Verkehr
22.11.2021
Von Martin Held / Claus Piesch

ADFC sieht deutlichen Sicherheitsgewinn

Fahrradclub beurteilt viele Aspekte der Tutzinger Straßensanierung positiv - Falscher Strich am KreiselDr. Martin Held ist Sprecher, Claus Piesch stellvertretender Sprecher der Tutzinger Ortsgruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC)

Die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Tutzing wurde im Bauabschnitt Süd Ende September 2021 wie geplant abgeschlossen. Kleinere Restarbeiten wurden inzwischen ebenfalls fertig gestellt. Die Arbeiten für den Bauabschnitt Nord der Umgestaltung der Hauptstraße haben am 4. Oktober begonnen und kommen seither gut voran. Gleichzeitig läuft die Planung für den Bauabschnitt Tutzing Mitte. Daneben gibt es weitere Aktivitäten der Gemeinde bezogen auf die Ver- kehrsentwicklung.

Im Folgenden informieren wir über diese Entwicklungen aus der Sicht des ADFC Tutzing und geben dazu unsere Einschätzung wieder.

1. Bauabschnitt Süd

Insgesamt verlief die Bauphase trotz der Corona-Pandemie und den entsprechenden Maßnahmen weitgehend problemlos. Die Umleitung für die Radlerinnen und Radler war gut ausgeschildert.

Als sehr gelungen ist die Neugestaltung der Einmündung der Bräuhausstraße und des Schönmooswegs in die Lindemannstraße zu bewerten. Diese Stelle war zuvor unübersichtlich, gefahrenträchtig und insbesondere für Fußgänger/-innen schwierig (Bild 1 und Bild 2).

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Bild 1: Einmündung Bräuhausstraße und Schönmoosweg in die Lindemannstraße
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Bild 2: Einmündung Bräuhausstraße und Gestaltung Lindemannstraße
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Bild 3: Markierung des Behelfsfußweges in der Bräuhausstraße

Die Verkehrsführung ist in diesem Bereich ebenfalls positiv geändert. Zuvor war die Bräuhausstraße – abgesehen vom Beginn an der Bahnhofstraße – durchgängig eine Einbahnstraße und für Fußgänger/-innen schwierig, da kein Gehweg vorhanden war und keine durchgängige Abgrenzung. Jetzt wurde der Abschnitt von der Lindemannstraße bis zur Einmündung Sudetendeutsche Straße vorteilhafterweise für beide Richtungen freigegeben.

Insgesamt ist die Bräuhausstraße für Radelnde auch im Abschnitt der Einbahnstraße in Gegenrichtung befahrbar. Entlang der ganzen Bräuhausstraße wurde der Bereich für Zufußgehende durch einen durchgängigen Strich klar abgetrennt. Das ist zwar noch keine sehr elegante Lösung, bringt aber doch einen deutlichen Sicherheitsgewinn und schreckt nicht mehr wie zuvor vom Zufußgehen in diesem Bereich ab (Bild 3).

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Bild 4: Einmündung Aldi/Edeka

Die Einmündung beim Einkaufszentrum in der Lindemannstraße (Aldi, Edeka u.a. Geschäfte, Praxen etc.) ist klar gekennzeichnet (Bild 4). Zugleich ist es wichtig, dass die Gemeinde weiterhin mit den Gewerbetreibenden eine Lösung dafür sucht, dass die Einfahrt und die Ausfahrt an dieser Stelle getrennt werden. Dies würde die Situation nochmals deutlich verbessern.

Sehr schön sind jetzt die Piktogramme auf den neuen Radschutzstreifen aufgetragen, insbesondere auch an den wichtigen Stellen wie Einmündungen (Bild 5). Auch die Linienführung am Ende des Radschutzstreifens in der Lindemannstraße in Richtung Bahnüberführung ist für Rad- ler/-innen klar gekennzeichnet (Bild 6).

Zugleich ist es offenkundig, dass die Planung zur Gestaltung der Lindemannstraße insgesamt ab dieser Stelle bis zum Ortsschild Richtung Diemendorf/Kampberg dringlich anzugehen ist. Dazu werden wir uns seitens des ADFC Tutzing noch gesondert melden.

