Rücksichtsvolles Miteinander im öffentlichen Verkehrsraum: Das ist die Grundidee von „Shared Space“. Eine „Verkehrsraumgestaltung, die auf der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer beruht“, soll Verkehrsteilnehmer unterschiedlicher Art - Fuß-, Rad- und Autoverkehr - sowie andere räumliche Funktionen miteinander ins Gleichgewicht bringen, so formuliert es der „Verkehrsclub Deutschland“ (VDC). Wie problematisch aber schon das Zusammentreffen von nur zwei dieser Verkehrsteilnehmer sein kann, das kann man an den Tutzinger Uferpromenaden studieren.
Auf der Brahmspromenade beispielsweise fahren keine Autos. Aber gerade bei schönem Wetter sind viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs - und bereits bei diesen beiden Gruppen von Verkehrsteilnehmern klappt es offenbar nicht mit „Shared Space", der Teilung und gemeinsamen Nutzung des öffentlichen Raums. Die Gemeinde Tutzing hat sich jedenfalls entschlossen, die Fußgänger und die Radfahrer an einer bestimmten Stelle lieber voneinander zu trennen.
Vor allem die Vorgänge am Spielplatz neben dem Midgardhaus haben Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) Sorgen bereitet. Mitten durch den Spielplatz hindurch führt nämlich der Uferweg. Während da ständig spielende Kinder hin und her laufen, fahren häufig Radler mit beachtlichem Tempo mitten durch die Menge. „Das geht nicht mehr“, sagte die Bürgermeisterin im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats.
Auf Greinwalds Vorschlag hin hat der Ausschuss nun zunächst eine Lösung mit Schildern beschlossen. Die räumlichen Voraussetzungen erweisen sich dabei als hilfreich. Der Uferweg teilt sich in diesem Bereich. Damit steht eine Alternative zur Verfügung: Der obere Weg - im nordlichen Teil Ebersweg, im südlichen Teil Brahmsweg - soll als Geh- und Radweg ausgewiesen werden, der direkt am See entlang verlaufende untere Weg dagegen nur noch Fußgängern zur Verfügung stehen.
Die Verkehrsteilnehmer werden also an einer Tutzinger Stelle komplett voneinander getrennt. Quasi das Gegenteil vom „Shared Space“, eher ein „Separated Space“. Das muss nicht bedeuten, dass die aus den Niederlanden stammende Idee des harmonischen Gleichgewichts aller Verkehrsteilnehmer in Tutzing nicht funktioniert. Aber interessant ist die Beobachtung schon, dass es bereits bei zwei Gruppen von Verkehrsteilnehmern Anlass zur Trennung statt zum Miteinander gesehen wird. Und Autos sind noch nicht mal dabei.
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Allerdings sollte man dann auch gleich Nägel mit Köpfen machen und die gefährlichen Kurven vom Fischergassl nach Norden und der Midgardstrasse nach Süden entschärfen. Hier erlebe ich fast täglich wie Radler um die Ecke düsen und es zu gefährlichen Situationen kommt. Auch Zusammenstöße passieren hier immer wieder.
Eigentlich sind diese Engstellen sogar gefährlicher als die Situation am Spielplatz, den man ja übersehen kann.
Das liesse sich leicht regeln. Radelt man um den See findet man zahlreiche ähnliche Beispiele, wo das für beide Parteien vernünftig geregelt wurde. Z.B duch versetzte Pfosten werden die Radler etwas gebremst und die Fußgänger nicht behindert.