Verkehr
14.7.2023
Von vorOrt.news

Kein Mount Everest

Die Erhöhung der Kirchenstraße ist eher unauffällig, meint Bürgermeisterin Greinwald bei der Eröffnung

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Langsam öffneten sie die Sperre: (von links) Daniel Grunwald, Caroline Krug, Dr. Franz Matheis, Bürgermeisterin Marlene Greinwald, Boris Wolff, Ludwig Horn und Stefan Feldhütter

Gestern am Nachmittag war es soweit: Die Kirchenstraße wurde wieder geöffnet. Die Fertigstellung Mitte Juli war dringend nötig, denn mit ihr steht und fällt der für kommenden Montag terminierte Sanierungsbeginn im Ortszentrum, weil die Kirchenstraße Teil der Umleitungsstrecke ist.

Nach der langen Sanierung der Brücke über dem Martelsgraben ließ es sich Bürgermeisterin Marlene Greinwald nicht nehmen, dies quasi in einem offiziellen Akt vorzunehmen. Auch mehrere Gemeinderäte kamen eigens dazu: Caroline Krug (ÖDP), der dritte Bürgermeister Dr. Franz Matheis (UWG Traubing), Ludwig Horn (CSU) und Stefan Feldhütter (Freie Wähler). Ein rotes Band, das durchschnitten werden konnte, gab es nicht, aber die Sperre wurde fotogerecht langsam aufgemacht.

Das erste Auto auf der nun entstandenen Erhöhung war eines der Gemeinde. Kurz darauf folgten weitere Fahrzeuge. „Darf ich schon wieder durchfahren?`“ fragte eine Dame Ludwig Horn. „Gut, dass du einen Allrad hast“, witzelte der Bürgermeisterkandidat. Das Wort „Hügel“ wurde eher vermieden. Die Erhöhung sei „wirklich unauffällig“, sagte Bürgermeisterin Greinwald. „Nach dem, was darüber geschrieben worden ist, müsste man meinen, es ist der Mount Everest“, fügte sie schmunzelnd hinzu.

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Das erste Auto auf der eröffneten Kirchenstraße: Da griff Bürgermeisterin Greinwald zum Handy und machte ein Foto
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Die neue Brücke trägt die gesamte Statik

Die an den Rändern noch erkennbare alte Brücke ist jetzt lastfrei, die neue Brücke trägt die gesamte Statik. Wasserrechtlich sei es wegen der Anforderungen der DIN-Norm HQ 1000 nicht möglich gewesen, die große Tonne, durch die der Bach fließt, zu verkleinern, erläuterte Boris Wolff, der für dieses Projekt die Bauleitung bei der Tiefbaufirma Strobl hat und die wesentlichen Arbeiten zusammen mit Daniel Grunwald, dem Leiter des Liegenschaftsamts bei der Gemeinde Tutzing, erledigt hat.

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Die neue auf der - nun lastfreien - alten Brücke

Mauern bei den Nachbarn

Durchaus deutliche Veränderungen gibt es für die beiden Nachbarn an dieser Stelle. Neben der Gaststätte Film-Taverne und zur Bar Flimmi’s führt der Weg nun von der Rampe weg hinab, davor steht eine Mauer. Die Fläche neben der Gaststätte ist ebenerdig - ausreichender Platz für die Bestuhlung im Außenbereich galt als wichtig. Auf der anderen Seite, beim Hotel Möwe, ist eine Mauer vor dem Grundstück entstanden.

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Mauern beim Hotel Möwe und bei der Film-Taverne: Für die Nachbarn gab es Veränderungen
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Hinab zur Garage: Ludwig Horn betrachtet die neben der Film-Taverne entstandene Neigung

Rampen der Gehwege nur auf der Ostseite barrierefrei

Die Straße hat ein Gefälle von 4 Prozent nach Norden und von 5 Prozent nach Süden – dort konnte die Rampe wegen Einfahrten nicht länger und damit weniger steil errichtet werden. Auch zu den Gehwegen führen Rampen hinauf und hinunter. Deren Gefälle ist unterschiedlich: auf der Ostseite 4 Prozent nach Norden und 5,5 Prozent nach Süden, auf der Westseite nach Norden etwas mehr als 6 Prozent. Nach einer Norm DIN 18040 gilt ein Gefälle nur bei einer Steigung von nicht mehr als 6 Prozent als barrierefrei, damit Rollstuhlfahrer keine Probleme haben. Das trifft auf den westlichen Nordteil der Rampe nicht zu, aber auf die Rampen auf der Ostseite der Straße. Eigentlich sollte zur Film-Taverne hin eine Treppe gebaut werden, doch das hat sich als nicht realisierbar erwiesen.

