Verkehr
29.10.2018
Von vorOrt.news

Viele Argumente pro und contra Parkplätze

ADFC plädiert für Parkleitsystem in Tutzing sowie für Lade- und Lieferzonen an der Hauptstraße

Hauptstra-e2.jpg
Parkplätze nah bei Geschäften oder nicht? Da scheiden sich die Geister © L.G.

Die Parkplätze an der Haupstraße sorgen weiterhin für Diskussionen. Sowohl in einem Gemeinderats-Ausschuss als auch bei einer Ortsversammlung des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADFC) kam das Thema in der vergangenen Woche kritisch zur Sprache. Dabei wurde deutlich, dass sich noch längst nicht alle mit der Beibehaltung aller bisherigen Parkplätze abfinden wollen. Diskussionsstoff gibt es damit wohl auch für die Bürgerversammlung am 12. November (Roncallihaus, 19 Uhr).

Hauptstra-e-Gestaltung2.jpg
An der Gestaltung wird nach wie vor gefeilt: Einer der Pläne für die Hauptstraße - mit weniger Parkplätzen © L.G.
Anzeige
Edekla-Fisch1.png

Gewerbetreibende befürchten Abkehr von Kunden

Ein Verzicht auf einen Teil der Parkplätze an der Hauptstraße schien eigentlich schon ausgemachte Sache zu sein. Doch davon sind die Verantwortlichen inzwischen wieder abgekommen. Die Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG) hatte nachdrücklich auf den Bedarf an Parkplätzen für die Läden im Ortszentrum aufmerksam gemacht.

Die Geschäftsleute befürchten, dass sie nicht wenige Kunden verlieren werden, wenn Parkplätze wegfallen. Gerade ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, würden es dann vorziehen, anderswohin zu fahren, wo sie direkt vor den Geschäften parken können. Als wichtige Gründe für Parkplätze direkt vor den Geschäften führten die ATG-Vertreter die wachsende Bevölkerung der Gemeinde, den steigenden Altersdurchschnitt und teils große Entfernungen zwischen den Ortsteilen an.

ADFC: Von höherer Aufenthaltsqualität profitieren auch Geschäftsleute

Marienplatz1.jpg
Sitzplätze auf der Straße: Der Bereich Marienstraße und Leidlstraße © L.G.

Im Juni hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald mitgeteilt: „Wir werden die Parkplätze in der Hauptstraße weitgehend erhalten.“ Dazu hat sich vor wenigen Tagen im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) kritisch geäußert. Er plädierte für Gleichberechtigung von Autos, Radfahrern und Fußgängern.

Greinwald bestätigte nochmals, es seien ähnlich viele Parkplätze wie bisher vorgesehen. Wenn sich aber herausstellen sollte, dass sie nicht alle benötigt würden, dann könnten einige von ihnen auch weggelassen werden, sagte sie. Gleichzeitig gab sie allerdings zu bedenken, dass parkende Autos den Verkehrsfluss bremsen können. Für Gewerbetreibende werde die Bauphase ohnehin schwierig werden, fügte sie hinzu: „Sie müssen damit rechnen, dass nicht so viele Leute kommen werden.“

Am Tag darauf gab es auch bei einer Versammlung des Tutzinger ADFC-Ortsclubs eine längere Aussprache zu diesem Thema. Die stellvertretende Ortssprecherin Susanne Stolzenburg-Hecht wandte sich gegen die „Aufweichung“ des ursprünglichen Vorhabens, einen Teil der Parkplätze wegfallen zu lassen. Wenn Parkplätze erst einmal eingerichtet seien, würden sie auch dauerhaft bleiben. Umgekehrt müsse es sein, forderte sie: Zunächst weniger Parkplätze und eventuell später bei Bedarf mehr. Auch von verbesserter Aufenthaltsqualität würden die Geschäftsleute profitieren, argumentierte sie: „Da gehen die Leute eher mal flanieren.“ Das habe sich zum Beispiel auch in Weilheim gezeigt. Dass Gewerbesteuerverluste zu befürchten seien, glaube sie nicht.

