
Weiße und blaue Luftballons überall, festlich gedeckte Tische, ein durch die ganze Halle verlegter roter Teppich: Die diesjährige Abiturfeier des Tutzinger Gymnasiums war ein Fest, das es in sich hatte. Fast 500 Besucher feierten die 69 Abolventen. Sie gehörten zu den wenigen Privilegierten der Welt, die zwölf Jahre lang zur Schule gehen dürfen, sagte Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald zu ihnen.
Oberstudiendirektor Bruno Habersetzer war sichtlich angetan von den Leistungen: Der erzielte Notendurchschnitt von 2,23 sei der beste in seiner bisher fünfjährigen Amtszeit. Zweimal gab es die Traumnote 1,0, insgesamt haben 23 Abiturienten eine 1 vor dem Komma erreicht - ein bemerkenswert hoher Anteil der insgesamt 69 Abiturienten, die bestanden haben. „Eine große Breite in der Spitze“, kommentierte der Schulleiter. Vier Schüler haben das Abitur in Tutzing diesmal nicht geschafft.
"Nun öffnen sich die Pforten des Kerkers"

Die Atmosphäre bei der gelungenen und mit großem Aufwand organisierten Feier in der Dreifachturnhalle belegte gleichzeitig, dass bei allem Ernst des Lernens weder persönliche Aspekte noch das Lachen zu kurz kommen müssen. Die Schüler und die Lehrer begegneten sich mit großer Herzlichkeit, viele von ihnen umarmten sich, und so manche Anekdote aus der gemeinsamen Zeit wurde zum Besten gegeben.
Witzig war R. Kellys Hit „I believe I can fly“ zum diesjährigen Motto umfunktioniert worden („Abi leave I can fly“). Claus Piesch, der Vorsitzende des Fördervereins „Freunde des Gymnasiums Tutzing“, erscheint bereits seit Jahren immer passend zum Abi-Motto angezogen, und diesmal schien er in einem himmelblauen Anzug mit weißen Wolken förmlich auf die Bühne zu fliegen.
Schmunzelnd erzählte Schulleiter Habersetzer von seinen Erlebnissen beim Abistreich: Da hatten ihn seine Schüler als „Haustyrann“ gefesselt. Bei der Feier spielte er gut gelaunt mit und rief den Absolventen zu: „Nun öffnen sich die Pforten des Kerkers.“
Dass dies auch ein Schutzraum sein kann, war allerdings auch ein Thema bei der Feier. „Ihr verlasst die behütete Welt“, rief die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Marion Zistl den Abiturienten zu, und sie empfahl ihnen: „Verwirklicht eure Träume, gestaltet, aber mit Herz und Verstand.“ Nach 14 Jahren in diesem Gremium scheidet Marion Zistl nun aus.
Sechs Kinder einer Starnberger Familie zusammen 25 Jahre in diesem Gymnasium

Wohin der Weg die Absolventen führen wird, darüber wurde eifrig spekuliert. „Vielleicht bietet man euch einen hochdotierten Vertrag im Ausland an“, meinte Oberstufen-Koordinatorin Birgit Hollerbach, während Vizelandrat Tim Weidner die lokale Komponente ins Spiel brachte: „Im Landkreis Starnberg gibt es viele Chancen, auf denen man eine gute und sichere Zukunft aufbauen kann.“ Wie die besondere Atmosphäre des Tutzinger Gymnasiums auch Menschen begeistert, die nicht in Tutzing wohnen, hat die Starnberger Familie Carr bewiesen: Sie hat ihre sechs Kinder auf diese Schule geschickt. 25 Jahre lang war immer jemand aus dieser Familie auf dem Tutzinger Gymnasium. Nun ist diese Ära beendet: Ihr Jüngster hat das Abitur bestanden.
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