden von tatsächlichen Verfehlungen zu unterscheiden und daraus die richtigen Schlüsse für das weitere Vorgehen zu ziehen. Viele Leute reagieren auf die aufgestellten Messgeräte mit Smilie-Anzeige. Das ist zwar schon positiv, nur können die Anzeigen nicht überall oder dauerhaft angebracht werden.
Aber machen Sie sich keine Sorgen, die alte Garde sitzt fest im Sattel und verteidigt jeden Zentimeter Erde mit Sperrfeuer gegen alles, was nur entfernt nach Fortschritt im Straßenverkehr aussieht. Deshalb hat der famose FDP-Verkehrsminister auch jüngst Leitlinien erlassen, dank derer neue Parkplätze zukünftig für die immer dickeren Autos nun 15 cm breiter gebaut werden sollen. Es läuft also gut für Sie, Herr Rekus, ich bin hier nur ein einsamer Rufer im Restwald.
Seit Jahren dränge ich darauf, dass hier zumindest gelegentlich mit Smileys auf die erlaubten 30 km/h aufmerksam gemacht wird.
Bis dato wurde ich immer wieder vertröstet oder ignoriert, seit auf unsere Initiative „Retten wir die Bahnhofstraße!“ vor nunmehr sechs Jahren eine Begrenzung auf 30 km/h eingeführt wurde.
Die Bahnhofstraße ist tagtäglich Schulweg vieler hundert Schüler und Schülerinnen vom Bahnhof in Richtung Gymnasium und Realschule und zurück.
In der Auflistung der Messstellen erscheint die Bahnhofstraße aktuell nun wieder nicht. Von daher interessiert mich, ob sich eventuell noch eine Messstelle Bahnhofstraße hinter den beiden nicht genannten (18 von 20 Messstellen wurden im Artikel benannt) versteckt.
Oder bleibt Tutzings beliebteste „Schnellstraße“ tatsächlich weiter unüberwacht?
Auch wenn manch lokaler Kommentar das Gegenteil an die Wand malt, so sind Tutzings Straßen & Bürger eben keine apokalyptischen Abbilder alter Mad-Max-Filme.
Damit behaupte ich nicht, dass es keine problematischen Stellen gäbe, oder keine schwarzen Schafe unter uns. An beidem muss man arbeiten, und ich habe den Eindruck genau das tun unsere Gemeinderäte und die Verwaltung auch.
Aber man muss doch auch alle Diejenigen respektieren, die sich tagein-tagaus korrekt & rücksichtsvoll verhalten.
Gerade diese Autofahrer, LKW-Fahrer, Busfahrer, Radfahrer, Roller- & Motorradfahrer, Fußgänger usw. sind doch die natürlichen & besten Verbündeten, wenn man die grundsätzlich bereits hohe Verkehrssicherheit in Deutschland/Bayern/Tutzing noch weiter verbessern will.
Als entspannte & rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer können wir alle selbst am allermeisten zu unser aller Verkehrssicherheit beitragen.