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Auf Granit gebissen

In Bürgerversammlung wird bekannt: Bei Dorferneuerung Traubing arbeitet Staat gegen Staat

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Viele Einheimische wollten bei der Traubinger Bürgerversammlung erfahren, was nun eigentlich Stand der Dinge ist beim Ewigkeitsthema Dorferneuerung

Bei der Dorferneuerung Traubing gibt es immer wieder erstaunliche Entwicklungen. Ein pikanter Fall ist am Montagabend in der Bürgerversammlung bekannt geworden: Innerhalb der bayerischen Staatsregierung arbeiten bei diesem Thema die einen gegen die anderen. Den konkreten Stein des Anstoßes hat das ehemalige Forsthaus an der Weilheimer Straße geliefert. Dort habe man in Sachen Grunderwerb „auf Granit gebissen“, sagte Johannes Mühlbauer, der für Traubing zuständige Projektleiter des Amts für ländliche Entwicklung Oberbayern.

Vor dem Forsthaus sollten nach den Plänen drei Parkplätze angelegt werden - doch da spielt laut Mühlbauer der Grundeigentümer nicht mit. Und dieser Grundeigentümer ist der Freistaat Bayern. „Immobilien Freistaat Bayern“, ein Staatsbetrieb, hat die Transaktion nach Mühlbauers Angaben abgelehnt. Hier tritt also eine Kontroverse der einen gegen die andere staatliche Stelle zu Tage. Die Fachaufsicht über den Immobilienbetrieb hat das Bauministerium, das Amt für ländliche Entwicklung gehört zum Landwirtschaftsministerium.

Der Fall ist ein Detail, kann aber exemplarisch für eine Vielzahl von Problemen stehen, die die Traubinger Dorferneuerung seit Jahren verzögern. Immer wieder sind Planungen gerade an Einsprüchen einzelner Behörden gescheitert. Offenkundig um zu erfahren, ob und wann es nun endlich Fortschritte geben könnte, gab es bei der Traubinger Bürgerversammlung beträchtliches Interesse. Im Saal des Buttlerhofs waren alle Plätze besetzt, rund 70 Personen nahmen teil. Immer wieder mussten weitere Stühle hereingetragen werden.

Die Bürgerversammlung galt auch gleichzeitig als Versammlung der Teilnehmergemeinschaft Traubing, die die Vertretung der Einheimischen bei der Dorferneuerung ist. Dass eine solche Versammlung abgehalten werden muss, ist in den Regeln für die Dorferneuerung vorgeschrieben. Mühlbauer, der auch als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft fungiert, ließ klar erkennen, dass ihm die langen Verzögerungen bei diesem für Traubing wichtigen Projekt unangenehm sind. Bürgermeisterin Marlene Greinwald verglich die Traubinger Dorferneuerung mit dem Entwicklungskonzept „ISEK“, das als Grundlage für Zuschüsse aus der Städtebauförderung gilt. „Das ist das, was wir zurzeit in Tutzing mit ISEK machen“, sagte sie.

"Jetzt sind wir auf der Zielgeraden"

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Johannes Mühlbauer (links) hat es nicht leicht, auch bei anderen staatlichen Stellen. Mit dem Planer Otto Kurz hatte er am Rande der Traubinger Bürgerversammlung einiges zu besprechen.

Wie lange der Beginn schon zurückliegt, daran wurde in der Bürgerversammlung erinnert: Im Jahr 2010, vor zwölf Jahren also, hat der Tutzinger Gemeinderat die Dorferneuerung Traubing genehmigt. Seitdem gab es in der Bürgerschaft des Dorfs intensive Vorarbeiten mit einem ehrenamtlichen Engagement, das seinesgleichen sucht – doch immer wieder gab es Vertröstungen, es ging nichts voran. Die Verantwortung wurde mal dieser, mal jener Behörde zugeschoben, schließlich kam auch noch der Einsturz der der katholischen Kirche gehörenden Friedhofsmauer dazu, der wiederum alles um Jahre verzögerte, und auch die Corona-Pandemie hatte ihre Folgen.

