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Wo, bitteschön, gibt’s Übernachtungen?

Auf dem Weg zum Prädikat „Erholungsort“ fehlen in Tutzing noch ein paar Angaben

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Viele Gäste genießen es gerade im Sommer in Tutzing. Aber wo übernachten sie alle?

Tutzing ist auf der Suche nach Übernachtungen. Nach Übernachtungen von Gästen, genauer gesagt. Von denen werden nämlich fast 70 000 benötigt, wenn unsere Gemeinde das Prädikat „Erholungsort“ erhalten soll. Diesen Titel verleiht das bayerische Innenministerium nur unter bestimmten Voraussetzungen. Zu den Bedingungen gehört eine ausreichend hohe Zahl von Gäste-Übernachtungen: Sie muss im Jahr mindestens siebenmal so groß sein wie die Zahl der Einwohner. Statistisch nachgewiesen sind für Tutzing aber nur etwas mehr als 52 000 Übernachtungen jährlich - in Hotels, Pensionen, auch den beiden in der Gemeinde ansässigen Akademien.

Deshalb forscht die Gemeinde zurzeit nach weiteren Übernachtungen - vor allem bei Besitzern von Ferienwohnungen. Von denen soll es 35 Anbieter geben. Einige von ihnen haben schon ihre Daten gemeldet. Weitere 10 000 Übernachtungen scheinen so dazu zu kommen. Damit wären es schon um die 62 000 Übernachtungen. Aber es fehlen immer noch etwa 8000.

Einige Anbieter von Ferienwohnungen haben der Gemeinde eine Abfuhr erteilt

Und da gibt’s ein Problem, jedenfalls bei den Ferienwohnungen: 13 ihrer Anbieter haben noch nichts mitgeteilt - und einige von ihnen haben der Gemeinde sogar ausdrücklich eine Abfuhr erteilt. Sie wollen ihr ihre Zahlen nicht mitteilen - offenbar aus Ärger über bestimmte „Zustände“, wie es jemand vcn der Rathaus-Verwaltung am Dienstag im Hauptausschuss des Gemeinderats formuliert hat. Beispielsweise die Straßenzustände scheinen gemeint zu sein.

Für diese Kritik zeigten Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) und einige Gemeinderäte nicht viel Verständnis. Schließlich könnten die Meldungen zu Verbesserungen beitragen, die auch vielen Anbietern, so der Gastronomie und dem Einzelhandel, zugute kämen. Sicher werde die Gemeinde, falls sie Erholungsort wird, auch eine Kurtaxe erheben, sagte Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste): „Aber die muss sorgfältig kalkuliert und zweckgebunden verwendet werden.“ So könne man mit diesen finanziellen Mitteln zum Beispiel das Wegenetz und die touristische Infrastruktur der Gemeinde voranbringen.

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Potenziale bei Airbnb, Camping & Co.

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Vielleicht schläft ja der eine oder andere Tutzinger Gast auf einem Boot

Nun hoffen die Verantwortlichen im Rathaus darauf, dass doch noch Angaben von Eigentümer der Ferienwohnungen eingehen. Aber sie überlegen auch, ob es nicht noch weitere bisher nicht bekannte Gäste-Übernachtungen geben könnte.

Vielleicht hat der eine oder andere Kleinvermieter etwas zu bieten? Vielleicht gibt es Tutzinger, die Fremde über den Internet-Marktplatz„Airbnb“ ihre Wohnungen für ein paar Nächte zur Verfügung stellen? Jede dieser Übernachtungen könnte helfen, der magischen Grenze von 70 000 Gäste-Übernachtungen näher zu kommen. Weitere Potenziale könnten im Camping liegen, nach dem sich CSU-Gemeinderat Thomas von Mitschke-Collande erkundigte. Vielleicht könnte man auch aufgrund anderer Daten die Zahl der Übernachtungen hochrechnen, schlugen Gemeinderäte vor. Für Behrens-Ramberg käme der Bestand an Ferienwohnungen in Frage. Für Georg Schuster (ÖDP) wären die Steuerbescheide der Anbieter ein Ansatzpunkt, doch da winkte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) gleich ab: Datenschutz!

