
Für Traubing spielt der Musik- und Kulturverein (MKV) eine wesentliche Rolle. Das ganze Jahr über steht im Zeichen seines Jubiläums. Eigentlich hätte 2020 schon das 50jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden sollen, doch nach monatelangen Vorbereitungen machte die Corona-Pandemie dieses Vorhaben zunichte. Dafür ist nun 2025, das Jahr des 55jährigen Vereinsbestehens, das große Festjahr.
Begonnen hatte alles 1970 mit der Gründung der Traubinger Blaskapelle. 1973 kam die Fotogruppe dazu, 1986 die Theatergruppe und 2012 der Trommlerzug. Wie solche ganz unterschiedlichen kulturellen Aktivitäten unter dem Dach des Musik- und Kulturvereins zusammenfinden und sich gegenseitig ergänzen, das hat die Vorsitzende des MKV, Gabi Lemke, bei der Eröffnung des Festjahres am vergangenen Sonntag mit einem vierblättrigen Kleeblatt verglichen. Jedes einzelne „Blatt“, also jede Abteilung, wirke zum einen für sich, unterstütze und bereichere aber zum anderen zusätzlich die anderen „Blätter“, sagte sie: „Das ergibt zusammen ein kräftiges ‘ganzes‘ Blatt.“
Von insgesamt 114 Mitgliedern des MKV bilden die der Theatergruppe – 48 Personen – den größten Anteil, gefolgt von der Blaskapelle (237 Personen), der Fotogruppe (24 Personen) und dem Trommlerzug (15 Personen). Es werde immer schwieriger, neue Mitglieder für die einzelnen Abteilungen zu gewinnen, bedauerte die Vorsitzende, die einen Grund dafür auch in einer „mittlerweile überbordenden Bürokratie“ sieht: Viele Vorschriften und Auflagen machten es immer schwerer, sich als Verein zu behaupten.
Trotz dieser Probleme spiegeln attraktive Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr die kulturelle Vielfalt wider, die nach wie vor in Traubing blüht. Einen Höhepunkt bilden im März sechs Aufführungen der Komödie „Ach du lieber Gott“ durch die Theatergruppe. „Ach du lieber Gott“ Am 26. April wird die Blaskapelle mit einem Jubiläumskonzert zweifellos ihr reichhaltiges musikalisches Können beweisen, und am 18. Oktober ist ein Weinfest mit einem bunten Abend vorgesehen. Zum Jubiläumjahr rechnen darf man sicher auch vertonte Fotovorträge der Fotogruppe im Tutzinger Rathaus bei der Tutzinger Kulturnacht am 4. April.
Ansprache von Gabi Lemke, der Vorsitzenden des Musik- und Kulturvereins Traubing, bei der Eröffnung des Festjahres

Es ist ungewöhnlich und deshalb auch etwas Besonderes, dass man einen „halbrunden“ Geburtstag so gebührend feiert, aber das ist der Pandemie im Jahr 2020 zuzuschreiben.
Ursprünglich sollte das 50jährige Gründungsfest ausgiebig gefeiert werden. Die Planungen hierzu waren schon viele Monate vorher im Gange. Doch dann kam der Lockdown und alle vorgesehenen Veranstaltungen mussten somit begraben werden. Lediglich die Auftaktveranstaltung Ende Januar 2020 konnten wir analog zu heute mit einem Gottesdienst und Frühschoppen durchführen.
Nachdem lange Zeit nicht sicher war, ob, wie und wann eine Gemeinschaftsveranstaltung wieder machbar ist, hat sich die Vorstandschaft kurzerhand dafür entschieden, das Jubiläumsjahr mit den Veranstaltungen der einzelnen Abteilungen des MKV im Jahr 2025 zum 55jährigen Jubiläum nachzuholen. Und somit beginnen wir das Festjahr mit der heutigen Veranstaltung.