Ursprünglich sollte das Projekt zwei große Traubinger Straßenzüge umfassen: die Starnberger Straße und die Weilheimer Straße. Doch längst ist alles kräftig abgespeckt worden. Aktuell soll die Dorferneuerung den Bereich der Weilheimer Straße von der Andechser Straße bis zur Birkenstraße betreffen. Kürzlich gab es sogar Informationen darüber, dass vom bayerischen Staat nun doch wieder mal weniger Geld für die Traubinger Dorferneuerung zur Verfügung stehen soll als gedacht - weil so hohe finanzielle Mittel in die Region des G7-Gipfels und die betreffenden Gemeinden geflossen ist. Darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. In der Traubinger Bürgerversammlung sagte Mühlbauer, man habe sich über die Schuldfrage Gedanken gemacht, doch konkret machte er dazu keine weiteren Ausführungen. Er gab sich aber dennoch sicher: „Jetzt sind wir auf der Zielgeraden.“ Auf die Ausschreibung für den genannten Bereich der Weilheimer Straße hofft er im nächsten Jahr. Die hat das zuständige bayerische Landwirtschaftsministerium bereits angekündigt.

Allerdings gilt für eine solche Ausschreibung eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Amt für ländliche Entwicklung und der Gemeinde Tutzing über die Finanzierung als Voraussetzung. Beide haben nach den Regeln der Dorferneuerung jeweils die Hälfte der Kosten zu tragen. In der Bürgerversammlung wurden die Gesamtkosten "grob" mit 2,85 Millionen Euro brutto beziffert. Damit würden auf die Gemeinde Tutzing wohl mehr als 1,4 Milllonen Euro entfallen. Ob der Tutzinger Gemeinderat seine Zustimmung dazu erteilt, ist noch nicht klar.

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Erweiterung des Platzes beim Maibaum

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Der "Teilabschnitt Dorfplatz" mit dem Maibaum

Zu den Einzelheiten der Dorferneuerung in der Weilheimer Straße machte der Planer Otto Kurz in der Bürgerversammlung Angaben. Dazu zeigte er etliche Pläne und „Schemaschnitte“, was den Innenarchitekten und Schreinermeister Willi Renner zu kritischen Anmerkungen veranlasste: Er vermisste dreidimensionale Darstellungen, damit man sich die künftige Gestaltung besser vorstellen könne. Bürgermeisterin Greinwald widersprach, sie hielt die Präsentation für aussagekräftig.

Kurz kündigte unter anderem eine Erweiterung des Platzes am Maibaum an, dort werde auch ein einheitlicher Belag verlegt werden. Eine bessere Platzgestaltung soll es auch bei der Hausnummer 2 geben. Dort soll außerdem aus optischen Gründen eine Pergola angebracht werden – ein Vorhaben, das nicht alle zu überzeugen schien. Zur Verkehrsführung neben der neuen Friedhofsmauer sagte Kurz, zwei Autos würden dort aneinander vorbei kommen, und größere Fahrzeuge würden auf den Seitenbereich ausweichen müssen.

Bäume in Trögen sollen bei Veranstaltungen weichen

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Bäume, die man wegtragen kann: Skizzen solcher Tröge zeigte Planer Kurz

Zu den zentralen Maßnahmen gehört die als dringend erforderlich geltende Sanierung der Brücke über den Deixlfurter Bach kurz vor seiner Einmündung in den Schwarzen Graben. Im Bereich der Bäche soll ein Steg angebracht werden, nach Süden soll man künftig einen Fußweg benutzen können. Auf dem südlichen Dorfplatz sollen laut Kurz auch Veranstaltungen stattfinden können, bei Bedarf soll zum Beispiel ein Zelt aufgestellt werden können.

