Von Gymnasium Tutzing

Die Entschlüsselung der "Enigma"

Mathematik und Geschichte zum Anfassen: Vortrag über die Chiffriermaschine am Tutzinger Gymnasium

In den Genuss eines sowohl in mathematischer als auch historischer Hinsicht spannenden Vortrags kamen die Schülerinnen und Schüler der Q11 des Gymnasiums Tutzing am vergangenen Freitag: Hauptmann Wolfgang Schmidt von der Schule Informationstechnik der Bundeswehr in Feldafing war zu Gast und referierte über die Chiffriermaschine „Enigma", die von der Wehrmacht und anderen Einrichtungen des NS-Staates während des Zweiten Weltkriegs zur Verschlüsselung ihres Nachrichtenverkehrs eingesetzt wurde. Mit im Gepäck hatte der Leiter der Lehrsammlung für Nachrichten-, Fernmelde- und Informationstechnik der Schule auch eines der wenigen noch existierenden und deshalb überaus wertvollen Exemplare der einer Schreibmaschine gleichsehenden Chiffrieranlage. Manfred Kienzle aus Tutzing, der die Lehrsammlung mitbetreut, hat die drei „Enigma"-Maschinen restauriert, in deren Besitz die Bundeswehr in Feldafing ist.

Hochaktuell auch im digitalen Zeitalter: Wie man einen Code knacken kann

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Florian Lederer begrüßte Hauptmann Schmidt zu Beginn von dessen Vortrag über die "Enigma"

Nach der Begrüßung durch Florian Lederer erklärte der Bundeswehrangehörige den Schülerinnen und Schülern auf sehr verständliche und anschauliche Weise Schritt für Schritt den Aufbau sowie die ausgeklügelte Funktionsweise der „Enigma", deren maschinelles Verschlüsselungsverfahren in den 1920er Jahren entwickelt wurde und an deren Sicherheit die NS-Führung bis zum Kriegsende glaubte. Obwohl das Gerät aufgrund seines großen Schlüsselraums als unbezwingbar galt, gelang den Briten in Bletchley Park mit einem immensen maschinellen und personellen Aufwand unter größter Geheimhaltung die Entschlüsselung der deutschen Chiffriermaschine, sodass die Alliierten in den letzten Kriegsjahren im großen Stil die deutsche Geheimkommunikation entschlüsseln und auswerten konnten, woraus sich militärische Vorteile ziehen ließen. Diese waren mit Sicherheit nicht der alleinige Grund für den Sieg der Alliierten über Hitler-Deutschland, trugen aber definitiv zur Verkürzung des Krieges bei und bewahrten somit weitere hunderttausende Menschenleben vor dem Tod, wie Hauptmann Schmidt betonte. Letztlich ist die „Enigma'" auch ein prominentes Beispiel dafür, dass es oftmals nur eine Frage der Zeit und der technologischen Ressourcen ist, um einen Code knacken zu können, was so unverändert auch für die Verschlüsselung von Daten im digitalen Zeitalter gilt und daher hochaktuell ist.

"Enigma" ist für die Öffentlichkeit bei der Bundeswehr in Feldafing zugänglich

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Eine originale "Enigma" aus der Lehrsammlung der Schule Informationstechnik der Bundeswehr in Feldafing

Nach dem Vortrag in der Aula nahmen Hauptmann Schmidt und sein ziviler Begleiter Manfred Kienzle an einer Präsentation der Q12-Schülerin Veronika Kräh teil, die an diesem Tag die Ergebnisse ihrer W-Seminar-Arbeit vorstellen durfte und diese anhand der originalen Maschine demonstrieren konnte. Im Rahmen eines Seminars zum Thema Zahlentheorie und Kryptologie, das von Florian Lederer angeboten und betreut wird, beschäftigte sich die Schülerin mit der „Enigma". Sie gab auch den Anstoß für den Besuch von Hauptmann Schmidt an der Schule. Im Anschluss an die Präsentation von Veronika Kräh beantworteten die beiden Gäste und „Enigma"-Experten weiterführende Fragen der Schülerinnen und Schüler des Seminars und stießen mit ihrem spannenden Wissen auch hier auf interessierte Ohren. Der Öffentlichkeit sind die „Enigma"-Exemplare wie auch andere Exponate im Rahmen eines Ausstellungsraum zur Geschichte der Fernmelde- und Verschlüsselungstechnik auf dem Gelände der Bundeswehr in Feldafing zugänglich.

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