Verkehr
23.10.2018
Von vorOrt.news

Park-and-Ride-Anlage vor Veränderungen

Vertragsentwurf der Bahngesellschaft DB Station & Service heute im Verkehrsausschuss

Für die Park-and-Ride-Anlage (P+R) am Tutzinger Bahnhof gibt es offenbar Veränderungspläne. Der Gemeinde Tutzing liegt für diese Anlage ein Vertragsentwurf der Deutschen Bahn vor. Er stammt von der Bahngesellschaft DB Station & Service AG, der der größte Teil der zurzeit vorhandenen Parkflächen am Tutzinger Bahnhof gehört. Am heutigen Dienstag wird sich der Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats mit diesem Vertragsentwurf befassen (Rathaus-Sitzungssaal, Beginn 17.30 Uhr). Schon seit einiger Zeit wird erwartet, dass die bisher kostenlos nutzbaren Parkplätze am Tutzinger Bahnhof über kurz oder lang kostenpflichtig werden. Geld soll das Parken steuern Park-and-Ride-Plätze sind zwar bundesweit überwiegend kostenfrei, doch an immer mehr Bahnhöfen werden Entgeltsysteme eingeführt, mit denen die Nutzung gesteuert werden soll.

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Vielleicht führt ein neuer Vertrag zu vielen freien Parkflächen - wer weiß? © L.G.

Belgischer Parkraum-Bewirtschafter hat Interessen in Deutschland

Sowohl die P+R-Anlage als auch die Anlagen für Fahrradabstellplätze ("Bike and Ride", B+R) in Tutzing gehören der Bahn. Mit der Gemeinde gibt es aber einen Vertrag, nach dem die Kommune zahlreiche Verpflichtungen zu übernehmen hat. Dieser Vertrag scheint auszulaufen oder schon ausgelaufen zu sein. Bereits seit einiger Zeit laufen Gespräche der Gemeinde mit der Gesellschaft „DB BahnPark“. Es wurde vermutet, dass diese Gesellschaft die Betreuung der Tutzinger Parkflächen übernehmen könnte.

Die DB BahnPark gehört der DB Station & Service sowie der Contipark International Parking GmbH. Contipark wiederum ist eine Tochtergesellschaft des belgischen Parkraum-Bewirtschafters Interparking. Bei Contipark laufen die Überlegungen klar auf kostenpflichtige Parkplätze hinaus.

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Gibt es in Tutzing bald 30 Euro Vertragsstrafe bei Parken ohne Zahlen?

Ob diese Unternehmen in Tutzing zum Zuge kommen, wird sich vielleicht schon heute Abend im Verkehrsausschuss zeigen. Dann könnten auch die Diskussionen zur Sprache kommen, mit denen sich Contipark mancherorts wegen zu teurer "Knöllchen" auseinandersetzen muss. Dazu hat das Unternehmen mitgeteilt, dass eine "Karenzzeit" von mindestens fünf Minuten, bei größeren Parkeinrichtungen von zehn Minuten gewährt werde, um das Parkentgelt am Parkscheinautomaten zu entrichten. Eine Vertragsstrafe im Fall der Zuwiderhandlung ist vor einiger Zeit von 23 auf 30 Euro erhöht und mit "allgemeinen Preissteigerungen" begründet worden.

Zu Vorhaltungen, die Städte würden nach dem Bußgeldkatalog nur zehn Euro verlangen, hat Contipark in einer Mitteilung erklärt, der Bußgeldkatalog sehe zehn Euro lediglich bis 30 Minuten Überschreitung vor. Der Betrag steige in wenigen Stufen an, bis ab drei Stunden 35 Euro fällig würden.

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Autokennzeichen mit "WM" häufen sich nach Meinung nicht weniger Tutzinger allzu sehr am Bahnhof und an anderen Stellen des Ortes © L.G.

Aus dem Landkreis Weilheim-Schongau fast so viele Nutzer wie aus Tutzing

Nicht allzu gern sehen viele Tutzinger die kräftige Nutzung der Park-and-Ride-Plätze durch Bahnpendler aus anderen Regionen, vor allem dem Landkreis Weilheim-Schongau. Die Fahrzeuge solcher Pendler stehen tagsüber nicht nur auf den Stellflächen am Bahnhof, sondern auch an etlichen anderen Stellen im Ort.

