Von Lorenz Goslich

Albers-Villa auch für junge Handwerker?

Handwerkskammer plädiert für Kontakte von Auszubildenden und Studierenden

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Prächtige Seegrundstücke wie das der Albers-Villa: Nur etwas für junge Leute, die studieren? © L.G.

Die Pläne für die Albers-Villa in Garatshausen lenken die Aufmerksamkeit auf viele Vorteile für junge Menschen an den Hochschulen. Der Freistaat Bayern will das ihm gehörende Seegrundstück, auf dem einst der berühmte Schauspieler Hans Albers lebte, für die „Junge Akademie“ der Technischen Universität München zur Verfügung stellen. Das fällt angesichts vieler bereits bestehender sehr günstiger und vielfältiger Angebote für Studenten auf, so zum Beispiel mit dem Zentralen Hochschulsport München, der vom Wassersportzentrum am Starnberger See bis zur olympischen Regattastrecke in Oberschleißheim reicht. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob für Studierende besonders viel getan wird. Angesichts der Bemühungen, mehr junge Menschen für das Handwerk zu interessieren, könnte dies kontraproduktiv wirken, falls es nicht auch für Auszubildende im Handwerk und in anderen Berufen vergleichbare günstige Sport- und Freizeitangebote geben sollte.

Wir haben dazu bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern nachgefragt. Von ihrem Pressesprecher Jens Christopher Ulrich haben wir folgende Antwort erhalten:

„Natürlich erhalten auch Auszubildende Vergünstigungen, etwa beim Eintritt ins Kino oder beim Besuch des Fitnessstudios. Angebote wie den Hochschulsport gibt es im Handwerk allerdings nicht. Womit wir beim eigentlichen Thema sind: Um junge Leute für das Handwerk zu gewinnen, ist es wichtig, dass die Politik für eine Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung sorgt – etwa indem Bildungsabschlüsse mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) vergleichbar gemacht werden. Ebenso wichtig ist aber auch, dass Auszubildende und Studierende in ihrer Freizeit miteinander in Kontakt kommen. Dies kann funktionieren, indem sie den gleichen Zugang zu Aktivitäten erhalten, beispielsweise in der Albers-Villa. Der dabei stattfindende Austausch kann nämlich auch in anderer Hinsicht nützlich sein: Viele Innovationen in Deutschland stammen ursprünglich aus kleinen oder mittleren Betrieben. Um diese zur Serienreife zu entwickeln, braucht es oftmals die finanzielle Unterstützung des Staats und die technische Hilfe der Hochschulen. Die Basis hierfür und das generelle Verständnis füreinander kann aus unserer Sicht besser entstehen, wenn Auszubildende und Studierende sich frühzeitig austauschen und sich nicht nur in ihren eigenen Kreisen bewegen.“

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Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Da es hier keinen entsprechenden Button gibt, möchte ich Herrn Sperber hiermit ausdrücklich zustimmen.
Am verblüffendsten ist doch, dass dieser Vorschlag überhaupt zur Sprache gebracht werden muss. Man fragt sich, wie die rechtskonservativ dominierte bayerische Politik im Landtag und in den Gemeinderäten nur immer wieder damit durchkommt, die fettesten Gänse der eigenen Kaste zuzuschustern. Die Gäste der Albers-Villa wären in Hinblick auf Ausbildungsgang und Herkunft gewiss deutlich bunter gemischt, wenn es bei der Verteilung dieser Meriten tatsächlich um Leistung und gesellschaftlichen Nutzen gegangen wäre. Geht es aber nicht. Und das nehmen dann hoffentlich auch die bayerischen Wähler irgendwann einmal zur Kenntnis.
Als Berufsschullehrerin kann ich das nur begrüßen, weil es immer weniger junge Menschen gibt, die eine Ausbildung machen wollen. Daher muss man Anreize schaffen, um den Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Guter Vorschlag, wobei auch die gesamte Öffentlichkeit davon profitieren muss, so wie es der Freistaat im Kaufvertrag festgelegt hat: „Pacta sunt servanda.“
(Bearbeitet)
Die Idee, das Albers-Anwesen exklusiv für wenige Studenten zu reservieren, ging von Anfang an in die völlig falsche Richtung. Das hat ja auch die stellenweise hilflos wirkende Argumentation der Verantwortlichen gezeigt.
Das Gelände für Azubis zu öffnen geht in die richtige Richtung. Wenn jetzt noch einer auf die Idee käme, das Anwesen auch für die Allgemeinheit zu öffnen, wäre das genial.
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