Verkehr
30.11.2021
Von vorOrt.news

„Unsinnig gefahrene Umwege“

Heute im Verkehrsausschuss: FDP-Antrag auf Teilaufhebung der Einbahnregelung in der Traubinger Straße

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Beide Richtungen befahrbar: Das gilt derzeit im unteren Bereich der Traubinger Straße nur für Radfahrer. © L.G.

Die FDP-Fraktion des Tutzinger Gemeinderats beantragt eine veränderte Verkehrsführung im unteren Bereich der Traubinger Straße. In deren unterem Bereich soll die Einbahnregelung nach dem Antrag aufgehoben werden, so dass die Straße in ihrem oberen Teil von der Ambulanten Krankenpflege bis zur Kreuzung Oskar-Schüler-Straße/Kirchenstraße in beiden Richtungen befahrbar ist. Mit dem Antrag befasst sich am heutigen Dienstag, dem 30. November der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Tutzinger Gemeinderats (Buttlerhof Traubing, Sitzungsbeginn 17 Uhr).

Ihren Antrag begründet Gemeinderat Dr. Joachim Weber-Guskar im Namen der FDP-Fraktion damit, dass die aktuelle Einbahnstraßenregelung viele dazu zwinge, die Traubinger Straße mit ihren Autos nach unten hin, also über die Hauptstraße, zu verlassen. Die Lehrkräfte der Grund- und Mittelschule seien davon ebenso betroffen wie der Kundenkreis des Getränkemarkts oder die Personen, die in der Ambulanten Krankenpflege arbeiten oder sie besuchen.

Die Folgen beschreibt Weber-Guskar so: „Resultat dieser Regelung sind unsinnig gefahrene Umwege, die Klima und Umwelt unnötig belasten und eine Verkehrskonzentration - statt Entzerrung -, die die Verkehrsbelastung auf der Hauptstraße erhöht.“

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"Eine Kreuzung der Verkehrsunsicherheit" schafft die Einbahnregelung nach Auffassung der FDP an der Einmündung der Traubinger Straße in die Hauptstraße © L.G.

Zudem belastet die Einbahnregelung nach Auffassung von Weber-Guskar die Kreuzung Hauptstraße/Traubinger Straße stark. Dort sicher herauszufahren, werde erschwert - durch schlechte Sicht, die schräg gegenüberliegende Schlossstraße, das allgemein hohe Verkehrsaufkommen und die Vielzahl an Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, gerade aufgrund touristischer Besuche: „Die Einbahnregelung schafft eine Kreuzung der Verkehrsunsicherheit.“

Nur der untere Bereich von der Ambulanter Krankenpflege bis zur Kreuzung Hauptstraße soll nach dem Antrag weiterhin nur in einer Richtung befahrbar sein. Ziel sollte es nach Meinung der FDP sein, kurze, sinnvolle und zielführende Verkehrsflüsse zu schaffen, die Verkehrsbelastung zu verringern, unnötige Umweltbelastungen zu vermeiden und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dass eine halbseitige Öffnung einer Einbahnstraße möglich ist, zeige die Greinwaldstraße, in deren oberem Bereich eine beidseitige Befahrung möglich ist: „Das muss Vorbild für die Traubinger Straße werden.“ Die Straßenbreite ermögliche auch in der Traubinger Straße eine beidseitige Befahrung.

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Kommentare

Sehr geehrter Herr Kerbs,
nett, dass Sie mich öfters mal namentlich erwähnen.
Den Schuh allerdings, den Sie mir hier mal wieder so "verführerisch" und provokant hinhalten, werde ich mir nicht anziehen. Jetzt nicht, und in Zukunft bei evtl. anderen Gelegenheiten auch nicht.
Am besten Sie suchen sich ein anderes Gegenüber, das gerne mitspielt.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und leben Sie wohl!