Die Blaskapelle
Im Januar 1970 entstand von sechs Männern, die sich in regelmäßigen Abständen trafen, die Idee, einen Musikverein als Träger einer Blaskapelle zu gründen. Bereits am 8. März 1970 fand die Gründungsversammlung mit Fritz Geiger, Franz Jaud, Siegfried Lengger, Gerhard Jaenicke, Heinrich Koch und Georg Schleich statt. Später kam noch der damalige Pfarrer von Traubing, Alois Merxmüller, hinzu. Bereits Ende Juli des gleichen Jahres gab es das 1. Standkonzert in Traubing. 1971 wurde eine Satzung erstellt, diese ins Vereinsregister eingetragen und somit war der Traubinger Musik- und Kulturverein geboren. Behördlich wurde der MKV als besonders förderungswürdig anerkannt.
Den Aufbau und die musikalische Leitung übernahm Hans Staudtner, der damals Erster Klarinettist im Orchester des Gärtnerplatztheaters war. Der Aufbau der Kapelle war nicht einfach, Instrumente und Notenmaterial mussten gekauft werden und die Musiker mussten mit einer einheitlichen Tracht ausgestattet werden. Ende 1971 hatte die Blaskapelle bereits 45 Mitglieder und so reihten sich viele Anlässe, an denen die Blaskapelle ihr Können zum Besten gab. Frühschoppenkonzerte, Vereinsfeiern, festliche Gottesdienste, Geburtstagsständchen, Adventsfeiern und viele andere Anlässe gab es zu spielen, bald darauf auch auswärts. Diese neuen Impulse führten zum Beitritt beim Musikbund von Ober- und Niederbayern und damit zur Teilnahme an Musikfesten und Wettbewerben. Bereits 1974 beteiligte sich die Blaskapelle beim Bezirksmusikfest in Münsing und 1975 beim Bayerischen Landesmusikfest in Burghausen. Das 20. Bezirksmusikfest des Bezirks Oberland wurde Ende Mai 1976 nach Traubing vergeben. Es beteiligten sich insgesamt elf Kapellen am Konzertwettbewerb, 20 am Marschmusikwettbewerb mit Festzug, Sternmarsch und Gesamtchor.
Zu den musikalischen Höhepunkten gehörten zweifellos 1972 die Einladung zum Spandauer Liedertag in Berlin und 1979 der Auftritt in der Tutzinger Partnerstadt Bagnères de Bigorre mit einem Standkonzert und Aufführung der Deutschen Messe in der Pfarrkirche St. Vincent. Auch die in Traubing veranstalteten Osterkonzerte sind und waren ein Highlight und es zeigt sich immer wieder, wie vielfältig und abwechslungsreich eine Blaskapelle sein kann.
Höhen und Tiefen lagen aber auch hier eng beieinander. So kam es es im Laufe der 55jährigen Vereinsgeschichte auch zu einigen Differenzen zwischen Vorstandschaft und Kapellmeister, die es zu überwinden galt. So gab es auch immer wieder einen neuen Dirigenten, der die Blaskapelle neu formte und das Optimale herausholte. Auch bei der Kapelle gab es im Laufe der Jahre Veränderungen. Die einen gingen, neue Mitglieder kamen hinzu. Viele aktive Musiker sind seit der Gründung der Blaskapelle dabei: Wasti Kammermeier, Michi Heufelder, Michi Spatz, Angelika Meyer, Christine Lippmann, Franz Gottsmich, Werner Weikenstorfer, Juri Herger, Klaus Zimmermann. Aktuell hat die Blaskapelle 27 aktive Mitglieder und nach einigen Monaten der dirigentenlosen Zeit glücklicherweise auch wieder einen Kapellmeister - Alexander Beer -, der der Kapelle neue Impulse verleiht. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns auch ganz herzlich bei Klaus Zimmermann bedanken, der in den Zeiten, an denen kein Dirigent zur Verfügung stand, die musikalische Leitung übernommen und so die Blaskapelle weiterhin spielfähig und zusammengehalten hat. Die

Der Trommlerzug
Verstärkt wird die Blaskapelle seit über zehn Jahren mit dem Trommlerzug Traubing, der im Jahr 2012 als „jüngste“ Abteilung des MKV ins Leben gerufen wurde. Dem Trommlerzug schlossen sich überwiegend junge Leute aus Traubing und Machtlfing an. Er hatte regen Zulauf.
Mit dem damaligen musikalischen Leiter Manfred Fiebig aus Peißenberg konnte ein erfahrener Musiker nach Traubing geholt werden, der in kurzer Zeit eine tolle Truppe formte. So treten Blaskapelle und Trommlerzug am Volkstrauertag bei den Feierlichkeiten am Kriegerdenkmal und bei den Festumzügen immer gemeinsam auf und auch bei den kirchlichen Festen und Prozession sowie Vereinsveranstaltungen unterstützen die Trommler die Blaskapelle.
Wie arm wären die Veranstaltungen in Traubing und Tutzing ohne das Wirken unserer Blaskapelle und des Trommlerzugs, die jedes Fest musikalisch gestalten und bereichern. So ist bis heute eine eigene Musikkapelle aus unserem Orts- und Vereinsleben nicht wegzudenken und wir hoffen und wünschen uns, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.

