Tutzing ist die kleinste Kommune Bayerns, die sich „ein eigenes Gymnasium leistet“, sagte dessen früherer Direktor Werner Hoffmann einmal. Seit Samstag ist das vorbei: Am 1. August hat der Landkreis Starnberg die Schulträgerschaft übernommen.
Landrat Stefan Frey kam aus diesem Grund eigens nach Tutzing, um darauf mit Verantwortlichen der Gemeinde und des Gymnasiums anzustoßen. Direktor Andreas Thalmaier steuerte einen Prosecco bei, Bürgermeisterin Marlene Greinwald brachte einen hölzernen Schlüssel mit.
Auch Stefan Pilgram, der Kämmerer des Landratsamts, nahm an der kleinen Feier teil. Er leitet die neue Schulverwaltung des Landkreises, die bisher für vier Schulen zuständig ist: Fünfseen-Schule, Staatliches berufliches Zentrum, Fachoberschule und Gymnasium Tutzing. Als fünfte Schule wird das neue Gymnasium in Herrsching dazukommen. Es könnten noch mehr Schulen werden, denn wegen der Tutzinger Entscheidung wird die Diskussion, ob der Landkreis Trägerschaften übernehmen könnte, angesichts der hohen Kosten auch in anderen Kommunen geführt. In Starnberg und Gilching scheint dies aber derzeit doch nicht angestrebt zu werden. Eher werden vielleicht die Gautinger auf diesen Zug aufspringen. Als Projektleiter der „Generalsanierung“ beim Tutzinger Gymnasium fungiert unterdessen bereits der Architekt Julian Huß, der auch für den Neubau der Starnberger Fachoberschule zuständig ist.
Langes Ringen um eine Trennung der Gemeinde von der Trägerschaft
Dr. Johannes Salomon hatte das Gymnasium 1951 als Mädchen-Realgymnasium in der Kustermannvilla gegründet. 1956 zog die Schule in die von der Gemeinde erworbene Kalle-Villa um, in den Jahren 1971 und 1973 sowie 1992 bis 1996 gab es umfangreiche Neu- und Erweiterungsbauten.
Über eine Trennung Tutzings von der Trägerschaft ist über viele Jahre gerungen worden. Unter Freys Vorgänger Karl Roth wollte auch der Landkreis nicht so recht mitziehen, bis der Kreistag im März vorigen Jahres dann doch zustimmte.
Bei der kleinen Übergabefeier kündigte Frey nun zunächst einmal eine Bestandsaufnahme an. Die Verantwortlichen des Landkreises werden das Gymnasium also erst einmal genau unter die Lupe nehmen. Auch ein Zeitplan für die notwendigen Arbeiten soll laut Frey schnell erstellt werden.
Probleme von der Heizung über die Beleuchtung bis zum Lehrerzimmer
In der Schule und unter den Eltern warten viele sehnsüchtig darauf, dass etwas vorangeht. Bei einem „Runden Tisch“ Mitte vorigen Jahres haben Landratsamt, Gemeinde und Elternvertreter bereits „konkrete erste Schritte für die dringend erforderliche Sanierung der Schule vereinbart“, wie sie anschließend in einer gemeinsamen Pressemitteilung berichteten.
Bei dieser Gelegenheit kamen etliche Klagen sowohl von Schülern als auch von Lehrern zur Sprache - über Probleme mit Heizung, Belüftung und Schallschutz, einem viel zu kleinen Lehrerzimmer, ohne funktionale Arbeitsplätze und ohne vernünftige Beleuchtung. Mitglieder der Schülermitverwaltung beschwerten sich über Toiletten, die aus hygienischen Gründen nicht benutzbar seien und defekte Fenster. Für bauliche Veränderungen hat der Tutzinger Gemeinderat schon vor einem Jahr ein Planungskonzept befürwortet. Danach sollen die Turnhallen von der Kalle-Villa getrennt und vor der Villa ein kleineres Gebäude errichtet werden. Zu einer immer wieder geforderten vollständigen Freistellung der denkmalgeschützten Kalle-Villa wollten sich Planer und Gemeinderat damals nicht durchringen.
Bei all dem handelt sich lediglich um Empfehlungen an den Starnberger Kreistag, der nun zuständig ist. Er und sein Schulausschuss sollen sich nach Freys Worten im Herbst mit dem Tutzinger Gymnasium befassen.
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