Jennifer Paulin ist vielen Tutzingern bekannt als Mountainbike Guide der DAV Sektion Tutzing. Gemeinsam mit der ADFC-Ortsgruppe wollte sie heute, am Freitag, in Tutzing eine "Kidical Mass", eine Radl-Aktion für Kinder und Jugendliche, organisieren, die aber aufgrund der Wetterprognose kurzfristig abgesagt worden ist. Berufsbedingt lebte Jennifer Paulin als Schienenfahrzeugingenieurin von 2000bis 2007 in Madrid und erlebte da, wie die Bürger die Stadt gestalten können, wenn sie mit Fahrrädern eine Critical Mass bilden. „Wir waren zu viert im Oktober 2004 und zu den Hochzeiten z.B. Mai 2010 waren es zu den Treffen ca. 3.500-5.000 Radler!“, so Paulin begeistert.
Jenny, warum habt Ihr Euch damals in Madrid zusammengetan?
Madrid war eine vom Auto dominierte Stadt, in der Radfahren gefährlich war und wenig Spaß gemacht hat. Wir wollten der Politik zeigen, dass es sehr wohl Menschen gibt, die sich gerne in der Stadt mit dem Fahrrad bewegen würden.
Was wolltet Ihr erreichen?
Wir wollten für Aufmerksamkeit sorgen und für ein Miteinander der verschiedenen Transportmittel werben.
Was habt Ihr erreicht?
Dass unsere monatlichen Demos einen derartigen Erfolg mit sich bringen würden, das hätten wir im Traum nicht gedacht. Aus vierspurigen Straßen sind verkehrsberuhigte Alleen geworden, Radwege und Schnell-Radwege wurden errichtet, es gibt Leih-Fahrräder der Stadt, Fahrrad-Parkplätze und Fahrradstraßen. Wirklich eindrucksvoll. Bis heute treffen sich einmal im Monat Radfahrer um 20 Uhr, um gemeinsam durch die Madrider Innenstadt zu radeln. Es hat sich gezeigt, dass wenn man die erforderliche Infrastruktur bereitstellt, mehr Bürger aufs Fahrrad steigen. Das ist gut für die Umwelt und hält zudem fit.

Wo siehst Du Potenzial in Tutzing, was könnte für Fahrradfahrer besser gestaltet werden?
Es könnten beispielsweise auf der Fahrbahn aufgedruckte Schutzstreifen, wie bereits auf der Hauptstraße, flächendeckend umgesetzt werden. Oder es könnten Fahrradstraßen für die wichtigsten Achsen eingerichtet werden, auf denen Fahrräder Vorrang haben. Eine gute, getrennte Verkehrslenkung ist wichtig. Dann können sich die Bürger sicher mit dem Auto oder halt mit dem Fahrrad durch die Gemeinde bewegen. Zudem braucht es mehr Fahrrad-spezifische Infrastruktur, wie zum Beispiel moderne Fahrrad-Parkplätze an den Geschäften, am Bahnhof, am See oder Fahrrad-Ladestationen für Elektro-Fahrräder. Eine verkehrsberuhigte Hauptstraße mit Tempo 30 wäre für mich ebenfalls eine feine Sache. Das würden sicher nicht nur unsere Kinder begrüßen, sondern auch ältere Menschen und unsere Touristen.
Dieses Jahr haben bereits Critical Mass Touren in Tutzing stattgefunden?
Ja, dieses Jahr haben bereits zwei Critical Mass Ausflüge in Tutzing stattgefunden. Es hat jedes Mal viel Spaß gemacht, und jetzt freuen wir uns sehr auf die erste Kidical Mass in Tutzing.
Infos zur Bici Crítica in Madrid mit eindrucksvollen Bildern:
Bici Crítica -Wikipedia, la enciclopedia libre
Interview: Eliane Droemer
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