Von vorOrt.news/Evangelische Akademie

Hofnarren der Demokratie

Evangelische Akademie präsentiert in Tutzing ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ - Neues Jahresprogramm

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So fing es an: Max Uthoff (li) und Claus von Wagner 2014 beim Start ihrer ZDF-Sendung "Die Anstalt" © obs/ZDF/Jürgen Nobel

Die Evangelische Akademie Tutzing bereitet eine bemerkenswerte neue Veranstaltungsreihe vor: politische Satire. Im Oktober, November und Dezember dieses Jahres zeigt die Akademie jeweils die aktuelle Ausgabe des ZDF-Kabaretts "Die Anstalt". Im Anschluss bietet sie die Möglichkeit zur Diskussion mit den Machern der Fernsehsendung.

„Kabarettisten sind die Hofnarren der Demokratie“: Mit diesen Worten lädt Udo Hahn, der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, zu diesen Veranstaltungen ein. Die beiden Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner präsentieren „Die Anstalt“ seit fünf Jahren im ZDF.

Satirischen Sendungen und anderen Publikationen wie dieser wird in jüngerer Zeit zunehmend Bedeutung im Sinn einer Aufklärung der Bevölkerung zugeschrieben. Damit übernehmen sie nach Auffassung mancher Beobachter teilweise Aufgaben des Journalismus.

Max Uthoff hat dazu in einem Interview mit dem Mitteldeutschen Rundfunk deutliche Worte gefunden. Journalisten hätten wegen Kürzungen in den Redaktionen nicht mehr genügend Zeit und Budget, "um anständig zu einem Thema recherchieren zu können". Journalistische Beiträge würden zudem immer kürzer, bei der ARD-"Tagesschau" finde "eine Boulevardisierung" statt. Bei der "Anstalt" dagegen stünden 45 Minuten zur Verfügung: "Da sind wir schon in einer privilegierten Situation." Uthoff verwies auch auf "Alphajournalisten", die dafür sorgten, dass ganz bestimmte Themen Bedeutung bekämen, während andere Themen keinen Einlass fänden.

Solche Entwicklungen scheint man auch in der Evangelischen Akademie zu beobachten. Für ihren Direktor Hahn steht fest: „Auch Satire nimmt in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen einen Bildungsauftrag wahr.“ Nach Angaben der Akademie soll die Präsentation der "Anstalt" sogar ein neues regelmäßiges Veranstaltungsformat werden, ähnlich wie die „Kanzelrede“, die am 20. Oktober die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner in der Schwabinger Erlöserkirche halten wird, der „Tutzinger Salon“ oder der „Film des Monats“. Der erste Tutzinger Termin für die "Anstalt" ist der 28. Oktober.

Die Evangelische Akademie kündigt diese Veranstaltungen in ihrem soeben erschienenen neuen Jahresprogramm 2019/20 an. Es besteht aus etwa neunzig Tagungen, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Studientagen von September 2019 bis Juni 2020, die für jedermann zugänglich sind. Die thematische Bandbreite reicht von Kunst und Kultur über Philosophie, Theologie und Seelsorge bis hin zu digitalem Wandel und den Herausforderungen, vor denen Umwelt, Gesellschaft und Politik stehen. Dabei setzt das Team der Studienleiterinnen und Studienleiter auch in diesem Jahr wieder Schwerpunkte.

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Schwerpunkte von "Deutschland in der Stunde Null" bis zum "digitalen Wandel"

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Zwischen Tradition und digitalem Wandel: Die Akademie-Ankündigungen im Schaukasten vor dem Tutzinger Schloss sind wie eh und je in Papierform © L.G.

Einer der Schwerpunkte widmet sich dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. „Deutschland in der Stunde Null“ heißt etwa eine Tagung, die Studienleiterin Dr. Ulrike Haerendel für April 2020 plant. Eine Verbindung zwischen Geschichte und Literatur soll die Tagung „Republik und Literatur nach den Weltkriegen“ im Januar schaffen. Den theologischen Aspekt wird Studienleiter Dr. Jochen Wagner mit „Als ob kein Gott sei“ aufgreifen und sich mit dem Werk von Dietrich Bonhoeffer 75 Jahre nach seinem Tod auseinandersetzen. Den Auftakt des Schwerpunkts stellt der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing in München mit seiner Jubiläums-Veranstaltung „Erinnern hat Zukunft!“, zu der der neue Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München, Prof. Winfried Nerdinger, auf das Thema Erinnerungskultur als Faktor für gesellschaftlichen Zusammenhalt eingehen wird.

