Mangelt es Tutzing an Hotelbetten? Diese Auffassung wird zurzeit immer wieder vertreten. Wer die gängigen Buchungsportale als Maßstab nimmt, kann tatsächlich diesen Eindruck erhalten. Bei „Booking.com“, „TripAdvisor“, „HRS“ oder „Trivago“ tauchen immer nur einige wenige Beherbergungsbetriebe in Tutzing auf, in einigen Fällen nur zwei oder drei. Plädoyers für mehr Hotelzimmer in dieser Gemeinde hört man regelmäßig. Im Bauausschuss gab es solche Mahnungen, als in jüngerer Zeit bei zwei Tutzinger Hotels - dem Engelhof und dem Reschen - Erweiterungen zur Debatte standen. Die Vorhaben wurden nach einigen Diskussionen befürwortet. Zwei Tutzinger Hotels werden vergrößert
Auf eindringliche Weise weist auch die Vorsitzende des Fördervereins für Tourismus, Kristina Danschacher, auf den Bedarf an mehr Hotelbetten in Tutzing als bisher hin. Nach ihren Angaben müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins in der Gäste-Information im Vetterlhaus im Sommer regelmäßig bedauernd Gäste wegschicken, die sich nach Übernachtungsmöglichkeiten in Tutzing erkundigen. Denn in der Hochsaison seien die Bettenkapazitäten in Tutzing in der Regel ausgelastet. Der Verein empfiehlt den Gästen, die in Tutzing nicht zum Zuge kommen, dann nach Danschachers Angaben meist, es in Bernried zu versuchen, nämlich im Hotel Seeblick oder im Gasthof Drei Rosen.
Ein Blick in die Fremdenverkehrsstatistik zeigt tatsächlich auffallende Unterschiede zwischen den beiden Nachbargemeinden. Im Jahr 2017 wurden in Tutzing 53 574 (Vorjahr 50 352) Gästeübernachtungen registriert, in Bernried waren es aber 274 525 (Vorjahr 270 681) Gästeübernachtungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei in Bernried die Klinik Höhenried. Doch auch ohne diesen Einfluss ist die Zahl der Gästeübernachtungen in Bernried deutlich größer als in Tutzing.
Kristina Danschacher hat die aktuellen Pläne für eine Nachfolgenutzung der Gastwirtschaft Andechser Hof zum Anlass genommen, nachdrücklich auf den Bedarf an mehr Hotelzimmern in Tutzing hinzuweisen. Viel Beifall und ein wenig Wasser im Wein Der Tourismusreferent des Gemeinderats, Dr. Toni Aigner, glaubt aber schon Fortschritte auf diesem Weg zu erkennen. So erwähnt er die im Oktober beschlossene planungsrechtliche Absicherung einer Hotelnutzung auf dem Seehof-Grundstück sowie auf das neue Aparthotel Simson auf dem ehemaligen Roche-Gelände, das sich in Bau befindet.
Eine weitere Stärkung von Tutzing im Tourismus soll das Prädikat „Erholungsort“ bringen, um das sich die Gemeinde nach einem Mitte vorigen Jahres gefassten Beschluss bewirbt. Sollte es dazu kommen, dann wäre dies für Tutzing wohl auch mit finanziellen Vorteilen verbunden, denn das Prädikat würde der Gemeinde die Erhebung eines Kurbeitrags von ihren Gästen erlauben. Neue touristische Einflüsse kommen auch von anderer Seite, so der Bayerischen Seenschifffahrt: Sie will Tutzing zu einem neuen Knotenpunkt machen. Einer hierfür nötigen Verlängerung des Dampferstegs hat der Gemeinderat schon zugestimmt.
Ortsplanungsreferent Wolfgang Marchner hat sogar vor einiger Zeit angeregt, die Gemeinde in „Tutzing am See“ umzubenennen. Auch in dieser Hinsicht bietet sich ein Vergleich mit Bernried an: Die Nachbargemeinde nennt sich schon seit einiger Zeit „Bernried am Starnberger See“. Dazu lief ein Umbenennungsprozess über die Regierung von Oberbayern. Eine wichtige Rolle gespielt hat in diesem Fall allerdings die Namensgleichheit einer Gemeinde in Niederbayern. Ein zweites Tutzing ist nicht bekannt.
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