
Von Tutzing aus mal schnell zum Ostufer oder zu anderen Orten am See: So etwas soll künftig mit Schiffen viel besser möglich sein als bisher. Die vorgesehene Neuordnung der Bayerischen Seenschifffahrt soll auch dies ermöglichen. Neuer Steg soll 22,50 Meter länger sein Christoph Winkelkötter, der Geschäftsführer der Starnberger Wirtschaftsfördergesellschaft gwt, will sich dafür einsetzen, dass die Schiffe sinnvoll zum Pendelverkehr genutzt werden können, sagte er am Dienstag am Rande einer Ortsbesichtigung am Tutzinger Dampfersteg gegenüber vorOrt.news.
Gerade eine einfache - und auch einigermaßen preisgünstige - Verbindung zum Ostufer wünschen sich zahlreiche Tutzinger, wie bei der Ortsbesichtigung immer wieder bestätigt wurde.
Für viele wäre es offenkundig ein Reiz, schnell mal nach Ammerland oder Ambach übersetzen zu können. Dort ist die Atmosphäre anders als am Westufer, und es gibt Angebote, die in Tutzing vermisst werden, so beispielsweise von kleinen Fischläden, die man fast an jeder Ecke findet. Manch einem würde es wohl gefallen, gelegentlich die Abwechslung zu genießen, "drüben" Kaffee zu trinken, Fahrrad zu fahren, spazierenzugehen und vor allem auch ohne lange Wartezeiten schnell wieder zurück nach Tutzing fahren zu können.

Die Schifffahrt als Verkehrsmittel für den Alltag?

Das alles soll offenbar durch das neue Konzept ermöglicht werden. Im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats hat Michael Grießer, der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, nach der Besichtigung eine „relativ enge Taktung zum Übersetzen“ angekündigt.
Die Verantwortlichen denken also offenbar an eine entsprechende Fahrplan-Gestaltung. Ob die Abfahrtzeiten vielleicht sogar einem Linienverkehr nahekommen, muss sich zeigen. Bei der Besichtigung erläuterte Ralph Schlemmert, Betriebsleiter der Seenschifffahrt, die Details des Konzepts.
Die Schifffahrt auf dem See könnte geradezu ein neues Verkehrsmittel werden, sagte Tourismusreferent Dr. Toni Aigner (Freie Wähler). Er sieht eine „Taktung“ des Schiffsverkehrs als einen „ganz großen Fortschritt“ und fügte überspitzt hinzu: "Wir leben ja vom Tagestourismus, weil wir kein Hotel haben." Damit spielte er wohl auf die Ewigkeitsdiskussionen um ein relativ großes Hotel an - kleine bis mittelgroße Hotels in ansprechender Qualität gibt es natürlich in Tutzing.
Dr. Toni Aigner (Freie Wähler), Tourismusreferent des Tutzinger Gemeinderats
Bernd Pfitzner (Grüne) brachte sogar eine „Verzahnung“ mit dem Fahrplan des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) ins Gespräch. Damit wäre die Neuordnung seiner Meinung nach auch ein Gewinn für die einheimische Bevölkerung: Das Schiff als Verkehrsmittel für den Alltag, nicht nur vor allem für den Tourismus und die Naherholung.
Mit Fahrrädern klappt es auf Schiffen bisher nicht immer gut

Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) empfahl aber, das Mitnehmen von Fahrrädern auf den Schiffen besser als bisher zu organisieren: „Es ist schon passiert, dass Leute drüben am Ostufer mit ihren Fahrrädern stehen geblieben sind.“
Schifffahrts-Geschäftsführer Grießer bestätigte solche Probleme. Gerade bei den kleineren Schiffen sei es mit den Fahrrädern schwierig.
Mittelfristig soll der „Fuhrpark“ der Starnberger Schifffahrt aber nach seinen Angaben ohnehin erneuert werden: „Die Anschaffung neuer Schiffe steht an.“ Dabei werde man auch besonders auf das an Bedeutung gewinnende Thema Fahrrad achten, versprach er.
ATG-Vorsitzender Walter zur Neuordnung der Schifffahrt: Je schneller, desto besser
Einen längeren Dampfersteg verglich Aigner schon mit den Molen an der Ostsee, auf denen man hinausgehen und die Aussicht aufs Wasser genießen könne. Als wünschenswert bezeichnete er auch einen Stegwart, wie es ihn früher in Tutzing gegeben habe.
Gut kommt bei den Gemeinderäten nicht zuletzt an, dass der Steg wieder – wie schon in früheren Zeiten – für den allgemeinen Zugang geöffnet werden soll. Seit einiger Zeit ist er meist verschlossen, lediglich für Fahrgäste wird er geöffnet, wenn Schiffe anlegen. In der Winterzeit soll er aber, wie Grießer einschränkte, auch künftig aus Gründen der Verkehrssicherheit gesperrt bleiben. Die Schiffe seien auch nicht wintertauglich. Mit diesem Hinweis bejahte er die Frage, ob es beim Schifffahrts-Betrieb von April bis Oktober bleiben werde.
„Je schneller, desto besser“: Das wünscht sich der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG), Arnold Walter, für das neue Konzept der Schifffahrt, wie er am Rande der Besichtigung sagte. Es dürfte aber noch eine Weile dauern: Auf keinen Fall vor 2020 werde es soweit sein, sagte Grießer - eher wohl 2021.
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