Eine wichtige Veränderung im Tutzinger Sport: Der TSV Tutzing übernimmt den Sportclub Tutzing. Diese Entscheidung ist am Mittwoch in zwei Delegiertenversammlungen gefallen, in denen der Starnberger Notar Dr. Gerhard Brandmüller die Verschmelzung der beiden Vereine beurkundet hat. Sie gilt rückwirkend mit Wirkung vom 1. Januar 2022. In der Delegiertenversammlung des Sportclubs stimmten alle elf Delegierten für die Zusammenführung mit dem TSV; ein einstimmiger Beschluss war Voraussetzung für die Wirksamkeit. In der TSV-Delegiertenversammlung waren alle 30 erschienenen Vertreter für den Zusammenschluss.
Der TSV-Vorsitzende Mark Habdank sprach von einer „Win-win-Situation“ für beide Vereine. Der Sportclub hatte zuletzt noch 130 Mitglieder, die nun automatisch zu TSV-Mitgliedern werden – es sei denn, sie nehmen die Möglichkeit eines Sonderkündigungsrechts in Anspruch. Das haben etliche Mitglieder schon getan, wie am Rande der Versammlung berichtet wurde. Beim Sportclub betrug der Jahresbeitrag 90 Euro gegenüber 120 Euro beim TSV, bei dem sie für dieses Jahr aber nur zwei Drittel des normalen Beitrags zahlen müssen. Im nächsten Jahr wird dann der volle Beitrag fällig. Was die Übernahme des Sportclubs für die Mitgliederzahl des TSV – zurzeit etwa 1580 Personen – bedeutet, steht noch nicht genau fest. Das hängt davon ab, wie sich die bisherigen Sportclub-Mitglieder entscheiden. Allen, die nun zu TSV-Mitgliedern werden, wünschte Habdank viel Vergnügen und Erfolg in diesem Verein.
Der Sportclub Tutzing war 1974 von Ernst-August Marquardt und Wladimir Netschajew zunächst als Judoclub gegründet worden. 1978 wurde der Name in Sportclub Tutzing geändert. Unter dem Vereinsdach wurden im Lauf der Zeit etliche Sportaktivitäten betrieben, so neben Judo Eissport, Handball, Turnen, Kickboxen, Tanzsport, Jazzgymnastik und Kinderballett.
Um das Jahr 1980 herum hatte der Sportclub fast 400 Mitglieder. Die meisten seiner Aktivitäten sind aber aus unterschiedlichen Gründen wieder eingestellt worden. So wurde die 1977 gegründete Eissportabteilung schon 1981 wieder aufgelöst, weil sich alle Hoffnungen auf eine neue Eissporthalle in der näheren Umgebung zerschlagen hatten.
Bis zum Schluss wurde nur die sehr gefragte Abteilung Fitness und Tanz aufrechterhalten. Als sie seit 1983 auch Aerobic anbot, entwickelte sich daraus eine Gruppe mit beträchtlichem Zulauf. In einer Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Sportclubs erinnerte sich der Vorstand: „Als 1993 gleichzeitig 80 Teilnehmerinnen zu fetziger Musik hüpften, drohte die Zwischendecke der Gymnasiumhalle herabzustürzen.“ Daraufhin wurde das Training damals in die untere Turnhalle des Gymnasiums verlegt. Fitness und Tanz werden zukünftig wahrscheinlich auf neue Weise in der Turnabteilung des TSV weitergeführt werden.
Mehrere der bisherigen Sportclub-Trainer wollen beim TSV Tutzing weitermachen, so Gisela Hertelt mit Qi Gong, Marion Weiß mit Workout und Tanz sowie Susanne Lienerth mit moderner Dance-Aerobic. Die Ballett-Trainerin Nathalie Adam hört auf, bedauerten die bisherigen Sportclub-Vorstände.
Auch eine Auflösung des Sportclubs hatte zur Debatte gestanden. Seinem Vorstand gehörten zuletzt Marie-Louise Scharnigg (Vorsitzende), Susanne Lienerth, Marion Weiß (beide stellvertretende Vorsitzende) und Irina Lutzke (Schatzmeisterin) an. Nachfolger seien nicht zu finden gewesen, sagte die bisherige Vorsitzende. Die Verantwortlichen beklagten sich auch über immer höhere bürokratische Anforderungen, so in Zusammenhang mit der Datenschutzverordnung.
Am Rande bestätigte diese Probleme Walter Moser, der Starnberger Kreisvorsitzende im Sportkreis des Bayerischen Landessportverbands, der eigens wegen der Vereinsverschmelzung nach Tutzing gekommen war. Viele Vereine hätten mit solchen Belastungen zu kämpfen, die in ehrenamtlicher Arbeit vielfach kaum noch zu bewältigen sei. Moser zeigte deshalb Verständnis für die Entscheidung, wenn er auch bedauerte, dass die Zahl der Sportvereine im Landkreis Starnberg dadurch von 104 auf 103 sinkt.
Die Entscheidung fürs Zusammengehen mit dem TSV und gegen eine reine Vereinsauflösung hatte auch finanzielle Gründe: Bei einer Auflösung wäre das Vereinsvermögen an die Gemeinde Tutzing gefallen, sagten die Verantwortlichen. Nun aber bleibe dieses Geld für den Sport und die Jugendarbeit erhalten.
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