PS:
In der Sache wurde eh' schon alles gesagt; nur noch nicht von jedem.
(Bearbeitet)
Interessant, Herr Rekus, dass Sie die Erwähnung eines fürchterlichen Unfalls als unredlich ansehen, wo die verkehrspolitische Diskussion sich hier doch exakt um die Straße dreht, an der es zu der Tragödie kam. Wie unterschiedlich man die Dinge doch sehen kann. Aus meiner Sicht wäre es nämlich unredlich, wenn aus verkehrspolitischen Versäumnissen der Vergangenheit in der Gegenwart nichts gelernt würde. Moralische Entrüstung ist wohlfeil und es kostet nichts, sie zur Schau zu stellen. Schwierig wird es hingegen, wenn konkrete Handlungen gefragt sind. Und da fallen mir schon ein paar ein: Man könnte, um der Sicherheit der Kinder und anderer schwacher Verkehrsteilnehmer willen, dafür plädieren, das Auto im Ort öfter mal stehenzulassen, Umwege in Kauf zu nehmen, langsam zu fahren und kleine Autos zu kaufen. Und vom Verkehrsausschuss aus gedacht, wäre vorstellbar, dass großzügig Areale mit Vorrang für Fußgänger- und Radfahrer ausgewiesen werden. – Fällt Ihnen was auf, Herr Rekus? Davon liest man hier und hört man aus dem Rathaus nichts. Gar nichts. Niemals jemals. Und immerhin schreiben wir auch verkehrspolitisch schon das Jahr 2021, es wäre also an der Zeit.
Ich halte es für geradezu unredlich mit einer Tragödie und dem damit verbundenen Schmerz auch 10 Jahre später noch Stimmung & Politik machen zu wollen; egal für welche Richtung. Bleiben wir lieber sachlich:
-> Manches hat sich seitdem längst geändert: Beispielsweise müssen LKW mittlerweile beim Abbiegen grundsätzlich Schritttempo einhalten, und neue Fahrzeuge haben seit Jahren Assistenzsysteme für die gefährlichen toten Winkelbereiche an Bord.
-> Andererseits ist die Kreuzung der Traubinger Straße mit der Kirchenstraße/Oskar Schüler Straße auch die Zufahrt bzw. Ausfahrt unseres Wertstoffhofes. Das macht diese Kreuzung zu bestimmten Zeiten besonders unübersichtlich. An der Einmündung der Traubinger Straße in die Hauptstraße wiederum sind in den Sommermonaten Fußgänger, Radfahrer & Autofahrer gleichermaßen abgelenkt durch's Eiscafe.

Wenn es um die Verbesserung der Verkehrssicherheit geht, würden mir Zebrastreifen und/oder Fußgängerampeln einfallen; insbesondere an der Kreuzung Traubinger Straße zur Kirchenstraße/Oskar Schüler Straße. Und sowohl dort, als auch an der Hauptstraße könnte ich mir im jeweiligen Kreuzungsbereich Schutzgeländer vorstellen; die einerseits das spontan-unüberlegte Queren verhindert und andererseits die Menschen im Kreuzungsbereich schützt wenn es doch mal scheppert: auch bei geringem Tempo kann sonst ein Auto leicht bis zu den Menschen auf den Gehwegen gedrückt werden.
Du vermischst Kausalitäten mit statistischen Zusammenhängen, Claus. Ein Fehler, der von der Zeitung mit den großen Buchstaben gemacht wird, aber doch bitte nicht hier. Deshalb nochmal Schritt für Schritt:

1. Unstrittig dürfte sein, dass mehr Verkehr mit mehr Autos bei unveränderten Parametern zu mehr Unfällen führt. So steigt auch die Gefahr für Kinder an, in Unfälle verwickelt zu werden.
2. Wenn in eine Kreuzung statt aus drei jetzt wieder aus vier Richtungen eingefahren wird, nimmt nicht nur lokal der Verkehr zu, siehe 1., sondern es steigt auch deshalb die Wahrscheinlichkeit für Unfälle an, weil die Unübersichtlichkeit zunimmt (Zahl und Winkelmaß der erforderlichen Blickbewegungen).
3. Wenn man die Verkehrsrisiken in unmittelbarer Nähe einer Grundschule für Kinder anwachsen lässt, damit die Risiken für Erwachsene (beim Einbiegen auf die Hauptstraße) abnehmen, das ist dann was? Das ist einfach nur verantwortungslos.
4. So war in Zeiten der durchgehenden Einbahnstraßenregelung die Wahrscheinlichkeit für Unfälle, auch solche mit Kindern, niedriger, als sie es zukünftig sein wird.

