Verkehr
11.10.2017
Von Karin und Lorenz Goslich

Tutzinger auf Protest eingestellt

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Viel Interesse und Protestbereitschaft zeigten Bürger beim ADFC © L.G.

Die Absage an Tempo 30 wollen viele Tutzinger nicht hinnehmen. Es wird für Proteste beim Landratsamt plädiert. Sogar der Kreisjugendring schaltet sich ein.

Bei einer Veranstaltung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) am Dienstagabend war die Stimmung bei diesem Thema regelrecht gereizt. Die allgemeine Haltung war eindeutig: Nach der neuen Rechtslage müssten die Behörden vor Schulen und an anderen kritischen Stellen Geschwindigkeitsreduzierungen anordnen. Dass das Starnberger Landratsamt dies ablehnt, wurde allseits mit absolutem Unverständnis aufgenommen. Hierzu nähere Informationen hier: Tempo 30 vor Schulen: Grüne machen Druck

Das Landratsamt habe falsch entschieden, kritisierte Eberhard Möller. Er forderte die Bürger auf, sich ans Landratsamt zu wenden, die Kreisbehörde auf die Rechtslage aufmerksam zu machen und an sie zu appellieren, ihre Entscheidung zu korrigieren. Möglichst täglich sollte jemand anders dies tun, meinte er - das könne vielleicht etwas bewirken.

Claus Piesch will sich als Vorsitzender des Starnberger Kreisjugendrings einschalten. Der Kreisjugendring sei Träger öffentlicher Belange, sagte er: „Normalerweise werden wir beteiligt, aber nun bringen wir uns halt selbst ein.“ Auch der Elternbeirat des Gymnasiums, dem er angehört, werde eine Temporeduzierung fordern, kündigte er an.

Der Direktor des Tutzinger Gymnasiums, Bruno Habersetzer, plädierte für eine Einbeziehung auch der umliegenden Straßen in das Gesamtkonzept für die Hauptstraße. „Ich habe fast jeden Tag eine Schrecksekunde“, sagte er, „wenn die Schüler die Straße queren.“ Denn gleichzeitig führen auch viele Pendler, von denen nicht wenige spät dran und entsprechend schnell unterwegs seien, mit ihren Autos in Richtung Bahnhof. So entstünden immer wieder gefährliche Situationen.

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Ins Gespräch vertieft: Dr. Martin Held (li.) und Bruno Habersetzer © L.G.
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Chaos beim Hol- und Bringservice der Eltern

Als problematisch wurde der Hol- und Bringservice der Eltern geschildert. Da entstehe oft regelrecht Chaos, weil vor den Schulen wenig Platz sei. Eltern fahren nach den Beobachtungen häufig auf den Lehrerparkplatz und nehmen dort wiederum den Lehrern die Stellplätze weg. Es wurde sogar eine „Bannmeile“ angeregt, damit die Eltern ihre Kinder anderswo aussteigen lassen. Ein Vater sagte, er lasse sein Kind beim Drogeriemarkt Rossmann aussteigen und von dort zur Schule laufen.

Schwierig ist die Lage nach den Darstellungen auch für die Realschüler: Sie müssen mehrmals täglich hin und her laufen, denn auf der anderen Straßenseite befinden sich sowohl die Turnhalle als auch die Kunsträume. Die Schüler werden aufgefordert, die Ampel am Gröberweg zu nutzen. Das tun die meisten jedoch nicht, weil sie dann erst hin und dann wieder drüben zurück laufen müssten.

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Claus Piesch (re.) will sich für Temporeduzierung engagieren © L.G.
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Karin und Lorenz Goslich

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Kommentare

Glückwunsch dem Erfinder von vorOrt.news! Vielleicht schafft er es, die von SZ und MM freigelassene Stelle der Vierten Gewalt zu besetzen.
Eine interessante Darstellung in vorOrt.news, die um einen Punkt ergänzt werden sollte. Der durchgängig zu spürende starke Unmut wurde in diesem Beitrag auf Behörden außerhalb Tutzings gelenkt. Dem die Veranstaltung moderierenden Claus Piesch, der dankenswerterweise als dem Tutzinger Gemeinderat Nahestehender die Diskussion an keiner Stelle abwürgte, dürfte nicht entgangen sein, dass überaus deutlich und zum Teil auch sehr unhöflich auf die völlig unklare Haltung des hiesigen Gesamtgemeinderates einschl. Verwaltung gedeutet wurde. Die hohe Unzufriedenheit mit der Ergebnisbehandlung zweier vorangegangener Foren und die damit verbundene erneute Informationsunsicherheit wird nach Ansicht etlicher Besucher dem Gemeinderat "noch um die Ohren fliegen" (Zitat anwesender Eltern). Deutlich aufgerufen wurden auch alle Teilnehmer dazu, Frau Dörrenberg per Email in deren Grundhaltung zu 30km/h zu unterstützen. Warum steht diese Aussage nirgendwo, sie war sprachgewaltig zu vernehmen!
Wann hört und versteht der Gemeinderat die immer deutlicheren Signale?
HF
(Bearbeitet)
Eine klassisch Deutsche Lösung für dieses Problem wären mindestens drei Tunnel unter der Hauptstraße, der Rückbau der Ampeln und eine Erhöhung des Tempolimits auf 60 km/h
;-)