Die Fotogruppe
Im Januar 1973 wurde die Fotogruppe Traubing, die damals aus sieben fotobegeisterten Mitgliedern bestand, als eigene Abteilung des MKV gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde damals Georg Daiser gewählt.
Seit dieser Zeit wuchs die Anzahl der Mitglieder stetig. Schon bald wurden Kontakte zu anderen Fotoclubs geknüpft, die bis heute bestehen und woraus sich so manche Freundschaft im Laufe der Jahre entwickelt hat. So besteht auch zum Fotoclub der Tutzinger Partnerstadt ein guter Kontakt.
Eine besondere Ehre wurde der Fotogruppe zum 40jährigen Bestehen im Jahr 2013 zuteil: Die Gemeinde Tutzing zeichnete sie mit dem Kulturpreis aus.
Die Fotogruppe präsentiert ihre kreativen Fähigkeiten vor allem im Rathaus, im Landratsamt Starnberg, aber auch bei eigenen Ausstellungen. Nicht mehr wegzudenken ist die Fotogruppe bei den Aufführungen der Theatergruppe, wo unzählige, originelle und vielfältige Bilder entstehen. Auch bei den Vereinsfesten sind Mitglieder der Fotogruppe immer „vor Ort“ und halten das Geschehen in liebevollen Fotografien fest.
Umgekehrt unterstützt die Blaskapelle die Fotogruppe bei deren Ausstellungen und gibt so dem Ganzen den richtigen feierlichen Rahmen. Erfreulicherweise gibt es auch immer wieder fotobegeisterte Neuzugänge im Fotoclub, so dass der Bestand der Fotogruppe gesichert ist.

Die Theatergruppe
Als dritte eigenständige Abteilung wurde im März 1986 die Theatergruppe gegründet und in den Musik- und Kulturverein aufgenommen. Die Satzung des MKV wurde gleichzeitig geändert und angepasst. Die Vorstandschaft besteht seitdem aus 1.und 2. Vorstand, Kassier und Schriftführer sowie aus den Abteilungsleitern. Noch im gleichen Jahr wurde dem zahlreichen Publikum das Stück „Zwoa Dickköpf“ präsentiert. Nach großem Erfolg wurde jedes Jahr ein neues Stück ausgesucht und einstudiert. Nur in der Pandemiezeit wurden die Aufführungen ausgesetzt.
Parallel dazu wurde auch ein Jugendtheater, das heute leider nicht mehr existiert, ins Leben gerufen. So mancher jugendliche Theaterspieler ist der Theatergruppe bis heute treu geblieben und gibt sein schauspielerisches Können zum Besten. Der bisher wohl größte und eindrucksvollste Erfolg der Theatergruppe war das im Jahr 2007 aufgeführte Stück „Der Brandner Kasper und das ewige Leben“ mit grandiosem schauspielerischem Können, das eine absolute Meisterleistung war. Auch heuer wird schon wieder fleißig geprobt, damit auch im Jubiläumsjahr ein Theaterstück dargeboten werden kann.
Mit Freude und Leidenschaft an Musik, Fotografie und Theaterspiel ergänzen und verbinden sich die einzelnen vier Abteilungen des MKV zu einer Einheit, vergleichbar mit einem vierblättrigen Kleeblatt; jedes einzelne „Blatt“ – jede Abteilung - wirkt für sich, unterstützt und bereichert zusätzlich die anderen „Blätter“. Das ergibt zusammen ein kräftiges „ganzes“ Blatt.
Überbordende Bürokratie
„Getragen“ wurde der MKV elf Jahre lang vom 1. Vorstand Siggi Lengger, der auch leidenschaftlicher Theaterspieler war. 1986 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück. Danach trat der vorherige 2. Vorsitzende Peter Stich das Erbe an und leitete den Verein von 1987 bis 2012 als Vorstand. Für dieses lange Wirken wurde er vom Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Anschließend hatte Christian Wolfert das Amt des 1. Vorstands inne, das er im Jahr 2022 aus beruflichen Gründen aufgegeben hat. Für dieses langjährige und engagierte Wirken möchten wir uns hier an dieser Stelle auch nochmal ganz herzlich bedanken, ebenso natürlich bei allen Mitgliedern des Vereins, die diesem über so viele Jahre die Treue und Verbundenheit halten.
Es gibt aber leider auch hier einen Wermutstropfen. Mittlerweile wird es immer schwieriger, neue Mitglieder für die einzelnen Abteilungen zu gewinnen und auch die jeweiligen Ämter in den Abteilungen entsprechend zu besetzen, was auch unserer mittlerweile überbordenden Bürokratie zuzuschreiben ist. Viele Vorschriften und Auflagen machen es zusehends schwerer, sich als Verein zu behaupten.
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