Einen weiteren Schwerpunkt des vergangenen Jahres setzt die Akademie fort: den digitalen Wandel. Mitte September stellt das 7. Medienforum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern die Frage „Smartphone, Tablet und PC – Was macht das mit dem Gehirn?“. Die Tagung „Metalle – Voraussetzung der digitalen Transformation“ vom 08.-10.11.2019 geht das Thema Digitalisierung aus der Sicht der Ressourcen und ihrer Verteilung an. Die Folgen für den Kulturbetrieb und den Diskurs im Netz wird sich die stellvertretende Akademiedirektorin und Studienleiterin Judith Stumptner in den Tagungen „Smart World – Smart Culture?“ sowie „#Courage: digital und vernetzt“ im November und März vornehmen. Wie neue Technologien in Krankenzimmern, Rehakliniken oder Altersheimen zum Einsatz kommen können, diskutiert Studienleiter und Pfarrer Frank Kittelberger in der Tagung „Menschliche Technik?“, die vom 14.-15.05.2020 in Nürnberg stattfindet. Die junge Generation trifft sich auf Einladung von Studienleiterin Julia Wunderlich zum „Zukunfts-Lab: Umweltpolitik, Ethik & digitale Revolution“ vom 25.-26.05.2020 in Tutzing.

Weitere Schwerpunkte finden sich in der Auseinandersetzung mit den Veränderungen in der Arbeitswelt, der Suche nach Narrativen für das Weltgeschehen oder auch dem verstärkten Blick gen Osten: in die Ukraine etwa, in frühere Sowjetstaaten, nach Polen oder – Aufarbeitung jüngerer deutscher Geschichte – auf innerdeutsches Terrain anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls.

Hochkarätige Gäste bei der Sommertagung des Politischen Clubs

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Die Sommertagung des Politischen Clubs bietet den Gästen bestimmt auch Gelegenheit für ein paar erholsame Minuten im Schlosspark © L.G.

Das neue Jahresprogramm der Akademie startet im September. Aber auch vor den Sommerferien ist im Tutzinger Schloss noch einiges geboten. So geht es Ende dieser Woche, vom 21. bis zum 23. Juni, beim Politischen Club der Akademie in dessen Sommertagung um das Jubiläum 70 Jahre Grundgesetz - mit der recht kritischen Frage: „Was ist unsere Verfassung wert?“

Akademiedirektor Hahn und Dr. Wolfgang Thierse, der Leiter des Politischen Clubs, freuen sich auf hochkarätige Gäste wie den früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Prof. Hans-Jürgen Papier, die Vizepräsidentin des Hessischen Staatsgerichtshofes und Rechtsprofessorin Ute Sacksofsky, den ehemaligen Professor für Theologische Ethik Hans-Richard Reuter, den Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht Horst Dreier sowie Vertreter aus dem Journalismus und der Politik. Folgende Gedanken schicken die Organisatoren voraus: „Taugt und reicht der viel beschworene ‚Verfassungspatriotismus‘ noch als das einigende Band, als die ‚Leitkultur‘ unserer pluralen, widersprüchlichen, konfliktreicher gewordenen und werdenden Gesellschaft? Welche Lehren sind aus den Erfahrungen mit der Weimarer Verfassung zu ziehen? Wie hat sich das Verhältnis der Bundesbürger zum Grundgesetz entwickelt, gibt es Veränderungen?

Das Jahresprogramm 2019/20 der Evangelischen Akademie Tutzing

  Jahresprogramm_2019.pdf herunterladen

Informationen zu "Die Anstalt" - Politische Satire im Schloss

https://www.ev-akademie-tutzing.de/veranstaltung/die-anstalt-politische-satire-im-schloss-2/

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1952
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