Ermöglichen sollen dies Bäume in Trögen, die im Fall des Falles weggetragen werden können. Diese Absicht hat in der Bürgerversammlung erkennbar Zweifel ausgelöst, ob das wirklich eine sinnvolle Lösung ist. Kurz meinte aber, das seien durchaus Bäume, die man „als solche wahrnehmen“ könne. Rund um sie herum könne man auch Sitzgelegenheiten anlegen. Bürgermeisterin Greinwald sagte, zunächst seien an dieser Stelle ganz normale Bäume vorgesehen gewesen, doch dann sei in Kreisen der Einheimischen der Wunsch geäußert worden, dass dort auch Platz für Veranstaltungen sein soll. Noch ein wenig mehr Platz soll beim Kriegerdenkmal dadurch entstehen, dass vielleicht eine Mauer entfernt wird. Die Fahrbahn soll im Bereich der Brücke durch Maßnahmen im Asphalt unterbrochen werden, damit die Verkehrssicherheit erhöht wird.

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Der Teilabschnitt Brücke gehört zu den zentralen Maßnahmen der Traubinger Dorferneuerung

Wenn alles klappt, kann die Dorferneuerung 2024 starten

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"Wunderschöner Ort": Die Präsentationen zur Dorferneuerung wurden auf der neuen Leinwand im Saal des Buttlerhofs gezeigt © Fotos: L.G. / Pläne: Otto Kurz Planung Kurz GbR / Präsentation Bürgerversammlung: Gemeinde Tutzing

Diesem Ziel soll an der Einmündung der Birkenstraße, neben dem Kindergarten, auch eine Verschwenkung der Straße dienen. So soll dort mehr Platz entstehen, wenn die Eltern ihre Kinder bringen oder abholen. „Jeder Meter tut gut“, sagte Kurz. Nicht alles aber gilt als möglich, was beim Verkehr vielleicht wünschenswert wäre. So bezeichnete der Planer die Straße als zu eng für einen Fahrradstreifen, als nach Möglichkeiten für Radfahrer gefragt wurde. Wie wichtig vielen Menschen in Traubing die Verkehrssicherheit ist, belegten etliche Diskussionsbeiträge. Risiken gesehen werden zum Beispiel – gerade für Kinder - an der Einmündung des Lindemooswegs in die Weilheimer Straße, weil viele Autos dort recht schnell unterwegs seien. Eine Gefahr sah ein Besucher auch in großen Lieferwägen, die nach seinen Worten oft morgens beim neuen Maibaum parken.

Gespräche laufen noch mit den Eigentümern des Gasthauses Stadler wegen des Grundeigentums. Vor der Wirtschaft soll auf dem Seitenstreifen in Richtung Süden ein neuer Gehweg angelegt werden, wofür offenbar an einen Grundstückstausch gedacht wird. Ob eine Stützmauer in diesem Bereich erhalten bleiben kann oder erneuert werden muss, scheint noch nicht geklärt zu sein.

„Traubing ist ein wunderschöner Ort, aber er gehört an vielen Stellen saniert“, sagte Bürgermeisterin Greinwald. Wenn alles klappt, die Finanzierung gesichert wird und die Maßnahmen im nächsten Jahr ausgeschrieben werden, dann könnte der Anfang 2024 gemacht werden und die Dorferneuerung Traubing starten. Anderthalb Jahre werde sie dann voraussichtlich dauern, sagte Mühlbauer.

Und dann? Die Starnberger Straße könnte in einer „Phase 2“ durchaus folgen, das schließt er nicht aus. Er sieht den Sanierungsbedarf dort klar. So gebe es keinen Gehweg. Als „traurig“ bezeichnete ein Besucher der Bürgerversammlung auch den südlichen Abschnitt der Weilheimer Straße, also über die Birkenstraße hinaus. Ob dieser Bereich irgendwann gar zu einer „Phase 3“ werden könnte, darüber sprach auf der Bürgerversammlung noch niemand.

Text: Lorenz Goslich

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