
Zwischen Tutzing und Bernried gibt es viele Beziehungen, obwohl die Landkreisgrenze dazwischen ist. Viele Menschen der beiden Gemeinden kennen sich gut, die Leute fahren von hier nach dort zum Einkaufen, gehen im Nachbarort zu Ärzten, zu Friseuren oder ins Museum, es gibt zahlreiche Verbindungen von den Kirchen bis zu den Schulen. Aber oft ist dabei ein Auto erforderlich. Züge fahren zwar vom einen zum anderen Bahnhof, doch von dort aus weiterzukommen, ist häufig gar nicht so einfach – und viele Wege sind weit, so beispielsweise vom Bernrieder Bahnhof zum Buchheim-Museum oder zur Klinik Höhenried. Aber schon seit ein paar Monaten gibt es eine recht gute öffentliche Verkehrsverbindung zwischen Tutzing und Bernried, von der wohl viele Einheimische noch gar nichts mitbekommen haben: An Wochenenden und Feiertagen verkehrt stündlich ein Bus zwischen den beiden Gemeinden.
Es handelt sich um die RVO-Linie 9614. Die gibt es zwar schon länger: An Werktagen ist sie früh morgens und nachmittags zwischen Penzberg, Bernried und Tutzing unterwegs. Doch im Oktober vorigen Jahres ist sie ausgeweitet worden: Samstags, sonntags und an Feiertagen fährt ein Bus 9614 im Stundentakt von Tutzing nach Bernried und zurück. Das hat Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald kürzlich im Gemeinderat erwähnt. Sie sprach von einem „Freizeitbus“ und einem sehr interessanten Angebot.
Kurbeitrag ermöglicht Bernried die Mitfinanzierung

Eine wesentliche Rolle gespielt hat dabei der Bernrieder Bürgermeister Dr. Georg Malterer. Er hat mit diesem Vorschlag das Busunternehmen RVO kontaktiert - und er hatte dabei gute Argumente auf seiner Seite: Er konnte eine Mitfinanzierung anbieten. Ermöglicht hat ihm das der Kurbeitrag, den die Gemeinde Bernried kassiert, weil sie das Prädikat „Erholungsort“ führt. Nach seinen Angaben übernimmt Bernried nun den Defizitausgleich.
Die erweiterte Buslinie 9614 wird nun in eine elektronische „Pfaffenwinkel-Gästekarte“ einbezogen. Das bedeutet: Urlaubsgäste können kostenlos RVO-Busse im westlichen Oberbayern und im östlichen Allgäu benutzen. Wenn Einheimische beispielsweise von Tutzing nach Bernried fahren wollen, müssen sie bezahlen. Susanne Lengger, die Geschäftsführerin des Tourismusverbands Pfaffenwinkel in Schongau, weiß, wie schnell da Kritik aufkommen kann: Es wirkt so, als würden Fremde gegenüber Einheimischen bevorzugt. Deshalb weist sie vorsichtshalber darauf hin, dass ja auch die Urlaubsgäste für die Busfahrten bezahlten – nämlich per Kurbeitrag, den sie entrichten müssen. Man müsse es umgekehrt sehen, sagt die Verbandsgeschäftsführerin: Tatsächlich ermöglichten erst die Urlaubsgäste so mit ihrem Kurbeitrag den Einheimischen ein besseres Busangebot.


Für den "Freizeitbus" sind schon weitere Ausdehnungen im Gespräch

Susanne Lengger betrachtet die stündlichen Busfahrten von Tutzing nach Bernried an Wochenenden und Feiertagen als einen wichtigen zusätzlichen Service für viele Menschen, von den Einheimischen über Tagesausflügler aus dem Raum München bis zu Übernachtungsgästen. So könne man beispielsweise bequem mit der Bahn oder der S-Bahn und dem Bus direkt zum Buchheim-Museum oder auch zur Klinik Höhenried gelangen. „Wir hoffen, dass durch dieses Angebot ein kleiner Beitrag zur Entlastung der Region um den Starnberger See vom Individualverkehr geleistet werden kann“, erklärt die Verbandsgeschäftsführerin. Dies sei sicher nur einer von vielen kleinen erforderlichen Schritten, der aber angesichts der steigenden Energiepreise durchaus relevant sein könne.
Über eine weitere Ausdehnung des Angebots gibt es bereits Gespräche, wie Susanne Lengger andeutet. Das gilt zunächst für andere Kommunen, die sich vielleicht beteiligen könnten. Bisher nutzen nämlich nur die Gemeinden Bernried und Steingaden diese Möglichkeit. Weitere Gemeinden wären dem Tourismusverband willkommen. Aber auch eine Ausweitung der Streckenführung wäre wohl denkbar, auf längere Sicht eventuell mit weiteren Haltestellen. Als „Freizeitbus“ wäre die Linie 9614 beispielsweise bestens geeignet, um Badegelände anzubinden. Aber erst einmal freuen sich alle Beteiligten, dass es zwischen Tutzing und Bernried überhaupt diese neue öffentliche Verkehrsverbindung gibt.
Kommentar hinzufügen
Kommentare