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Bei der Mittelschule läuft nicht alles glatt

Die Sanierung wird teurer – Planer: Firma hat Arbeit verweigert - Bayern-Grund: "Sehr turbulent"

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Baustelle Mittelschule: Links das alte Volksschulgebäude, in das die Verwaltung einziehen soll, hinten der Bau aus den 1970er Jahren © L.G.

Nicht so ganz erfreuliche Nachrichten über die Sanierung der Tutzinger Mittelschule haben die Gemeinderatsmitglieder am Dienstag auf ihrer Sitzung erhalten. Eine Vertreterin der mit dieser Maßnahme beauftragten Münchner Gesellschaft „Bayern Grund“, Teamleiterin Hubavina Arnaoudova, berichtete über eine Verteuerung um mindestens 2,5 Millionen Euro über die ursprünglich veranschlagten 25 Millionen Euro brutto hinaus.

Sie begründete diese Kostensteigerung unter anderem mit einer „langen Liste von 18 Änderungen“, die der Gemeinderat beschlossen habe. Außerdem erwähnte sie andere Einflüsse von der Corona-Pandemie über den Krieg bis zu Baupreissteigerungen. Sie machte allerdings auch kein Geheimnis aus Problemen mit den auf der Baustelle tätigen Unternehmen. „Es war sehr turbulent im Planungssystem“, so formulierte sie es. „Die Firmen spielen nicht alle mit“, sagte sie recht deutlich. Es habe Insolvenzen gegeben, Planerwechsel seien erforderlich geworden. „Es ist nicht unser Ziel, dass die Kosten explodieren“, sagte die Teamleiterin von Bayern Grund, „aber wir sind ans Vergaberecht gebunden.“ Was sie damit genau meinte, erläuterte sie nicht weiter.

Sehr deutlich wurde auch der mit der Sanierung der Mittelschule beauftragte Planer Klaus Zeiler vom Architekturbüro Bioplan in Weilheim. Ursprünglich sei es das Ziel gewesen, bis Weihnachten fertig zu sein. Vorausgesetzt worden sei dabei, „dass alle Firmen mitspielen“. Das sei zwar „im Großen und Ganzen“ auch geschehen: „Aber es reichen schon ein oder zwei Ausreißer – und schon sind ganze Wochen dahin.“ Besonders kritisch äußerte sich Zeiler über ein ganz bestimmtes Unternehmen: „Die Trockenbaufirma hat zum wiederholten Mal die Arbeit verweigert.“

Der Planer will die Firmen "täglich in die Pflicht nehmen"

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Zu Weihnachten 2025 sollte alles fertig sein, aber danach schaut es noch nicht aus: Ein Blick vom Josefranz-Drummer-Weg © L.G.

Zeiler sprach von zweieinhalb bis drei Monaten Bauzeitverlängerung. „Wir werden die Firmen täglich in die Pflicht nehmen“, sagte er: „In der Hoffnung, dass keiner aussteigt.“ Er hoffe, das Mittelschul-Gebäude im März übergeben zu können, das alte Schulhaus im Januar. „Wir sind guter Dinge“, schloss er, „es kann sich aber immer etwas Neues ergeben.“

Bürgermeister Ludwig Horn folgerte, dass der Umzug der derzeit noch in der Feldafinger Bundeswehrkaserne untergebrachten Schulklassen dann ja in den Osterferien stattfinden könne. Da machte Zeiler aber noch gewisse Vorbehalte geltend. „Wir werden jetzt die ganzen Prüfer ins Boot holen“, sagte er. Die benötigten Freigaben – so beispielsweise die schulaufsichtliche Genehmigung – seien alle noch erforderlich. Um den Termin einhalten zu können, müssten die Prüfer „mitspielen“.

Als einziges Gemeinderatsmitglied meldete sich zu diesen Informationen Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg von der Tutzinger Liste zu Wort. Er berichtete über Verstärkungen sowohl bei Bayern-Grund als auch bei der Gemeinde Tutzing und meinte, mit dieser Führungsmannschaft müsse es eigentlich mit den nun vorgesehenen Terminen zu schaffen sein. Und dann forderte er Zeiler nachdrücklich auf, sich dies als Selbstverpflichtung vorzunehmen: "Wir schaffen das!“ Dazu hörte man aus dem Zuschauerraum Geschmunzel.

