Verkehr
30.6.2018
Von vorOrt.news

Zu schmal für zwei Laster

Fahrer des umgekippten Getränkelasters berichtet von seinem Erlebnis in der Lindemannstraße

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Abschleppwagen wurde zu Getränkelaster © L.G.

Der Graben sieht ein wenig ramponiert aus. Ansonsten ist an der Tutzinger Lindemannstraße nichts mehr von dem Unfall zu sehen, der sie gestern praktisch den ganzen Tag blockiert hat. Ein voll beladener Getränkelaster war am Freitagmorgen gegen 8.40 Uhr bei einem Ausweichmanöver von der Straße gerutscht, als ihm ein anderer Lkw entgegenkam. Während dessen Fahrer einfach weiterfuhr, war die Tour für den Getränkelaster erst mal beendet. Die Polizei forderte Kräne und Abschleppwagen an, die Feuerwehr war im Einsatz, etliche Hilfskräfte kamen dazu. Bis zum späteren Nachmittag waren sie damit beschäftigt, die Kisten auf andere Fahrzeuge umzuladen.

Nach Stunden hatte der Fahrer des Getränkelasters das Erlebnis einigermaßen verkraftet. Am Nachmittag wirkte er schon wieder recht gelassen, als er vorOrt.news von den Geschehnissen berichtete, bevor er wieder beim Abladen zupackte. Ihm selbst ist bei dem Unfall nichts passiert. Er fährt einen von 15 Lastwägen, die das Unternehmen Fristo in seiner Zentrale in Buchloe (Landkreis Ostallgäu, westlich von Landsberg) betreibt.

Am Freitagmorgen war er auf dem Weg vom Tutzinger Fristo-Markt an der Hauptstraße nach Buchloe, als ihm auf der Lindemannstraße ein ähnlich großer Lkw entgegen kam. Das war zwischen den beiden Abzweigungen der Straße Riedwinkel. Der andere Laster hätte noch etwas mehr nach rechts fahren können, meinte der Fahrer des Getränkelasters. Das habe der aber nicht gemacht. Deshalb hat er selbst versucht, auszuweichen. Aber die Straße ist an dieser Stelle ziemlich schmal.

Ansehnliche Bahnunterführung - aber enge Straße im weiteren Verlauf

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Recht schmal für zwei Laster: Lindemannstraße auf Höhe Riedwinkel © L.G.

Zwei Laster von dieser Größe brauchten normalerweise 6,30 Meter, um aneinander vorbei zu kommen, sagte er. Aber die Straße sei an dieser Stelle nur 5,30 Meter breit. Auf der anderen Seite drängt sich die Frage auf, ob in so einem Fall nicht einer der beiden Fahrer warten müsste, bis der andere vorbei ist. Aber auch Umstehende erinnerten verwundert an den Ausbau der Bahnunterführung an der Lindemannstraße vor ein paar Jahren zu ansehnlicher Breite. Sie fragten sich, weshalb die Straße nicht auch in ihrem weiteren Verlauf ein wenig angepasst worden ist. Es handelt sich um eine Staatsstraße. Zuständig ist deshalb nicht die Gemeinde Tutzing, sondern das Staatliche Bauamt Weilheim.

Die Verkehrsführung in diesem Bereich sorgt ohnehin auch aus anderen Gründen für Gesprächsstoff. Weiteren aktuellen Anlass liefert dafür der Zweckverband Wohnen, der demnächst etwas weiter südlich, am Kallerbach, 70 neue Wohnungen baut. Der Fahrradclub ADFC hat schon Bedenken vorgebracht, weil der relativ neue Radweg zwischen Kampberg und Kallerbach abrupt endet und neben der geplanten großen Wohnanlage lediglich ein Fußweg, nicht aber ein Radweg vorgesehen sein soll. Damit werden viele Radfahrer, gerade die ohne Ortskenntnis, wohl an der Straße weiterfahren - und damit auch die Stelle passieren, an der am Freitag der Getränkelaster umgekippt ist.

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Umleitung "sinnfrei im Kreis herum"

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Die Bäume stoppten das Kippen © L.'G.

Ein befestigter Seitenstreifen - der vielleicht auch Platz für einen Radschutzstreifen lassen würde - hätte in diesem Fall möglicherweise schon geholfen, So aber ist der Getränkelaster bei dem Ausweichmanöver auf die abschüssige Stelle geraten, die zum Graben führt. Damit neigte sich die Ladefläche - und die etwa 1000 Kisten, die er geladen hatte, begannen zu rutschen. Das muss für den Fahrer ein recht mulmiges Gefühl gewesen sein. Die Sache nahm jedenfalls ihren Lauf. Der Rutschprozess war nicht mehr aufzuhalten - der Laster landete im Graben.

Glück im Unglück war es, dass an dieser Stelle nah an der Straße ziemlich viele Bäume stehen. Die hielten den Laster sozusagen davon ab, komplett umzufallen. Im Lauf des Tages kippte er aber doch immer weiter. Als er endlich entladen war, konnte er gegen Abend endlich geborgen werden.

Für Diskussionen sorgte auch die Umleitung. Sie habe "sinnfrei im Kreis herum" geführt, berichtete ein Beobachter in einem Kommentar auf vorOrt.news - und sie habe "teilweise haarsträubende Wendemanöver" nach sich gezogen. Getränkelaster mit 1000 Kisten umgekippt

Quelle Titelbild: L.G.
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