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Bild 5: Piktogramm Radschutzstreifen Lindemannstraße
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Bild 6: Gestaltung Ende Radschutzstreifen Lindemannstraße Richtung Bahnüberführung

Der Kreisel am Zusammentreffen von Hauptstraße, Bernrieder Straße und Lindemannstraße ist zwischenzeitlich ebenfalls weitgehend fertiggestellt. Hier wurde zum Abschluss der Bauphase in diesem Abschnitt innen ein durchgängiger weißer Strich aufgetragen (Bild 7). Dies soll den Fahrzeugen signalisieren, dass sie diesen Bereich nicht überfahren dürfen. Tatsächlich wäre die ansonsten üblicherweise verwendete Gestaltung mit mehreren Reihen Pflastersteine deutlich besser gewesen (wie etwa beim Kreisel Einfahrt nach Weilheim B2 von Norden kommend). Bei einer derartigen Lösung können größere Fahrzeuge, wie Busse und Lkw, problemlos den Kreisel befahren. Die Autos meiden diesen Teil normalerweise. Damit würde die Sicherheit der im Kreisel Radelnden deutlich besser gewährleistet, da die Autos dann nicht überholen würden.

Da der durchgängige weiße Strich innen im Kreisel derzeit zu knapp am Innenraum aufgetragen ist, werden leider viele Autofahrer/-innen geneigt sein, Radelnde im Kreisel trotz geringem Abstand zu überholen und damit zu gefährden. Deshalb ist es dringlich, dass innen eine breitere Sperrfläche aufgebracht wird und damit die Sicherheit der Radelnden gewährleistet wird. Das Staatliche Bauamt Weilheim hat zwischenzeitlich übermittelt, dass die Linie falsch markiert wurde. Dies wurde zwischenzeitlich bemängelt und die weiße durchgezogene Linie wird noch im richtigen Abstand neu aufgetragen.

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Bild 7: Detail Gestaltung des Kreisels innen – durchgezogene weiße Linie sehr knapp
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Bild 8: Derzeitiger Zustand Ende Radschutzstreifen in der Bernriederstraße

Ansonsten zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass der Kreisel insgesamt vorteilhaft ist. Auffällig ist insbesondere, dass der Anteil der Fahrzeuge Hauptstraße/Lindemannstraße plus Bernrieder Straße/Lindemannstraße deutlich höher ist als der Anteil der Fahrzeuge Bernrieder Straße/Hauptstraße. Dies zeigt an, dass die frühere Bevorrechtigung der Bernrieder Straße/ Hauptstraße gegenüber der Einmündung der Lindemannstraße nicht den zwischenzeitlichen Verkehrsströmen entspricht. Auch deshalb ist der Kreisel eine vorteilhafte Lösung, insbesondere auch für die motorisierten Verkehrsteilnehmer/-innen.

Der Radschutzstreifen vom Kreisel ausgehend in der Bernrieder Straße ist ebenfalls gut markiert und die neue Querungshilfe zum Johannishügel ist ebenfalls vorteilhaft. In diesem Straßenabschnitt ergibt sich aber die dringende Anschlussaufgabe, den Übergang am Ende des Radschutzstreifens zu verbessern (Bild 8). Das hat wesentlich damit zu tun, dass das Ortsschild bisher noch nicht der tatsächlichen Bebauung gemäß weiter in Richtung Unterzeismering versetzt wurde (bisheriger Standort Bild 9). Es ist dringlich, dass die Gemeinde die Versetzung des Ortsschilds beantragt und die Versetzung dann zeitnah erfolgt.

Auffällig ist insbesondere auch, dass bei der Einmündung der Seestraße in die Bernrieder Straße kein Ortsschild steht, obgleich hier direkt die Bebauung (Montessori-Kindergarten/Tabalugaheim) beginnt (Bild 10). Durch eine rasche Versetzung des Ortsschilds südlich dieser Einmündung und der gegenüberliegenden Einmündung der Würmseehalle und des Sportplatzes würde es sich erübrigen, dieses Versäumnis zu beseitigen.