Der Fachausschuss ist wissbegierig

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Ruhebänke gehören zu den Kriterien: Viele von ihnen hat der Tutzinger Verschönerungsverein mit Hilfe von Spendern aufgestellt, so am Johannishügel

Die Übernachtungszahlen sind allerdings nur ein Teil des recht umfangreichen Informationsbedarfs beim Projekt „Erholungsort“. Ein Fachausschuss, der die Bereitschaft von Gemeinden für so ein Prädikat streng prüft, ist ziemlich wissbegierig. Er verlangt zum Beispiel eine Bioklimabeurteilung, eine Luftqualitätsbeurteilung und ein mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmtes Gutachten des Landratsamts über die „regelgerechten Verhältnisse“ der Ortshygiene bei Wasser, Boden und Luft.

In einem Antragsformular (siehe pdf unten) muss die Gemeinde über zahlreiche weitere Details Auskunft geben: Industrie- und anderen Anlagen mit erheblicher Rauch-, Staub- und Lärmentwicklung oder erheblichem Zu- und Abfahrtsverkehr, Einhaltung von Grenzwerten der Geruchsimmisionsrichtlinie (GIRL), der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) und der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), Gewerbegebiete, Fußgängerzonen, verkehrsberuhigte Bereiche, innerörtliche Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs, nächste Bahnstation, Wanderwege, Ruhebänke, Parkplätze mit Rundwanderwegen, Frei- und Hallenbäder, weitere Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung, Tourist-Info, Haus des Gastes, öffentliche Bücherei, Lese- oder Schreibzimmer für Gäste, Veranstaltungen zur Gästeunterhaltung wie etwa Theateraufführungen, Konzerte, Gelegenheit zu Omnibusausflugsfahrten, Teilnahme an Kursen, Vorträge insbesondere zu Fragen der Gesundheitserziehung, Fachärzte, Kindergarten für die Kinder der Gäste, Gaststätten, Organisation des Fremdenverkehrsbereichs, zentrale Auskunftsstelle in der Gemeinde.

Das Antragsformular für das Prädikat "Erholungsort"

  Antragsformular_Erholungsort.pdf herunterladen

Es eilt: Die nächsten Entscheidungen gibt es im November

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Seit zehn Jahren ist der Tutzinger Förderverein für Tourismus aktiv - unter anderem mit einer gut gemachten Gästebroschüre © Fotos: L.G.

Für das Prädikat Erholungsort eingesetzt hat sich besonders Kristina Danschacher, die Vorsitzende des Tutzinger Fördervereins für Tourismus. Auf ihre Anregung hin haben Toni Aigner (Freie Wähler) und Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) dies im Gemeinderat beantragt. Der hat Mitte 2018 zugestimmt.

Man habe das Projekt lange vor sich her geschoben, bemerkte Aigner am Dienstag im Hauptausschuss. Er dankte aber dafür, dass die Rathausverwaltung das Thema mittlerweile „mit Energie und Engagement angeschoben“ habe. „Das Wichtigste ist eine gute Kümmerin“, habe man ihm in der Nachbargemeinde Bernried erklärt, sagte Behrens-Ramberg. Dabei wandte er sich anerkennend an die betreffende Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung.

Kristina Danschacher ist ein wenig ungeduldig: Der Fachausschuss trifft die Entscheidung über solche Anträge nur einmal im Jahr, und zwar im November. Drei Anträge liegen für seine Sitzung bisher vor. Wenn auch die Tutzinger noch dabei sein wollen, dürfte die Angelegenheit ein wenig eilen.

Aber es fehlen nicht nur Gäste-Übernachtungen, sondern noch weitere Informationen. So steht nach Angaben der Gemeinde noch die erbetene Auskunft des Landratsamts Starnberg in Sachen Ortshygiene aus. Der Deutsche Wetterdienst dagegen hat der Gemeinde die erforderlichen Informationen zur Luftqualität schon geliefert.

Quelle Titelbild: pixabay
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