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) hat Anfang 2016 eine Bedarfsprüfung vorgelegt. Danach kommen etwa 45 Prozent der Nutzer aus dem Gemeindegebiet Tutzing, 23 Prozent aus Weilheim, Bernried und Seeshaupt sowie 16 Prozent aus Wielenbach, Raisting und Fischen. Der Anteil von Parkplatz-Nutzern aus dem Landkreis Weilheim-Schongau ist nach dieser Berechnung mit insgesamt 39 Prozent nicht viel geringer als der aus Tutzing. Aus noch weiter entfernten Orten kommen nach der damaligen Bedarfsprüfung weitere 16 Prozent der Nutzer. Eine Erweiterung der Park-and-Ride-Flächen hielt der MVV 2016 dennoch nicht für vordringlich. Derzeit sollen um die 400 Parkflächen zur Verfügung stehen.

Bei der Bedarfsprüfung wurde seinerzeit auch die B+R-Anlage untersucht. Danach gab es 176 Stellpätze, es bestand aber ein Bedarf an 200 bis 250 Rädern. Damals empfahl der MVV eine Verdopplung des B+R-Angebots stufenweise.

Mit einer Kostenpflicht für die Park-and-Ride-Plätze verbindet manch einer die Hoffnung, dass sie Bahnpendler aus anderen Regionen wie Weilheim oder Tölz abschrecken könnte. Dabei müssen allerdings auch die Bahnpreise berücksichtigt werden. Die Bahnfahrt beispielsweise von Weilheim nach München ist soviel teurer als das MVV-Ticket von Tutzing nach München, dass nicht wenige Pendler wohl schon aus diesem Grund Tutzing als Startbahnhof vorziehen.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1257
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Kommentare

Mit Interesse verfolge ich die Berichte zum P+R-Platz in Tutzing. Auch ich gehöre zu den bösen Pendlern mit dem Kennzeichen "WM". Langsam finde ich dieses "WM"-Bashing unerträglich. Die Krönung in diesem Artikel ist, ein Bild mit "WM"-Kennzeichen als Teaser zu verwenden. Tutzing ist ein Endbahnhof im MVV-Verbundnetz, da liegt es in der Natur der Sache, etliche "fremde" Kfz-Kennzeichen wahrzunehmen.

Ich würde mich freuen, wenn zukünftig zwei Dinge viel stärker herausgearbeitet würden und nicht nur im abschließenden Satz Erwähnung finden ("Die Bahnfahrt beispielsweise von Weilheim nach München ist soviel teurer als das MVV-Ticket von Tutzing nach München, dass nicht wenige Pendler wohl schon aus diesem Grund Tutzing als Startbahnhof vorziehen."). Das ist nicht "wohl" so, das ist schlichtweg der Hauptgrund! Und der zweite Grund: Zeitersparnis.

Ich darf diese beiden Punkte (Kosten und Zeitersparnis) konkreter darstellen:
Wenn ich von Wilzhofen zum Weilheimer Bahnhof fahre, brauche ich ca. 8-10 Minuten. Dort parke ich dann (kostenpflichtig, was ich aber in Ordnung finde). Dann steige ich in den Zug Richtung München, zuckele an der Siedlung "Hardt" und wieder an Wilzhofen vorbei, was weitere 10 Minuten verursacht. Nur dieser Streckenabschnitt "Weilheim - Tutzing" kostet 90 EUR im monatlichen DB-Abo! Ab Tutzing gilt in meinem Fall dann das MVV-Abo (12 Ringe), das mit ca. 175 EUR zu Buche schlägt.

Steige ich in Tutzing ein, brauche ich "nur" das MVG-Abo zu zahlen. Die Fahrzeit mit dem Auto ist mit 10-12 Minuten zu veranschlagen, also nur unwesentlich länger als nach Weilheim. Ich spare aber zwei Mal 10 Minuten Zugfahrt (WM-Tutzing bzw. Tutzing-WM) und satte 90 EUR pro Monat. Wer würde bei dieser Ausgangslage nicht nach Tutzing fahren?

Dieses krasse Tarifgefälle muss endlich abgeflacht werden, andernfalls wird sich an der Situation wenig ändern. P+R-Gebühren in Tutzing werden mich keinesfalls abschrecken. Ich möchte vorort.news bitten, diesen Sachverhalt (Tarifgefälle) stärker herauszuarbeiten und von den dafür verantwortlichen Personen Statements einzuholen.
(Bearbeitet)
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