
Tutzing stand am Samstag im Mittelpunkt der Wanderszene. Start und Ziel des „Mammutmarschs München 2022“ war im Südbad. Dessen Pächter Martin Hippius war schon früh um 5 Uhr mit dabei, als die Mitarbeiter des Organisationsteams für die letzten Vorbereitungen sorgten. Am Tag zuvor hatten sie schon damit begonnen. Mehr als 2350 Teilnehmer machten am Samstag mit. Rund die Hälfte von ihnen war aus einem Umkreis von 200 Kilometern nach Tutzing gekommen.
Nicht wenige mussten schon vor dem Start Fußmärsche in Kauf nehmen: Bereits am Morgen kurz nach 7 Uhr waren am Südbad und oben am Würmseestadion alle Parkplätze belegt. An der Seestraße stand ein Security-Mann, der ankommende Autofahrer freundlich darauf hinwies, dass sie unten keine Chance auf einen Stellplatz hätten. Die nächste Möglichkeit zum Parken, sagte er, sei am Bahnhof. Es sei ihm bewusst, dass von dort bis zum Südbad eine längere Strecke zu laufen sei, fügte er bedauernd hinzu. Da witzelten schon manche, das sei ja alles kein Problem, der Titel sei ja schließlich Mammutmarsch. So konnte man am Samstagmorgen viele Menschen in Wanderkleidung durch Tutzing in Richtung Südbad laufen sehen. Etliche fanden dann aber doch noch näher am Südbad Parkplätze. So füllte sich die Gröschlstraße neben dem Würmseestadion schnell mit Autos.

Einige waren erst mitten in der Nacht zurück in Tutzing
In zehn Gruppen starteten die Wanderer im Südbad. Die erste war um 7 Uhr an der Reihe, die nächsten folgten im Halb-Stunden-Takt. Zur Auswahl standen zwei Routen: eine 30 Kilometer lange Strecke über Traubing, Aschering, Possenhofen und am See zurück nach Tutzing sowie eine 55 Kilometer lange Strecke über Pähl, Andechs, Maising, Possenhofen und ebenfalls am See zurück nach Tutzing (siehe Karte unten auf dieser Seite). Die meisten bewältigten es, gegen Abend sah man viele Wanderer geschafft, aber mit recht zufrieden wirkenden Gesichtern durch Tutzing zurück zum Südbad gehen. Einige waren allerdings erst mitten in der Nacht wieder zurück im Ziel.
Südbad-Pächter Martin Hippius übernahm die Frühschicht
Das Interesse an solchen Wanderveranstaltungen ist immer größer geworden. Beim ersten Mal waren es gerade mal 17 Teilnehmer, erzählte der Berliner Kalle Eberhardt, der 2013 die Idee hatte und mit einem Freund damals erstmals so einen Marsch organisiert hat. Im Lauf der Zeit sind immer mehr Menschen mitgewandert.
Südbad-Pächter Hippius hat die "Frühschicht" übernommen, sein Bruder war später an der Reihe. „Wir machen das gern“, sagte er, „wir fördern gern sportliche Aktivitäten.“
Tutzing wird mehr und mehr zum beliebten Start- und Zielort

Nicht zum ersten Mal war Tutzing für den eigentlich "Münchner" Mammutmarsch als Start- und Zielpunkt gewählt worden. Auf einer Karte mit den Streckenverläufen stand zwar "Tutzingen", dort war auch noch der TSV als Start- und Zielort eingezeichnet, weil für diesen Zweck zunächst das Würmseestadion im Gespräch war. Aber das alles waren Nebensächlichkeiten. Die meisten Teilnehmer demonstrierten am Samstag schon durch ihre gute Laune, dass sie sich wie im Wanderparadies fühlten. Tino Hauke, einer der Organisatoren, schwärmte von der Landschaft in dieser Gegend, „den Pferdekoppeln, Bauernhöfen, all den Kleinigkeiten, die das Landleben ausmachen“. Viele waren aus weiterer Entfernung an den Starnberger See gereist, nicht wenige sind aus dem Ausland dazu gestoßen, von Dänemark bis Österreich.
Wer sich verlaufen hat, konnte telefonisch nach dem Weg fragen

Organisator Kalle Eberhardt bat sie alle am Start nachdrücklich, die Hygieneregeln einzuhalten, sich nicht zu überschätzen und auch auf andere zu achten, die möglicherweise nicht mehr weiter könnten: „55 Kilometer sind verdammt lang“, rief er ihnen am Start zu. Es handele sich nicht um ein Wettrennen, es sei ein Miteinander, kein Gegeneinander.
Kreislaufprobleme und Verletzungen kommen immer wieder mal vor, wie die Veranstalter berichteten. Größere Komplikationen hat es aber offenbar noch nicht gegeben. Bei einem anderen Mammutmarsch habe einmal ein Helikopter einen Wanderer abgeholt, es habe sich dann aber doch nicht um ein gravierendes Problem gehandelt. Die Notfallnummer konnte angerufen werden, aber "nur in absoluten Notfällen", baten die Veranstalter.
Um den richtigen Weg zu finden, empfahlen die Organisatoren eine Navigation per GPS-Gerät oder Smartphone, zum Pflichtgepäck gehörte aber eine externe Stromquelle, weil die betreffenden Geräte sonst vielleicht nicht über die gesamte Distanz durchhalten. Alle Wege waren aber auch markiert - das hatten die Organisatoren vorab mit Rädern erledigt. Mitarbeiter Benni stand für alle Fälle mit einer speziellen Nummer bereit, falls sich jemand verlief.
Kein Abholservice für die Wanderer, die es nicht zurück nach Tutzing schafften

Etwa 130 Helfer waren am Samstag den ganzen Tag im Einsatz, darunter Rettungskräfte und Sanitäter. Zwischendrin waren Versporgungsposten mit Wasser- und Snackstationen, sanitären Anlagen und Sitzgelegenheiten aufgebaut. Eberhardt appellierte ausdrücklich an alle Wanderer: „Bitte hinterlasst keinen Müll in der Natur.“ Ihm blute das Herz, sagte er, wenn sich später Leute über weggeworfenen Müll beschwerten: „Wir wollen keine Müllspur hinterlassen, wir wollen nicht als Dreckschweine der Nation gelten.“
Die 30 Kilometer lange Strecke kostete 45,50 Euro Startgeld, die 55 Kilometer lange Strecke 57,50 Euro. Die große Mehrheit der Teilnehmer kam bis ins Ziel, aber etliche gaben auch zwischendrin auf. Einen Abholservice gab es für sie nicht, aber die Organisatoren hatten auf der Karte Hinweise auf die nächsten erreichbaren öffentlichen Verkehrsmittel markiert.
Für die 30 Kilometer lange Strecke benötigten die Schnellsten rund 4 Stunden und 15 Minuten, die langsameren etwa siebeneinhalb Stunden. Die 55 Kilometer lange Strecke bewältigten die Schnellsten in etwa siebeneinhalb Stunden, die Langsameren brauchten mehr als 15 Stunden. Zur Kontrolle waren Schlussläufer unterwegs. Bei anderen Mammutmärschen gibt es sogar 100 Kilometer lange Strecken, für die bis zu 24 Stunden Zeit sind.
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