
Aller Anfang ist schwer. Das trifft offenbar auch auf die Sanierung der Tutzinger Hauptstraße zu. Nach jahrelanger Vorbereitungszeit und manchen Verzögerungen sollte es am Montag dieser Woche mit den Arbeiten losgehen. Auf diesen Termin wurde alles abgestellt. Flyer mit detaillierten Informationen landeten in den Briefkästen der Tutzinger Haushalte, auch auf den Webseiten der Gemeinde, des Staatlichen Bauamts und des Abwasserverbands Starnberger See kann man seit Tagen viele Mitteilungen zu diesem Thema finden. Hinweisschilder wurden aufgebaut, die Hauptstraße wurde beim Andechser Hof abgesperrt. An der Bräuhausstraße, die als Umleitung aus dem Ortszentrum hinaus nach Süden fungiert, wurde mit Schildern ein absolutes Parkverbot signalisiert, die bisherige Einbahnregelung wurde umgedreht, eine lange gelbe Markierung wurde angebracht, die am Straßenrand einen Fußgänger- und Radweg kennzeichnete. Aber dann kam doch alles anders.
Am Montag gab es überhaupt noch keine Baustelle. Als all die Schilder und Markierungen längst angebracht waren, kam die Erklärung dafür per Pressemitteilung: "Aufgrund der starken Regenfälle haben die drei Projektpartner - Staatliches Bauamt Weilheim, Gemeinde Tutzing und Abwasserverband Starnberger See - beschlossen, den ursprünglich für Montag, 3. August 2020 geplanten Baubeginn auf jetzt Mittwoch, den 5. August 2020 zu verschieben."
Folgerichtig waren gestern, am Dienstag, einige der Schilder wieder verschwunden. So beispielsweise die Hinweise, die am Montag die Durchfahrt neben dem Andechser Hof verboten hatten. Heute werden sie wohl wieder auftauchen, denn nun soll es mit den Bauarbeiten ja wirklich losgehen. Und das Wetter ist ja nach den starken Regenfällen der vergangenen beiden Tage tatsächlich bestens.
Hauptstraße: Viele ignorieren die Absperrung
Viele Autofahrer haben sich am Montag ohnehin nicht an die Verbote gehalten. Etliche Fahrer waren zwar erkennbar irritiert, als sie das Schild neben dem Andechser Hof daran hindern wollte, die Strecke auf der Hauptstraße nach Süden fortzusetzen. Diese Fahrer bogen dann in die Hallberger Allee ab. Doch auffallend viele Fahrzeuge ignorierten das Schild und fuhren einfach auf der Hauptstraße weiter. Vielleicht hatten sie sich schon vorher schlau gemacht und gesehen, dass es beim Gymnasium, wo die Arbeiten beginnen sollen, noch gar keine Baustelle gab. Oder sie haben's halt einfach mal versucht.
Ob dieses Verhalten korrekt war oder nicht, wird nur ein Verkehrsrechtler beurteilen können. Die Realität hat die Fahrer, die das Absperrschild ignoriert haben, jedenfalls bestätigt. Vor dem Gymnasium, wo ein Start der Arbeiten sein sollte, war am Montag alles wie sonst. Also bestand kein Grund, dass die Autos dort nicht wie immer durchfahren sollten.
Künftiger Kreisverkehr: Bisher alles wie immer
Auch an der Stelle, an der Tutzings erster Kreisverkehr entstehen soll, lief der Verkehr ganz normal wie immer. Vor ein paar Tagen gab’s dort, wo die Lindemannstraße auf die Hauptstraße trifft, noch einen Unfall. Jetzt soll dort der zweite Startplatz für die Bauarbeiten sein.
Bräuhausstraße: Umleitung sorgt schon für Verkehrsbelebung
An der Bräuhausstraße sah es am Montag tatsächlich schon nach Umleitungsstrecke aus. Der Verkehr über sie beliebte sich zeitweise deutlich - ein Hinweis darauf, was dort zu erwarten ist, wenn an der Hauptstraße wirklich genaut wird.
Am meisten fiel ein großer orangener Lastwagen auf, der sich langsam über eine zuvor verlegte lange, gelbe Markierung vorantastete. Arbeiter, die hinterherliefen, befestigten sie mit langen Schrauben. Die Markierung kennzeichnet nun einen für Fußgänger und Radfahrer vorgesehenen Bereich entlang der gesamten Bräuhausstraße.
Mit Schildern, die in die andere Richtung zeigen als die bisherigen, wurde die Einbahnregelung umgedreht. Das sah an einigen Stellen eher komisch aus, weil zwei Schilder in verschiedene Richtungen wiesen. Witzige Reaktionen waren bereits die Folge. An einer Stelle nahm jemand die Sache ganz pragmatisch in die Hand und knüpfte ein Stück Plastik so um das alte Schild, dass es den Pfeil wenigstens ein wenig verdeckte.
Andere Schilder verfügten ein absolutes Halteverbot von Montag früh um 7 Uhr an. Sonst würde es allzu eng, wenn auf der einen Seite ein Fuß- und Radweg, auf der anderen Seite parkende Autos die Straße verschmälern würden. Als Ausweichstellfläche für Pendler, die sich die Parkgebühren am Bahnhof sparen wollen, kann diese Straße damit in nächster Zeit nicht mehr dienen - ein Nebeneffekt, der besonders den Anwohnern der Bräuhausstraße nicht unlieb sein wird.
Der erste Unfall in Zusammenhang mit der Straßensanierung
Obwohl noch gar nicht gebaut wurde, hatte die Beschilderung am Montag schon Folgen. Eine ältere Dame fuhr am Nachmittag in der Bräuhausstraße mit ihrem Auto so, wie man eigentlich gar nicht mehr fahren durfte, von der Liondemannstraße aus in Richtung Bahnhofstraße. Sie kannte die Strecke offenbar so gut, dass ihr die Neuerung gar nicht auffiel. Als sie dann plötzlich vor einem Einfahrtverbotschild stand, war sie sichtlich verwundert. Sie sah sich zu einem Umkehrmanöver auf relativ engem Raum gezwungen. Dabei tat sie sich schwer und touchierte schließlich auch noch ein parkendes Auto. Aber sie klingelte sofort bei dessen Besitzer und informierte ihn. Tutzing hatte damit seinen ersten Unfall in Zusammenhang mit der Straßensanierung - und das, obwohl die noch gar nicht begonnen hatte.
Es war aber nur eine kleine Begleiterscheinung. Man darf gespannt sein, was die nächsten Tage so mit sich bringen werden.
Kommentar hinzufügen
Kommentare