
Die Traubinger Grundschule ist ein Phänomen. Von ihren 80 Schülern sind fast die Hälfte Gastschüler aus etlichen anderen Gemeinden, so aus Bernried, Pöcking und sogar aus Starnberg. Nicht wenige fahren auch täglich aus Tutzing hinauf nach Traubing. Zurzeit gibt es wieder so viele Anträge für Gastschüler, dass Ablehnungen erforderlich sind, sagt Schulleiterin Michaela Walch bedauernd. Woran die Attraktivität dieser Schule liegt? Darüber wurde am Donnerstag während der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Neubaus viel gesprochen, in den offiziellen Reden und mehr noch anschließend in den liebevoll geschmückten Klassenzimmern bei gutem Essen.
Anlass waren auch das 40-jährige Bestehen des Kindergartens und das 50-jährige Bestehen des Kindergarten-Fördervereins. „Es ist immer wieder schön, die einmalige Atmosphäre dieser Schule zu spüren“, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Mit ihr waren etliche Gemeinderäte und Mitarbeiter der Rathausverwaltung zu der Feier gekommen, ebenso wie viele Eltern und Großeltern, ehemalige Lehrer, die Kinder sowieso.

"Das kleine Klima prägt die Liebe zur Heimat"

Tutzings Altbürgermeister Peter Lederer formulierte es am Rande der Jubiläumsfeier so: „Das kleine Klima prägt die Liebe zur Heimat.“ Sein Enkel Leopold Falkner, der bald neun wird, geht in Traubing zur Schule, obwohl die Familie in Tutzing wohnt. Lederers heute 34 Jahre alter Sohn Florian war in Traubing im Kindergarten. Peter Lederer erinnert sich noch an eine Szene, als er mit Florian, der damals 15 Jahre alt war, an der Schule vorbeifuhr: „Das ist das Haus, in dem ich die schönste Zeit meines Lebens verbracht habe“, schwärmte Florian. Heute ist er bei der Schwarzwald Milch AG in Freiburg (Breisgau) persönlicher Referent des Geschäftsführers.
Ein tiefes Gemeinschaftsgefühl war während der ganzen Feier zu spüren. Das Zimmer der zweiten Klasse, in dem mit viel Unterstützung von Eltern und Förderverein ein reichhaltiges Büffet aufgebaut worden war, wurde zu einem zentralen Treffpunkt und quasi zum Casino. „Ich habe noch nie soviel leckeres Essen gesehen“, schwärmte Schulleiterin Walch. Anerkennend äußerte sie sich darüber, dass die Vorfahren „die richtigen Weichen“ gestellt hätten. Politiker und Ehrenamtliche hätten sich immer wieder dafür engagiert, dass die Schule erhalten bleibe. Immer wieder wurde von der heimeligen Atmosphäre dieser kleinen Schule geschwärmt und von den engagierten Lehrern, die zu ihren Kindern ein besonderes Verhältnis hätten. Von einer geradezu familiären Atmosphäre war die Rede.
Erinnerungen an schwierige Zeiten

Als letzter Zeitzeuge des früheren Traubinger Gemeinderats war Peter Zapletal bei der Feier dabei. Er war zwölf Jahre Gemeinderat, bis zum Anschluss von Traubing an die Gemeinde Tutzing 1978. Und nicht nur das: Zapletal war auch der Architekt des Schulneubaus von 1967. Der „Vater der Schule“, wie er mehrmals an diesem Tag genannt wurde, wusste in einer kleinen Ansprache bei der Feier davon zu berichten, dass seinerzeit keineswegs alles so glatt gelaufen ist.
Auch zahlreiche alte Zeitungsartikel, die an einer Wand aufgehängt waren, erinnerten an schwierige Phasen. „In Traubing steht das halbe neue Schulhaus leer“, lautete zum Beispiel 1969 eine Überschrift. In dem Artikel wurde beschrieben, dass die Hauptschüler wegen einer Volksschulreform nach Pöcking und später nach Tutzing mussten. Zehn Jahre später war zu lesen: „Traubinger kämpfen für ihre Schule.“ Als seinerzeit durch den Neubau von vier Klassen in der alten Schule 1967 ein Raum frei geworden war, erzählte Zapletal, tauchte bei den Traubinger Eltern der Wunsch auf, dort einen Kindergarten einzurichten. Eine Mehrheit des damaligen Traubinger Gemeinderats sei allerdings der Meinung gewesen, dass erst die Traubinger Straßen ausgebaut werden müssten. Große Enttäuschung sei die Folge gewesen.
Als am Sinn von Kindergärten noch gezweifelt wurde
Der Feldafinger Pfarrer Leander Mikschl erinnerte zudem an viele Diskussionen in der Anfangszeit darüber, ob ein Kindergarten überhaupt benötigt werde oder ob die Kleinen nicht doch zu ihren Eltern gehörten - gerade im ländlichen Raum. „Heute steht es nicht mehr in Frage“, sagte er, „dass es einen Kindergarten geben darf.“
Der Kindergarten-Förderverein sei vor 50 Jahren gegründet worden, um Druck zu machen, sagte Zapletal. Gleich drei Träger seien damals gefunden worden: Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Paritätischen Wohlfahrtsverband. Aber dennoch habe sich der Gemeinderat nicht umstimmen lassen. Der Traubinger Kindergarten sei jedoch durch diese Aktivitäten auf der Förderliste ganz weit nach oben gekommen. „So konnte die Gemeinde Tutzing nach der Eingemeindung 1978 den Kindergarten rasch einrichten.“
Schulleiterin Walch: "Die Gemeinde behandelt uns gut"

Heute scheinen das alles nur noch Schatten der Vergangenheit zu sein. „Hier fühl ich mich wohl“, steht an der Tür zum Kindergarten. 40 Kinder besuchen den Kindergarten in zwei Gruppen.
Den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft wünschte Zapletal die richtigen Weichenstellungen, dass die Kinder, die in 50 Jahren in Traubing leben, ebenfalls eine glückliche Kindheit und Jugend genießen könnten. Vor ein paar Jahren ist alles für eine Million Euro renoviert worden, auf Antrag von CSU-Gemeinderat Thomas Parstorfer, wie er erzählte.
Schulleiterin Walch wirkt zurzeit sehr zufrieden. „Die Gemeinde behandelt uns gut“, sagte sie am Rande der Feier. Wichtige Anschaffungen würden immer bezahlt.
Manche Wünsche gibt es natürlich dennnoch. „Auf unserer Wunschliste stehen Tafeln“, sagte sie im offiziellen Teil witzelnd und wohl auch ein wenig ernst: „Sie sind nicht mehr aus Schiefer und ein bisschen elektronisch - sie heißen jetzt ‚iPad’.“
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