Von vorOrt.news

Das Lächeln der Kinder auf dem Schulweg

Emotionale Augenblicke bei der Abschiedsfeier für Tutzings Gymnasiumsleiter Bruno Habersetzer

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Zufrieden mit dem Gymnasium Tutzing wirken (v.li.) Dr. Christoph Henzler, Andreas Thalmeier und Bruno Habersetzer

Was haben Ursula von der Leyen, Boris Johnson und Bruno Habersetzer gemeinsam? Sie alle waren auf einer internationalen Schule in Brüssel: die künftige EU-Kommissionspräsidentin und der neue englische Premierminister als Schüler, der Leiter des Tutzinger Gymnasiums als Lehrer. Habersetzers Weg führte dann unter anderem zum Münchner Maria-Theresia-Gymnasium und schließlich vor sechs Jahren nach Tutzing. Jetzt, mit 63 Jahren, geht er in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Andreas Thalmeier. Im Rahmen eines Sommerfestes kurz vor Beginn der Ferien fand gestern in der Aula eine gelungene Abschiedsfeier statt.

Eigens dazu nach Tutzing gekommen ist der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-West, Dr. Christoph Henzler. Er erzählte vorOrt.news am Rande, dass er für 92 Gymnasien zuständig ist und dass er diese Aufgabe als seinen „Traumjob“ betrachtet.

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Viel Interesse fand die Abschiedsfeier für den Direktor in der Aula
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Als der Ministerialbeauftragte nicht auf den Balkon der Kalle-Villa durfte

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Ein anderes Gymnasium mit einer derart herausgehobenen Lage kennt der Ministerialbeauftragte nicht

Auch Habersetzer erlaubte ein paar Einblicke in seine Emotionen. Wenn man über Schüler spreche, sagte er, dann über die besonders guten oder über diejenigen, die etwas ausgefressen hätten: „Über die anderen spricht man weniger, aber das ist die große Mehrheit.“ Was er nach seiner beruflichen Tätigkeit am meisten vermissen werde, das werde er oft gefragt, sagte er. Genau diese Schüler werde er vermissen: die „ganz normalen“ Kinder, denen er auf dem Weg vom Bahnhof zum Gymnasium oder auf den Schulgängen begegne, die ihm oft ein einfaches Lächeln schenkten. Da spüre er häufig ein besonderes Einverständnis mit den Schülern: „Das werde ich vermissen“, sagte Habersetzer, und in der Aula brandete Beifall auf.

Dass die Zuneigung durchaus gegenseitig war, belegten sehr nette Worte der drei Schülersprecherinnen. Mit erkennbarem Stolz überreichte Habersetzer dem Ministerialbeauftragten dann ein druckfrisches Exemplar des Jahresberichts 2018/19. Dessen Titelbild (siehe Foto) zeigt eine weitere Tutzinger Besonderheit, an die der scheidende Direktor zweifellos gern zurückdenken wird: die einmalige Lage dieses Gymnasiums am Starnberger See. Henzler, der kein anderes Gymnasium mit einer derart herausgehobenen Lage kennt, witzelte: Habersetzer habe 2013 wohl vor allem wegen der schönen Villa nach Tutzing kommen wollen - aber als er dann einmal im Tutzinger Direktorat zu Besuch war, habe er den baufälligen Balkon der Kalle-Villa nicht betreten dürfen.

Lennons "Imagine" mit Horn für den Hornisten Habersetzer

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Musik für einen musikbegeisterten Schulleiter: der Unterstufenchor (oben) ...

Alles war also doch nicht eitel Sonnenschein. Der Ministerialbeauftragte wusste, dass die Schule „manche Sorgen“ hat. Mehr über die brandaktuellen Themen sagte er aber nicht. Die Übertragung der Trägerschaft von der Gemeinde auf den Landkreis blieb bei dieser Abschiedsfeier ebenso unerwähnt wie der ziemlich große Sanierungsbedarf.

Stattdessen bildete Musik einen Schwerpunkt - nicht ohne Grund: Habersetzer hatte 1982 auch die Musikreifeprüfung abgelegt - als Hornist, wie Henzler mit Respekt erwähnte. Ein Hornist der Schulband spielte dann auch das Thema in John Lennons „Imagine“, einem der Lieblingssongs von Habersetzer. Begonnen hatte der Unterstufenchor unter der Leitung von Musiklehrer Thomas Zagel mit eingängigen Stücken: Lollipop, Mama mia, What a feeling - und dem Titelsong aus dem Film „Titanic“. Kein Grund, an einen Untergang des Tutzinger Gymnasiums zu denken, beeilte sich Henzler zu betonen. Schließlich stehe der „bisherige erste Offizier“ bereit, das Ruder vom bisherigen Kapitän zu übernehmen. Für Habersetzer steht noch aus einem anderen Grund fest, dass dieser Schule nicht das Schicksal der Titanic drohen kann: „Es gibt ja keine Eisberge im Starnberger See.“

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... und die Schulband
Quelle Titelbild: L.G.
ID: 2067
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