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Bild 9: Derzeitiger Standort des Ortsschilds in der Bernriederstraße
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Bild 10: Einmündung Seestraße in Bernriederstraße – fehlendes Ortsschild

Vom Kreisel ausgehend in Richtung Norden sind zwischenzeitlich auch auf diesem Teil der Hauptstraße die Piktogramme auf den Radschutzstreifen aufgebracht. Dies ist wichtig, da die vorangehende Übergangslösung – Radschutzstreifen aufgetragen aber ohne Piktogramme – viele Autofahrende dazu verleitet hat, diese Schutzstreifen zu ignorieren.

Wichtig wäre es, dass die Gemeinde eine Aktion "Abstand einhalten" unternimmt, die an dieser Stelle den AutofahrerInnen klar die Abstandsregel zu den RadlerInnen nahebringt. Obwohl die rechtliche Regelung klar ist, interpretieren manche im Auto die Radschutzstreifen davon abweichend auf eine kreative Weise: die Streifen schützen die Radelnden, so diese Art der Interpretation; deshalb ist es als Autofahrer/-in nicht notwendig, den vorgeschriebenen Sicherheits- abstand einzuhalten. Ebenso sollte mit einer derartigen Aktion klar signalisiert werden, dass die Pkws innerhalb des Straßenraums zu fahren haben, nicht im Raum des Radschutzstreifens – dieser darf nur in Ausnahmefällen, wie etwa bei entgegenkommenden Bussen, kurzzeitig genutzt werden. Dazu ist immer wieder zu hören, dass es dafür einfach zu schmal sei. Dies ist einerseits verständlich, da die Straße an dieser Stelle bisher breiter war und sich die Gewohnheiten nicht über Nacht ändern. Andererseits ist es für zwei normale Pkws kein Problem aneinander vorbeizufahren, wenn die vorgegebenen Geschwindigkeiten eingehalten werden. Das ist ein wichtiger Sinn und Zweck von Radschutzstreifen, nämlich überhöhte Geschwindigkeiten zu vermeiden und insgesamt den Verkehrsfluss zu verstetigen.

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Bild 11: Hauptstraße – unnötiges/unerlaubtes Befahren der Radschutzstreifen durch Pkw

2. Erneuerung der Hauptstraße – Bauabschnitt Tutzing Nord

Die Arbeiten am Bauabschnitt Nord zwischen Ringseisweg und Hans-Albers-Straße haben am 4. Oktober begonnen (Bild 12). Und zwar ab dem Ringseisweg Richtung Norden und gleichzeitig ab der Klenzestraße. Zwischenzeitlich sind sie bereits ein Stück nördlich vorangekommen. Nach Angaben des Staatlichen Bauamts Weilheim dauern die Bauarbeiten in diesem Bauabschnitt voraussichtlich bis Ende November 2022. Im Winter 2021/2022 gibt es dabei eine witterungsbedingte Unterbrechung. Die Fußwege werden je nach Baufortschritt entsprechend angepasst und sind dann streckenweise einseitig. Radfahrer/-innen müssen sich auf Staub und Kies auf der Fahrbahn einstellen. Die Bushaltestellen in diesem Bereich werden ebenfalls je nach Baufortschritt zeitweilig verlegt. Dafür wird es dann Ersatzhaltestellen geben.

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Bild 12: Eine der beiden Baustellen im Bauabschnitt Tutzing Nord

Einzelheiten sind auf der Homepage des Straßenbauamts in digitaler Form zu erfahren:
https://www.stbawm.bayern.de/strassenbau/projekte/B17S.BLSB0025.00.html

Für alle Fragen bzw. Probleme kann man sich unter der E-Mail-Adresse bei den Projektpartnern der Baumaßnahme melden:
• Silke Schweigler: silke.schweigler@stbawm.bayern.de – 0881/990-1139
• Julia Stadelmann: julia.stadelmann@stbawm.bayern.de – 0881/990-1225

Für den Abschnitt Nord wird die bisherige provisorische Querungshilfe auf Höhe Lidl dauerhaft eingerichtet und eine zusätzliche Querungshilfe bei der Bushaltestelle Höhe Akademie für Politische Bildung geschaffen. Zusätzlich ist eine Signalanlage Nähe Einmündung Von-Kühlmann-Straße geplant (Bedarfsschaltung).

Ebenso sind für diesen Bereich Radschutzstreifen mit einer Breite von jeweils 1,50 m geplant.

