Verkehr
26.9.2023
Von vorOrt.news

„Ab Tutzing ist alles im Arsch“

Satirische Abwandlung einer Kritik von Lokführern verschärft die Debatte über Sicherheitsmängel der Bahn

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Das Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen forderte fünf Todesopfer und 68 Verletzte. Der Fernsehsender ARD fragt: Ist Bahnfahren noch sicher? © SWR/ BR24

Ein Spruch der ganz eigenen Art macht über Tutzing die Runde. „Ab Tutzing ist alles im Arsch“: So sollen sich Lokführer in einer Whatsapp-Gruppe geäußert haben. Anlass war das tragische Zugunglück am 3. Juni 2022 bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und 68 Personen verletzt wurden.

Der Fernsehsender ARD hat darüber in einer Dokumentation am 4. September dieses Jahres "Sicher Bahfahren: Was muss sich ändern? " über das veraltete Schienennetz der Deutschen Bahn berichtet und kritisch gefragt: "War die marode Schieneninfrastruktur Ursache des Unglücks?" Dabei hat der Sender unter anderem Kommentare von Lokführern zitiert. Das Bahnnetz sei seit Jahren vernachlässigt worden, kritisieren sie. Allein für die Strecke von München über Garmisch bis Mittenwald, auf der das Unglück geschah, soll es 21 Warnungen gegeben haben. Unter den Kommentaren war in einer Whatsapp-Gruppe von Lokführern auch die Aussage, in der Tutzing vorkommt.

„Wir wissen alle in welchem Zustand diese Strecke ist“, so hat einer geschrieben, und ein anderer hat geantwortet: „Ab Tutzing ist alles im Arsch, also quasi wirklich richtig im Arsch.“ Diese Beschreibung eines sehr kritischen Zustands durch Kenner nimmt mittlerweile im Internet und sogar im Fernsehen ganz andere Wendungen. In der ZDF-Satiresendung „heute-show“ hat deren Moderator Oliver Welke den Satz der Lokführer über Tutzing zitiert und süffisant kommentiert: „Das klingt wie ein ganz schlimmer Hit von Mickie Krause.“ Dann wurde auch noch ein Auftritt in einem Bierzelt eingespielt, in dem der Partysänger das alles recht schwungvoll zum Besten gibt:

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Bahn in Tutzing: Lieber nicht einsteigen? © L.G.
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„Ab Tu, ab Tu, ab Tutzing
Ab Tutzing ist alles im Arsch
Jedoch der Ollie Welke
Verurteilt das sehr scharf
Ab Tu, ab Tu, ab Tutzing
Ab Tutzing ist alles im Arsch
Doch in glaub in 100 Jahrn
Kann man da wieder fahrn"

Manche schwärmen von einem neuen Wiesn-Hit, aber auf Instagram, Facebook und anderen Social-Media-Kanälen wird mittlerweile recht hitzig darüber diskutiert, ob diese etwas verfremdete „Fassung“ des Lokführer-Zitats wirklich von Mickie Krause stammt oder ob das ein Fake ist. Oliver Welke wird jedenfalls wissen, wo Tutzing ist, denn in dieser Gemeinde war er schon bei einer Tagung der Akademie für politische Bildung zu Gast https://www.apb-tutzing.de/download/publikationen/akademie-report/report-2002-04-web.pdf.

Die Satire dürfte dazu beitragen, den Blick der Öffentlichkeit für das wichtige Thema Sicherheit der Bahn zu schärfen, auf der viele Erwartungen für die Mobität der Zukunft liegen. Auch wenn die Bahn südlich von Tutzing bis Ende 2025 mehr als 100 Millionen Euro für ein „robustes, qualitativ hochwertiges Karwendelnetz“ investieren will, liegt offenkundig noch viel im Argen. Im Verlauf der Debatte werden immer mehr zentrale Aspekte beleuchtet. So etwa das Finanzierungsproblem: Die Reparatur von Strecken muss die Bahn bezahlen, deren Neubau aber der Bund. Das könnte, wie manche Lokführer vermuten, ein Grund dafür sein, dass die Bahn lieber auf den Neubau von Strecken wartet als sie zu reparieren.

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Kommentare

Man kann es auch mit Humor sehen und auch auf die Tutzinger Straßen usw: beziehen !
https://youtube.com/shorts/cDANe0UJZJg?si=NFlmUkja3WCoGT4H
(Bearbeitet)