Von Lorenz Goslich

"Die Jugend ist nicht unpolitisch"

Die Evangelische Akademie Tutzing setzt verstärkt auf die Jugend. Die für ein „Junges Forum“ zuständige Studienleiterin Julia Wunderlich will „jungen Menschen eine Stimme geben“. Eine Grundfrage gilt bereits als beantwortet: Unpolitisch ist die Jugend nicht.

Wichtige Themen sind für die studierte Diplom-Psychologin unter anderem die politische Mitgestaltung der Demokratie durch junge Menschen, Bildungsgerechtigkeit und Diskriminierungen im Bildungssystem sowie der interreligiöse Diskurs. Das sagte Julia Wunderlich bei einem festlichen Gottesdienst, mit dem sie offiziell in ihr Amt eingeführt wurde. Die 32-Jährige hat ihre Tätigkeit in der Akademie zwar bereits im April 2016 aufgenommen, doch dazwischen lag eine Elternzeit.

In der Akademie gibt es ein '"Social Media Team"

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Julia Wunderlich und Akademiedirektor Udo Hahn © Evangelische Akademie

Bei einer Podiumsdiskussion an einem Tag der offenen Tür in der Akademie am 3. Oktober hatte Julia Wunderlich Behauptungen widersprochen, dass die Jugend „Desinteresse an der Welt“ habe. Nach ihrer Auffassung mangelt es aber an Formaten, bei denen junge Leute zu Wort kommen können.

In einer Workshop-Tagung der Akademie im September war bereits die These aufgegriffen worden, die Jugend gelte als unpolitisch, während die Gesellschaft insgesamt gespalten und politisch aufgeladen scheine wie schon lange nicht mehr. Neuere Erhebungen belegten jedoch , dass die junge Generation politisch denke und handele: „Entgegen stets wiederkehrender Vorurteile positionieren sich Jugendliche und junge Erwachsene - wenn auch oft in neuen Kanälen und eigener Sprache.“ Sie diskutierten eher im Netz, in sozialen Medien und mit vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten. In der Evangelischen Akademie gibt es sogar ein eigenes „Social Media-Team“, dem Julia Wunderlich angehört.

Schüler des Gymnasiums Tutzing bereiten Veranstaltung mit vor

Auf die Frage, inwieweit jüngere Menschen überhaupt für solche Aktivitäten zu gewinnen sind, erwiderte sie, dies sei vom Thema abhängig. Recht gut laufen nach ihren Worten Kooperationen mit Schulen. Als positives Beispiel erwähnte sie eine „Schülerakademie“ der Evangelischen Akademie. In diesem Rahmen hat im Oktober eine Diskussion mit Schülern zum Thema Nachhaltigkeit stattgefunden, die Schüler des Gymnasiums Tutzing mit vorbereitet haben. „Manchmal melden sich vier Klassen auf einmal an“, sagte sie.

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Plädoyer: "Die Jugend nicht zu sehr überfrachten"

Bei der Podiumsdiskussion hat Julia Wunderlich aber auch dafür plädiert, die Jugend nicht zu sehr zu „überfrachten“. Dabei verwies sie auf hohe Ansprüche, die an die jungen Leute gestellt würden, so in der Schule. Sie müssten auch mal die Möglichkeit haben, „in Ruhe durch den Park zu laufen“ und sich zu erholen.

Warnung: Die verschiedenen Altersgruppen nicht gegeneinander ausspielen

Das „Junge Forum“ der Akademie stellt Angebote für die Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen zur Verfügung. Oberkirchenrat Detlev Bierbaum, Leiter der Abteilung Gesellschaftsbezogene Dienste im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, betonte in seinem Grußwort den gesellschaftlichen Auftrag der Akademie, sich auch an junge Menschen zu wenden. Gleichzeitig warnte er davor, die verschiedenen Altersgruppen gegeneinander auszuspielen. Der gesellschaftliche Auftrag der Kirche gelte allen Altersgruppen.

Hanna Lorenzen, stellvertretende Generalsekretärin der Evangelischen Akademien in Deutschland und Bundestutorin für politische Jugendbildung, hob hervor, dass es in diesem Bereich der Bildungsarbeit nicht nur darum gehe, lediglich die Spielregeln der Demokratie zu vermitteln, sondern auch zu ermutigen, sich aktiv einzubringen, zu gestalten und zu verändern.

Vor ihrem Wechsel an die Evangelische Akademie Tutzing hat Julia Wunderlich als pädagogische Projektreferentin in der Landesgeschäftsstelle des Jugendverbands Bayerisches Jugendrotkreuz in einem Kooperationsprojekt gearbeitet.

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 149
Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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