Von vorOrt.news

Neubau des Tutzinger Gymnasiums wird geprüft

Neue Variante neben einer Sanierung – Gemeinde soll nach Standort Ausschau halten

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Sanierung oder Neubau? Beim Gymnasium Tutzing gibt es neue Prüfungen

Bei den Plänen fürs Tutzinger Gymnasium gibt es plötzlich ganz neue Töne. Der Landkreis Starnberg, der im Jahr 2020 von der Gemeinde Tutzing die Trägerschaft dieser Schule übernommen hat, prüft neuerdings neben einer Sanierung auch eine ganz andere Variante: einen Neubau des Gymnasiums an einem anderen Standort. Das hat das Landratsamt Starnberg auf Nachfrage von vorOrt.news bestätigt, nachdem Äußerungen im Kreistag Anfang dieser Woche zunächst Irritationen ausgelöst hatten.

Angaben von Landrat Stefan Frey waren so interpretiert worden, dass der Landkreis die Planung für das Tutzinger Gymnasium ausgesetzt habe. Das stimme nicht, bekräftigt Barbara Beck vom Landratsamt. Vielmehr seien die Prüfungen um eine Variante – nämlich einen Neubau – erweitert worden. Geprüft werden nun nach unseren Informationen drei Varianten: eine Sanierung des Gymnasiums mit fortlaufendem Schulbetrieb, eine Sanierung außerhalb des Betriebs und ein Neubau. Bisher war nach Beschlüssen des Kreistags eine Generalsanierung des Gymnasiums auf Grundlage eines pädagogischen Konzepts geplant.

Bisher keine Ideen für einen neuen Standort des Gymnasiums

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Sanierungsbedarf begleitet das Gymnasium schon lange: Abgestützter Balkon der Kalle-Villa © L.G.

Für einen Neubau würde ein anderer Standort als der bisherige benötigt. Das Landratsamt hat die Gemeinde Tutzing bereits aufgefordert, nach einer geeigneten Fläche Ausschau zu halten. Wo ein komplett neues Gymnasium errichtet werden könnte, darüber scheint es bisher in der Gemeinde keine konkreten Überlegungen zu geben.

In den Jahren 2022 und 2023 beschloss der Kreistag, eine Generalsanierung zu planen und erste, unaufschiebbare Sanierungsmaßnahmen wie Dachabdichtungen vorab auf den Weg zu bringen. Für die Gesamtsanierung sollte zuerst ein pädagogisches Konzept und dann ein Masterplan erstellt werden. Grundlegende Entscheidungen zum Gesamtkonzept stehen noch aus.

Ein Neubau statt einer Sanierung des Gymnasiums war kürzlich auch schon in der kommunalpolitischen Diskussion zur Sprache gekommen. Im Zuge der Listenaufstellung für die Gemeinderatswahl hatte Paul Friedrich von der FDP einen Neubau angeregt. Die Vergangenheit öffentlicher Sanierungen und die aktuelle Entwicklung der Mittelschulsanierung zeigten, dass Sanierungen finanziell oft 'Fässer ohne Boden' seien. „Eine Sanierung im laufenden Betrieb würde zudem Jahre dauern und damit die Schüler lange Zeit belasten“, argumentierte Friedrich. Im Kreistag hat sich als einziger auch Wilhelm Boneberger von der FDP gegen eine Sanierung des Gymnasiums ausgesprochen, deren Kosten er in hoher zweistelliger Millionenhöhe vermutete. Die Kosten des in Herrsching errichteten neuen Gymnasiums haben 110 Millionen Euro betragen.

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Das „Mädchen-Realprogymnasium Tutzing“ startete 1951 in der Kustermannvilla

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Der Schulbeginn war in der Kustermannvilla © L.G.

Tutzing war über lange Zeit die kleinste Kommune Bayerns, die sich „ein eigenes Gymnasium leistet“, wie es ein früherer Direktor dieser Schule einmal formuliert hat. Am 4. September 1951 hatte das „Mädchen-Realprogymnasium Tutzing“ in der Kustermannvilla den Unterricht aufgenommen. Sechs Klassen mit 125 Schülerinnen und 57 Schülern waren es damals.

1956 folgte der Umzug in die Kalle-Villa, später kamen etliche Bauten auf einem der schönsten Grundstücke ganz nah am Starnberger See dazu. 1958 wurde die Schule zum Realgymnasium Tutzing, Anfang der 1960er Jahre wurde sie verstaatlicht.

Die ganze Zeit über blieb die Gemeinde Tutzing ihr Träger – bis 2020. Dass Gemeinden selbst Gymnasien in ihrer Trägerschaft haben, ist eher selten. Wenn überhaupt, dann handelt es sich um größere Kommunen oder um Zweckverbände, ansonsten sind die jeweiligen Landkreise zuständig. Auch der Landkreis Starnberg war von der Übernahme der Trägerschaft zunächst nicht begeistert. Als die Sache dann aber doch klar war, ergriff das Landratsamt Konsequenzen und richtete einen ganz neuen Bereich mit einer Schulverwaltung ein.

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