Verkehr
8.6.2023
Von vorOrt.news

Das Tutzinger Loch sorgt für viel Arbeit

Neuer Schacht schon bestellt - Schadenursache trotz intensiver Untersuchungen noch nicht gefunden

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Genaue Kanalinspektion: Ein Mitarbeiter des Abwasserverbands auf dem Weg in den Untergrund

Nachdem am Dienstag ein Loch mitten in der Tutzinger Hauptstraße entstanden war, gab es am Tag danach eine intensive Suche nach der Ursache. Aber sie wurde nicht gefunden. Weder an zwei Hauptkanälen in der Hauptstraße – einem für Schmutzwasser, einem für Regenwasser - noch an einem Regenwasserkanal in der Greinwaldstraße konnte ein Fehler entdeckt werden, der zu dem Schaden geführt haben könnte. Es könne sein, dass die Ursache überhaupt nicht entdeckt werde, sagte Christoph Knobloch. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing konzentrierte sich in diesem Fall ganz auf seine Tätigkeit als Projektleiter beim Abwasserverband Starnberger See, die Feuerwehr-Aufgaben überließ er am Dienstag gleich seinem Vorgänger Markus Kuisl.

Der inzwischen teils frei liegende, fünf Meter in den Untergrund reichende Schacht soll nun ausgetauscht werden. Ein neuer Schacht ist bestellt worden, er wird am Mittwoch in Tutzing erwartet und soll dann gleich eingebaut werden. Damit wird es in diesem Bereich nicht zur eigentlich vorgesehenen „grabenlosen“ Kanalsanierung kommen, bei der ein neues Rohr ins alte eingezogen wird. In etlichen anderen Bereichen der Hauptstraße ist diese Methode bei der bevorstehenden Sanierung der Ortsdurchfahrt vorgesehen. Aber der neue Schacht gilt als die langfristig bessere Lösung. Rundherum soll alles verdichtet werden. Wenn alles glatt läuft, können die Arbeiten bis Ende nächster Woche fertig sein, so dass die Vollsperrung dann aufgehoben und die Hauptstraße wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.

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Wo ist die Ursache? Christoph Knobloch (links) und seine Kollegen vom Abwasserverband bi den Untersuchungen
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Kamera schickt Bilder aus der Tiefe zu Monitoren nach oben

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Blicke in die Tiefe brachten weitere Erkenntnisse, aber die Fehlerursache bleibt bisher im Untergrund verborgen

Rund um das Loch, das zunächst etwa die Größe eines Kanaldeckels hatte, ist durch Ausbaggern ein quadratisches Baufeld entstanden. Dort war am Mittwoch viel Betrieb. Neun Mitarbeiter des Abwasserverbands hatten wegen des Tutzinger Lochs ihre sonstigen Termine abgesagt. Sie befassten sich eingehend mit der Kanalinspektion, spülten die Rohre, ließen eine Kamera durch sie hindurchfahren, begaben sich selbst in die Tiefe hinab. Auf Monitoren in einem Wagen konnte man die von der Kamera aufgenommenen Bilder beobachten. Die Beurteilung ist Aufgabe spezieller Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice.

Einige Probleme traten bei den Untersuchungen zu Tage. So war der Kanal in der Greinwaldstraße teils zugewachsen. Aber die Ursache für das Loch war das nicht. Dem Betrieb an der Baustelle stand rundherum auf der Hauptstraße auffallende Ruhe gegenüber. Zwar steuerten einige Autofahrer, die das alles offenbar nicht glauben wollten, ihre Fahrzeuge bis an die Sperren heran, so dass sie anschließend umständliche Wendemanöver vollziehen mussten. Doch meist war die Fahrbahn komplett frei. Manche Leute nutzten sie zum Flanieren, Radfahrer schienen sich ohne die sonst übliche Verkehrshektik recht wohl zu fühlen. Zeitweise stellten Gastronomen spontan Tische auf den Gehweg, an denen sich auch gleich Gäste einfanden.

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Das Loch am Dienstag kurz nach seiner Entstehung (links) und am Mittwoch, nachdem rundherum ausgebaggert worden war
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Auf Monitoren konnte man verfolgen, was die Kamera in der Tiefe entdeckte

Viel Anerkennung für schnelle und professionelle Reaktionen

Das Loch war überall Gesprächsthema. Viele Menschen äußerten sich immer wieder anerkennend über die schnellen und professionellen Reaktionen. Manche erinnerten sich an die Katastrophe in München-Trudering 1994. In eine in Bau befindliche neue U-Bahn-Röhre drang damals durch ein Loch Grundwasser ein, das Gestein wurde in die Tiefe gezogen, der Asphalt der Straße brach ein, und ein Bus stürzte hinab. Drei Menschen starben bei diesem Unglück.

Knobloch selbst hatte, als er eigentlich zum Einkaufen fahren wollte, eine Vertiefung auf der Straße entdeckt, die kurz darauf zum Loch wurde. Er leitete sofort alles Notwendige in die Wege, verständigte die Polizei und seine Kollegen von der Feuerwehr, sorgte für Absperrungen. Als zuständiger Projektleiter des Abwasserverbands kümmerte er sich auch gleich darum, dass die Reparaturarbeiten schnell beginnen konnten.

Noch weitere persönliche Verbindungen kamen zu Hilfe. Der Vorsitzende des Tutzinger Feuerwehrvereins, Boris Wolff, ist Mitarbeiter des Friedinger Straßenbau- und Tiefbauunternehmens Strobl, das bald mit mehreren Leuten und einem Bagger an Ort und Stelle war. Seine Beschäftigten haben am Dienstag bis zehn Uhr abends gearbeitet, um alle Vorkehrungen für die Untersuchungen am Tag darauf zu treffen.

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Folge des Lochs: Ruhiges Tutzing © Fotos: L.G.
ID: 5876
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