Insofern irrst du und hatte der schreckliche Unfall durchaus etwas mit der „Verkehrsregelung“ zu tun, Claus. Wer Risiken sät, wird Unfälle ernten. Da treffen Logik, Statistik und Verantwortung untrennbar aufeinander. Und es gibt nichts am Missstand schönzureden, dass in Tutzing wieder einmal die Belange der Erwachsenen mehr zählen als die der Kinder.

Eines noch zum Schluss. Heute kommt ja kein Text über solche Themen mehr ohne Eltern-Bashing aus. Stichwort Elterntaxi und so. Ein kleiner Seitenhieb gegen überforderte und egomane Eltern, die mit ihrer Fürsorge andere Kinder gefährden, geht immer. Nur, mal ehrlich, diese Eltern liegen doch gar nicht so daneben, mit der Sorge um ihre Kinder, oder? Die Politik hat sich, wie wir hier besichtigen können, im Verkehrssektor aus ihrer Fürsorgepflicht für die Kleinsten ausgeklinkt. Und bekanntlich nicht nur da. Harte Zeiten für junge Menschen, wenn sogar der Jugendbeauftragte im Gemeinderat das Problem nicht sieht.
Hier ist erst einmal eines klarzustellen:
Der von Thorsten Kerbs erwähnte schreckliche Unfall an der Kreuzung, hatte nichts mit der unteren Verkehrsregelung zu tun!
Es war ein Zusammenkommen unglücklicher Umstände bei einem Abbiegevorgang eines LKW aus der Traubinger Straße (von oben kommend) in die Oskar-Schüler-Straße.
Es ist wirklich unpassend, dies hier fälschlich zu verknüpfen.

Ich bin natürlich für sichere Lösungen bei der Verkehrsführung. Dazu ist es hilfreich, dass die schwer einsehbare Einmündung Traubinger Straße/Hauptstraße als Einbahnregelung (nach unten) belassen und übersichtlicher gestaltet wird.
Es ist aber nicht hilfreich, den Verkehr von Ambulanter Krankenpflege, Friseur, Getränkemarkt und Lehrkräfte, ausschließlich nach unten abzuleiten, nur damit sie - wenn sie nach Westen wollen - den Umweg über die Hauptstraße und Oskar-Schüler-Straße oder Greinwaldstraße fahren müssen.

Der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss hat nun beschlossen, die beantragte Regelung für ein Jahr probeweise einzuführen und dabei die Situation vor Ort zu beobachten.

Wichtiger für die Sicherheit der Schulkinder ist es, dass Eltern nicht bis direkt an die Schule heranfahren, um ihre Kinder dort abzusetzen, sondern sie das letzte Stück gehen lassen. Sonst gefährden sie mit ihren Fahrten wiederum alle anderen Kinder.
Das habe ich auch schon mal angeregt ! Absolut sinnvoll - guter Beitrag - Danke. Damit sind die Gewerbeflächen in der Traubinger Str. Besser zu erreichen.
(Bearbeitet)
Welcher FDP Parteigenosse wohnt denn in der Traubinger Straße? Klimaschutz durch barrierefreies Autofahren? Das ist mal ein kluger Ansatz, respekt. Und die so gefährliche Kreuzung beim Thallmair, die kann man doch problemlos entschärfen, wenn die Hauptstrasse erneuert wird. Die Ampel beim Müller kann man doch verlegen, da muss in Zukunft sowieso kein Fußgänger mehr über die Straße.
Muss man wirklich daran erinnern, dass die Einbahnstraßen-Regelung in der Traubinger Straße gerade deshalb eingeführt wurde, weil 2011 ein kleines Mädchen im hektischen Innerortsverkehr auf schreckliche Art und Weise zu Tode gefahren wurde? Es brauchte damals sehr, sehr viel Einsatz und lautstarke Demonstrationen von besorgten Tutzinger Eltern, um diese Einbahnstraßenregelung durchzusetzen. Natürlich gegen den erbitterten Widerstand der Autofahrerfraktion, der die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer immer zweitrangig bleiben wird.