Wichtig ist es, dass die Radschutzstreifen ab dem Ortsschild in Garatshausen bis zur geplanten Querung auf den kombinierten Rad-/Gehweg entlang der Tutzinger Straße nach Feldafing weitergeführt werden. Mit einer entsprechenden Maßnahme wird der Anschluss an den bestehenden kombinierten Rad-/Gehweg entlang der Seestraße nach Feldafing gewährleistet.

Das Staatliche Bauamt hat dazu folgende erfreuliche Nachricht übermittelt: Die weitere Radwegführung in Garatshausen (Fahrradschutzstreifen und Querungshilfe) ist bereits in Absti mung mit dem Umbau des Dorfplatzes in Garatshausen durch die Gemeinde Feldafing ausgeschrieben, so dass mit Fertigstellung des Bauabschnitts Tutzing Nord eine durchgängige Radwegführung bis zum einseitigen kombinierten Geh-Radweg am Ortsausgang von Garatshausen vorhanden sein wird. Die genaue zeitliche Planung Radwegführung Garatshausen und die konkrete Ausführung ist derzeit noch offen.

3. Erneuerung der Ortsdurchfahrt – Bauabschnitt Tutzing Mitte

Nach dem Baubeginn der Ortsgestaltung Tutzing Nord haben die Detailplanungen für den Bauabschnitt Tutzing Mitte begonnen – das ist der Bauabschnitt zwischen Bahnhofstraße und Ringseisweg. Es gibt bereits einige Festlegungen (Fahrbahnbreite etc.). Zugleich gibt es eine ganze Reihe von Fragen, die in Klärung sind (etwa Fragen wie Standort behindertengerechte Kfz-Parkplätze, Standorte Fahrradstellplätze, Ausgestaltung des zukünftigen „Marienplatzes“, Auswirkungen wie Veränderung Firma Eisen-Müller und ehemalige Edeka-Filiale, etc.).

Der ADFC Tutzing ist im Austausch mit der Gemeinde zu der Planung. Wir werden uns dazu in nächster Zeit nochmals detailliert äußern. Unabhängig von den Gestaltungsfragen sind frühzeitige Informationen der Öffentlichkeit dazu und eine öffentliche Beteiligung über die Gestaltung wichtig, damit die unterschiedlichen Interessen und Anliegen eingebracht werden können.

In den "Tutzinger Nachrichten" wurde bereits über einen spezifischen Aspekt informiert, der in Zukunft angesichts der Folgen des Klimawandels noch an Bedeutung zunehmen wird: Auswirkungen von Wetterextremen, im Fall Tutzing insbesondere Starkregenereignisse.

Übergreifend ist die Gestaltung der Hauptstraße in der Perspektive der Mobilitätswende zu sehen, damit die Aufwertung der Ortsmitte klimagerecht und gesundheitsförderlich gelingen kann.

4. Weitere Entwicklungen und Planungen

Auf Vorschlag des Arbeitskreises Mobilität des Gemeinderats wurde im Gemeinderat beschlossen, ein statisches Parkleitsystem für Tutzing einzuführen (Übersichtstafeln an den drei Ortseingängen). Dazu gehört in der Folge auch, dass insbesondere die Stichstraßen zum See optisch gut von der Hauptstraße abgehoben werden, um die Probleme mit dem Parksuchverkehr bei schönem Wetter zu reduzieren.

Derzeit laufen Planungen der Deutschen Bahn in Abstimmung mit der Gemeinde für neue, heutigen Standards entsprechende Fahrradabstellanlagen (in einigen Gemeinden des Landkreises bereits zu besichtigen). Es bleibt zu hoffen, dass die Planungen bald zum Abschluss kommen und dann zügig umgesetzt werden.

Dazu gehört dann auch eine Aktion, bei der die „Fahrradleichen“ bei den derzeitigen Stellplätzen entfernt werden – vergleichbar etwa der aktuellen Aktion der Gemeinde Gauting. Damit wird Platz geschaffen und auch das Erscheinungsbild der Fahrradstellplätze deutlich verbessert.

Martin Held & Claus Piesch
Tutzing 22. November 2021
ADFC Ortsgruppe Tutzing
adfc-tutzing@online.de

Bilder: Oktober 2021 – Claus Piesch, Tutzing-Kampberg

ID: 4454
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