Am Sonntag hat der Museumsschiff-Verein "Tutzing" im Rahmen einer Matinée auf dem Schiff von der Gemeinde Tutzing den "Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis" erhalten. Die Auszeichnung fand im Rahmen eines Konzerts mit dem "Trio Nautico" statt.
Die Gemeinde würdigte damit den Museumsschiff-Verein für das "ervorragende ehrenamtliche Engagement", so Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin Elisabeth Dörrenberg. Der Verein erhalte die "Tutzing", führe ständig notwendige Renovierungen durch und schaffe damit am Kustermannpark einen einmaligen Ort für Kultur, Begegnung und Erholung mit traumhafter Aussicht. Auch standesamtliche Trauungen auf der „Tutzing“ in besonderem Ambiente seien möglich.
Der im November 1997 gegründete gemeinnützige Verein hat sich das Ziel gesetzt, die „Tutzing“ vor der Verschrottung zu bewahren und als technisches Denkmal zu erhalten. Es ist das einzige ausgemusterte Fahrgastschiff des Starnberger Sees, das erhalten geblieben ist.
Die letzte offiziell Fahrt der "Tutzing" war 1995
Die 1937 auf der Deggendorfer Werft gebaute "Tutzing", mit 190 Sitzpätzen und 35 Stehplätzen über lange Zeit das kleinste der drei großen Schiffe auf dem Starnberger See, hatte am 21. Oktober 1995 ihre letzte offizielle Fahrt, auf der sie mehrere hundert Schiffsbegeisterte begleiteten. Zuvor hatte sie auf 1,5 Millionen Kilometern unfallfreier Fahrt 3,5 Millionen Fahrgäste befördert. Der TÜV hatte die schifffahrtsrechtliche Genehmigung nicht verlängern wollen.
Nach damaligen Angaben gab es Kaufinteressenten, von Gastronomen bis zu betuchten Privatleuten, die sich das Schiff am liebsten in den Garten stellen wollten. Die Staatliche Seenschifffahrt wollte das Schiff eigentlich zum Höchstgebot abgeben. Doch etliche Pläne zerschlugen sich, der "Tutzing" drohte die Verschrottung.
Das konnte aber der 1997 gegründete Museumsschiff-Verein „Tutzing“ e.V. verhindern. Er erwarb das Schiff Ende April 1998 für einen symbolischen Preis von einer D-Mark von der Bayerischen Seenschifffahrt.
Viel persönliches und finanzielles Engagement der Vereinsmitglieder
Einer kleinen Gruppe aktiver Vereinsmitglieder ist es dann innerhalb von weniger als drei Jahren mit viel persönlichem und finanziellen Engagement sowie beträchtlichem handwerklichen Geschick gelungen, das Schiff für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den Betrieb eines Cafés und Bistros an Bord zu ermöglichen.
Zu diesem Zweck wurde ein Steg gebaut, das Schiff wurde innen und außen renoviert und in verkehrssicheren Zustand gebracht, die Sanitär- und Küchenräume wurden komplett neu errichtet und das Schiff wurde an das öffentliche Stromnetz sowie die gemeindliche Kanalisation angeschlossen.
Die "Tutzing" ist eine Attraktion am Ufer des Starnberger Sees
Seitdem ist die Tutzing eine Attraktion am Ufer des Starnberger Sees im Kustermannpark. Für den Verein mit seinem Vorsitzenden Matthias Helbig an der Spitze ist es keine leichte Aufgabe, dieses besondere technische Denkmal zu erhalten. Mit großer Leidenschaft und erheblichem Aufwand gelingt es den Schiffsliebhabern aber seit der Eröffnung des Zugangs 2001, dies weiter zu ermöglichen, regelmäßig ein anspruchsvolles Kulturprogramm mit interessanten Veranstaltungen zusammenzustellen, die auch viele Menschen von weit her anlocken, und die "Tutzing" zu einem geselligen Treffpunkt am Starnberger See zu machen. Die Kosten für die weitere Renovierung und Erhaltung des Schiffs bestreitet der Verein aus den Pachteinnahmen des Bistros sowie aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Der Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis
Der Kulturpreis der Gemeinde Tutzing ist nach dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Wilhelm Hausenstein (1882 – 1957) benannt. Er lebte von 1932 bis 1950 in Tutzing. Seit 2007 wird der mit 2000 Euro dotierte Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis jährlich für herausragendes kulturelles Wirken verliehen.
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