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Die Rolle von "Bayern Grund"

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Auch an der Traubinger Straße beherrscht die Schulbaustelle das Bild © L.G.

Zeiler antwortete zurückhaltend. „Das wünschen wir uns auch“, sagte er, bevor er aber nochmals Einschränkungen machte: „Bei der Trockenbaufirma ziehen Gewitterwolken auf.“ Und diese Firma sei sehr wichtig für die nachfolgenden Arbeiten. „Es ist schwierig, eine Firma in die Pflicht zu nehmen, die eine ganze Woche nicht kommt und dann mit 13 Leuten“, fügte er hinzu: „Da fährt jedes Mahnverfahren an die Wand.“

Bürgermeister Horn kommentierte das alles so: „Knappe Kiste.“ Dann fügte er hinzu: „Wir wünschen viel Erfolg, und dass alle mit anpacken.“ Dann bat er die für die Baustelle Verantwortlichen noch, auf jeden Euro zu achten: „Das ist bei unserer Haushaltslage sinnvoll.“

Nicht gesprochen wurde in dieser Sitzung darüber, wie die höheren Kosten bezahlt werden sollen – über die ursprünglich veranschlagten 25 Millionen Euro hinaus, deren Finanzierung seit Jahren unklar ist. Die Gemeinde Tutzing ist bei der Sanierung der Mittelschule einen anderen Weg als bei anderen größeren Projekten gegangen: Sie hat diese Aufgabe nicht wie bei früheren größeren Projekten, etwa der Erweiterung des Gymnasiums oder dem Bau der Dreifachturnhalle, selbst übernommen, sondern sie mit einem Geschäftsbesorgungsvertrag an das Unternehmen „Bayern Grund“ abgetreten.

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BESSERE KONTROLLE
Gerade bei Einzelprojekten bringt ein externer Partner zusätzliche Sicherheit für Kommune & Verwaltung. Das Unternehmen "Bayern Grund" in einer Selbstbeschreibung

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Diese der Bayerischen Landesbank und der Sparkassenorganisation nahestehende Gesellschaft, so wurde dies damals beschrieben, fungiere dabei sozusagen als "externes Bauamt", übernehme die Baubetreuung und zunächst auch die Finanzierung. Die Bezahlung wird damit für die Gemeinde bis zum Abschluss der Bauarbeiten verschoben. Es handelt sich also um eine Zwischenfinanzierung.

Mit dieser Konstruktion war auch besonders die Erwartung verbunden worden, dass ein Spezialist wie Bayern Grund die Abläufe auf der Baustelle und die finanzielle Entwicklung besser im Griff behalten kann. Ein externer Partner bringe für eine Kommune gerade bei Einzelprojekten zusätzliche Sicherheit, schreibt das Unternehmen selbst auf seiner Webseite. Im Fall der Tutzinger Mittelschule scheint das allerdings nur bedingt zu gelingen, wie die aktuellen Informationen aus dem Gemeinderat belegen. Ob sich daraus Folgen ergeben, darüber wurde auf der Sitzung gestern nicht gesprochen.

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Kommentare

"Sie begründete diese Kostensteigerung unter anderem mit einer „langen Liste von 18 Änderungen“, die der Gemeinderat beschlossen habe." Das ist eine interessante Information, auf die nicht näher eingegangen wird. Diese Änderungen wurden sicherlich bereits vor Jahren beschlossen, mein Unwissen zu den Details bitte ich zu entschuldigen. Natürlich ist es mit so vielen verschiedenen Unternehmen schwierig den Kostenrahmen einzuhalten, aber anscheinend hat der Gemeinderat mit seinen Wünschen nicht unerheblich zu den Kostensteigerungen beigetragen. In einer Gemeinde mit angespannten Finanzen, die die Kustermannvilla für die Sanierung verpfändet hat, ist das zumindest bemerkenswert.