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Etwas mehr als 6 Prozent Gefälle hat die Rampe des Gehwegs an dieser Stelle - das gilt nicht als barrierefrei. Auf der anderen Straßenseite aber werden die Anforderungen für Rollstuhlfahrer erfüllt.
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Unter der Brücke führt nach wie vor der malerische Schluchtweg hindurch
ID: 5994
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Kommentare

Tutzing liegt am Hang; somit gibt es überall steile Anstiege/Gefälle; was für nicht wenige Tutzinger den Verzicht aufs Auto nicht einfacher macht. Dieses neue Gefälle in der Kirchenstraße ist da noch vergleichsweise harmlos und kann dennoch im Einzelfall schwer überwindbar sein (insbesondere zur Winterszeit).

Auf der Straße selbst scheint der Buckel kein Problem zu sein, vorausgesetzt man mäßigt das Tempo.
So gesehen wirkt es wie eine bauliche Tempobeschränkung; soweit OK.
Früher oder später wird sich allerdings gewiss jemand finden (nicht der/die Hellste unter uns), um aus "Jux" oder in bedröhnter Stimmung auszuprobieren, ob sich der Buckel nicht auch als Sprungrampe eignet?

Wie und mit welchen Nebengeräuschen ein 40T-Auflieger über den Buckel kommt, werden wir vielleicht auch bald beobachten können.
Wird schon passen.
(Bearbeitet)
Hat tatsächlich jemand, der sich mit der sachlichen Kritik ernsthaft auseinander gesetzt hat, geschlussfolgert, an der Kirchenstraße werde ein annähernd 9.000 Meter hohes Bauwerk entstehen? Um das zu glauben fehlt mir die Phantasie. Klar ist, auf der ganzen Welt gibt es kein Bauwerk dieser Größenordnung. Das höchste steht zur Zeit mit knapp 830 Meter Höhe in Dubai. Weit entfernt von Tutzing und weit entfernt von der Größenordnung eines 8-tausenders. Was rethorisch hier passiert ist, ist, dass durch die absolute Unverhältnismäßigkeit der Relation, die kritischen Stimmen an diesem Bau als unverhältnismäßig dargestellt und ins Lächerliche gezogen werden. Das mag unbewusst sein, doch die Wirkung ist fatal. Denn das Ergebnis ist eine Abwertung der gesamten Kritik. Die Essenz: Kritik, die auf einen 8-tausender schließen lässt, ist für diese stattliche Brücke mit ein paar Metern völlig überzogen. Außer Acht gelassen wird dabei, dass die Überquerung an der Westseite für den ein oder anderen Nicht-Gesunden möglicherweise nicht die Begehung des Mount Everests darstellt, aber dennoch eine gehörige Herausforderung sein kann. Liest man den Bericht, ist diese Seite nach Norm schlicht nicht (mehr) barrierefrei ! aufgrund der zu starken Steigung. *Diese Tatsache ist gravierend*. Sie wurde außerdem bis kurz vor Fertigstellung nicht offen thematisiert, bis sich irgendwann bei Besichtigung der Baustelle die Erhöhung nicht mehr verbergen ließ. Theoretisch führt dieses Bauwerk dazu, dass ein Mensch mit Gehbehinderung, der diese Steigung nicht einfach überwinden kann, 2x zusätzlich Richtung Bahnhof die Kirchenstraße überqueren muss. In einer Zeit, in der allgemein drauf geachtet wird, möglichst Barrierefreiheit zu erreichen, schaffen wir es in Tutzing durch eine Brückensanierung Barrierefreiheit per Definition zu beseitigen. Davon abgesehen, dass Gäste der Filmtaverne im Bereich der Garagenzufahrt durch die entstandene Neigung an 1-2 Tischen in Schräglage versetzt werden. Schön, wenn ausreichender Platz für die Bestuhlung außenrum weiterhin besteht. Muss man dafür dankbar sein? Das Bau-Ergebnis wirkt auf den ersten Blick nach außen zumindest nicht konsequent durchdacht, inbesondere wenn man manch fachkundigem Kommentar zu Alternativen hierzu Glauben schenken darf. Ob das auf fehlerhafte Planung, ad-hoc Entscheidungen aufgrund der bevorstehenden Hauptstraßensperrung oder äußere Umstände, die vorher nicht erwartbar waren, zurückzuführen ist, liegt nicht in meinem Ermessen. Zurecht Kritik üben darf man aber wohl an der Art und Weise wie -leider mal wieder- kommuniziert wurde und wie nun mit dem Ergebnis umgegangen wurde. Warum diese Eröffnung nach alledem zu zelebrieren war, als ob etwas Großartiges für Tutzing entstanden wäre und nicht "nur" eine Brücke zur 2-seitigen Befahrung wieder hergestellt wurde (die schweißtreibende Arbeit soll damit nicht klein geredet werden) ist mir nicht klar. In diesem Zuge würde mich interessieren, wann die provisorischen Stützen, die auf dem letzten Bild zu sehen sind, wieder entfernt werden bzw. wann sich an dieser Ansicht etwas verändert? Der Blick auf den stattlichen neuen Teil der Brücke, über dem alten, abgestützt mit provisorischen Stützen hat so jedenfalls wenig Malerisches - im Gegensatz zu einem Blick auf den Mount Everest.
(Bearbeitet)