Herr Dr. Joachim Weber-Guskar schießt sich mit seiner Argumentation zugunsten der eiligen Autofahrer jedoch selbst ins Knie. Eine Aufhebung der Einbahnstraßenregelung würde nämlich zu mehr Abbiege-Verkehr am oberen Ende der Straße, und damit zu noch größerer Unübersichtlichkeit vor dem Wertstoffhof führen. – Genau dort, wo aus gutem Grund ein Schulweghelfer postiert ist. Angesichts der vielen geparkten Autos fragt man sich ohnehin, wo die FDP denn da noch den Gegenverkehr fließen lassen möchte. Und ob sie überhaupt an den Schulbus gedacht hat (wahrscheinlich nein: Stichwort Elterntaxi, Unterrubrik Klientelpolitik). Ganz zu schweigen davon, dass die Einbahnregelung die Überquerung der Straße für die Kinder erleichtert.

Naja, und was er vorschlägt, stammt ohnedies aus der Mottenkiste der Verkehrspolitik. In der Verkehrsforschung besteht nämlich schon seit Jahrzehnten Konsens darüber, dass mehr Straßen und direktere Verbindungen inner- und außerorts keineswegs der Umwelt dienen, sondern den Verkehr, die ökologischen Schäden und alle daraus resultierenden Probleme weiter anwachsen lassen. Der angebliche „Umweg“ durch Oskar-Schüler-Straße oder Greinwaldstraße, den er für unzumutbar hält, beträgt an keiner Stelle mehr als 500 m. Und klimaschädlich ist das Autofahren an sich, nicht wie von der FDP suggeriert das kurze Stück Einbahnstraße unmittelbar vor einer Grund- und Mittelschule.

Welcher Spin-Doktor Herrn Dr. Joachim Weber-Guskar wohl seine politkommunikativ raffiniert gewählten Formulierungen eingeflüstert hat? Nicht schlecht, wie er die vermeintlichen Interessen von Berufsgruppen zur Sprache bringt, die für Sympathien immer gut sind (Grundschullehrkräfte) und die nicht angemessen entlohnt werden (Pflege, Verkauf). Doch der FDP ging es bekanntlich noch nie um die Interessen dieser sozioökonomischen Gruppierungen.

Zehn Jahre nach dem erwähnten Unfall wäre es vielleicht an der Zeit, das Auto zumindest ein Mal stehen zu lassen und sich zu Fuß an den liebevoll gestalteten Erinnerungsstein von Daria zu begeben. Möge ein Moment der Besinnung die Einsicht befördern, dass Ortszentren den Menschen gehören und nicht den Maschinen. Zumindest im Zweihundertmeter-Radius um das Rathaus muss Mobilität vom Menschen her gedacht werden. Fußgänger, Kinder und Radfahrer haben hier unbedingte Rücksicht und Vorfahrt zu genießen. Alles andere wäre 20. Jahrhundert, und das haben wir in Hinblick auf die verfehlte Verkehrspolitik der Vergangenheit doch hoffentlich glücklich hinter uns gelassen.
Bitte auch das Parken Greinwaldstr. kostenpflichtig machen! Nicht nur den Parkplatz!
Beringerweg totales Parkverbot! Am Bahnhof gibt es genügend Plätze!
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