„Am ‚Marienplatz’ sieht man ja, was da los ist“, sagte auch ADFC-Ortssprecher Martin Held. Anerkennend äußerte er sich über die schon vor Jahren mit Unterstützung der Verkehrsplanerin Bettina Twiehaus vorgenommenen Änderungen im Bereich Marienstraße/Leidlstraße/Hauptstraße: „Jetzt sitzen da viel mehr Leute, man trifft sich - das ist wichtig.“ Dann würden die Menschen auch lieber in ein Geschäft oder ein Café gehen.

Marienplatz3.jpg
Aufenthaltsqualität und Parken - ein Gegensatz oder eine mögliche Kombination? © L.G.

"Die Geschäfte müssen in Ruhe beliefert werden können"

Lieferverkehr2.jpg
Bei größeren Fahrzeugen wird's manchmal eng: Der ADFC-Ortssprecher plädiert für Ladezonen © L.G.

Held zeigte aber gleichzeitig Verständnis für die Interessen der Gewerbetreibenden. Über das geschäftliche Angebot in Tutzing äußerte er sich sehr positiv. Man müsse froh sein, dass alteingesessene Unternehmen wie beispielsweise das Sportgeschäft Thallmair nicht aufgegeben worden seien, sondern von der nächsten Familiengeneration weiter betrieben würden. Als wichtig bezeichnete Held eine Mischung von kommerziellen und anderen Angeboten.

Einen Aspekt, der seiner Meinung nach bisher zu wenig beachtet wird, betonte Held nachdrücklich: die Logistik. Lade- und Lieferzonen seien ausgesprochen wichtig: „Die Geschäfte müssen ja in Ruhe beliefert werden können.“ Der Planer müsse beauftragt werden, dies zu berücksichtigen.

Eine wichtige Lösung für die Parkproblematik könnte nach Helds Überzeugung ein Parkleitsystem sein. Mit ihm könnten die Autofahrer nach Auffassung des ADFC zu Parkplätzen „um die Ecke“, also in Seitenstraßen, geführt werden, die dennoch nicht weit von den Geschäften entfernt seien - und im Gegenzug könnten an der Hauptstraße Parkplätze entfallen.

"Ein Fest zum Umbau könnte ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen"

Bu-rgerforum5.jpg
Wer gibt die Richtung vor? Bei "Bürgerforen" zur Hauptstraße war das Interesse groß © L.G.

Held gab sich aber sicher: „Es wird auf jeden Fall besser - auch für die Fußgänger.“ Dabei erwähnte er auch die in der Ortsmitte für die Hauptstraße vorgesehene Breite von nur 6,50 Metern statt 7,50 Metern. Die Landschaftsplanerin Monika Treiber habe für die entsprechende Gestaltung einen eindeutigen Auftrag. „Es gibt einen Grundsatzbeschluss für die Aufwertung“, bekräftigte er. Aus finanziellen Gründen werde es leider nicht möglich sein, die Planung auch gleich bis zum See hinunter zu führen, also die Schlossstraße einzubeziehen.

Generell beklagte Stolzenberg-Hecht jedoch eine zu geringe Einbeziehung des ADFC in die Diskussion über die Sanierung der Hauptstraße. Wer eigentlich die Richtung vorgebe, in die sich der Ort durch die Umgestaltung entwickeln werde, wollte sie wissen. Der für dieses Thema gebildete Arbeitskreis arbeite zurzeit nicht, sagte dazu der stellvertretende ADFC-Ortsvorsitzende Claus Piesch. Held vertrat aber die Auffassung, die Gemeinde versuche nach seiner Einschätzung, die verschiedene Interessengruppe mehr einzubinden.

„In der Umbauphase müsste man viel Wert darauf legen, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen“, sagte Held. Beispielhaft nannte er Kampagnen, andere kreative Ideen oder „ein Fest, wenn es mit dem Umbau los geht - das wäre viel interessanter als Vieles andere, was propagiert wird.“

Piesch verwies auch auf den vom nächsten Jahr an geplanten Ortsbus, der zur Siedlung Bareisl, anderen Tutzinger Orten und zum Feldafinger Bahnhof führen soll: Vielleicht könne sich mancher Bürger in der Umbauphase schon mal an den Bus gewöhnen.

Mehr zum Thema:
"Parkplätze bleiben weitgehend erhalten"
Eine Strategie für Tutzing

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1274
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.