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Traubinger Feuerwehr feiert Jubiläum

Viele Einheimische und Auswärtige gratulieren heute beim großen Fest zum 150-jährigen Bestehen

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Ein leuchtendes Beispiel für effektive Hilfe, Geselligkeit und Zusammenhalt: Die Freiwillige Feuerwehr gehört fest zu Traubing.

Was macht die Freiwillige Feuerwehr Traubing aus, die am heutigen Sonntag ihr 150-jähriges Bestehen feiert? „Es gibt viele Feuerwehren, wo es ordentlich knirscht - das ist hier gar nicht der Fall, darauf dürft ihr stolz sein.“ So hat es der Vorsitzende des Starnberger Kreisfeuerwehrverbands, Michael Polednik, bei einer der Jahresversammlungen in Traubing formuliert.

Angesichts vieler Probleme, die bei Feuerwehren rundherum für Aufsehen sorgen, liefern die Traubinger tatsächlich ein bemerkenswertes Beispiel für vorbildlichen Zusammenhalt im Dorf. Der Feuerwehrverein hat mit aktuell rund 260 Mitgliedern einen neuen Höchststand erreicht. Rechnerisch ist etwa jede fünfte Person, die in diesem Tutzinger Ortsteil wohnt, Mitglied bei der Feuerwehr. Traubing und Tutzing haben die mitgliederstärksten Feuerwehrvereine im Landkreis Starnberg. Welche dieser beiden Feuerwehren über mehr Mitglieder verfügt, das ist regelmäßig Kern eines amüsanten kleinen Wettstreits.

Entsprechend groß ist heute das Interesse an der Jubiläumsfeier. Schon früh um 9.45 Uhr sind die Vereine an der Pfarrrkirche Mariae Geburt eingetroffen. Beim Festgottesdienst am Vormittag wurden zwei neue Fahnenbänder gesegnet. Ein Festzug hat anschließend zum Feuerwehrhaus geführt. Im Festzelt fand die Begrüßung statt. Peter Scheifele, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, hielt die Festansprache. Für beste musikalische Umrahmung sorgt die Blaskapelle Traubing.

Von einer Organisation zur Brandbekämpfung zu einer Hilfsgemeinschaft in vielfältigen Lebenslagen

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Kommandant Dr. Franz Matheis (links) und der Vorsitzende Peter Scheifele stehen seit langer Zeit für Kontinuität bei der Freiwilligen Feuerwehr Traubing

Kontinuität ist eines der wesentlichen Merkmale der Traubinger Feuerwehr. Bereits seit 1991 ist Dr. Franz Matheis ihr Kommandant. Der Tierarzt ist auch dritter Bürgermeister von Tutzing und einer der dienstältesten Feuerwehrkommandanten im Landkreis Starnberg.

Scheifele steht ebenfalls schon lange an der Vereinsspitze. Von ihm stammt eine „Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Traubing - Ein Stück Dorfgeschichte im Spiegel der Zeiten“ - eine Darstellung der Feuerwehr- und der Ortsgeschichte, die ihresgleichen sucht, wie der bayerische Landesfeuerwehrverband einmal beeindruckt erklärt hat. Einen Überblick über ihre Entwicklung hat die Traubinger Feuerwehr auf ihrer Webseite veröffentlicht: https://www.feuerwehr-traubing.de/ffw-traubing-geschichte.html

Peter Scheifele hat schon viele historische Schmankerl ausgegraben – aus Traubing und weit darüber hinaus. Bei einer Versammlung gab er einmal dieses Zitat aus der Lübecker Brandordnung von 1678 in Hinblick auf Schaulustige zum Besten: „Den Frauenspersonen, welche sich an der Brandstelle sehen lassen, soll das Oberkleid ohne Unterschied abgenommen und sie also mit Schimpf ab- und hinweggewiesen werden.“

Heute Nachmittag wird in Traubing ausgiebig gefeiert. Neben der einheimischen Bevölkerung sind auch viele von auswärts gekommen, so Mitglieder der Nachbarfeuerwehren. Der Lindemoosweg zwischen Einfahrt Parkplatz westlich des Feuerwehrhauses Traubing (Lindemossweg 5) und Höhe Hausnummer 18 ist noch bis heute Abend um 20 Uhr für den Verkehr vollgesperrt.

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Enge Verbindungen zu den Kameraden in Tutzing

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Engagierte Beteiligung und gute Zusammenarbeit: Die Feuerwehren von Traubing und Tutzing sind die mitgliederstärksten Feuerwehren im Landkreis Starnberg - hier bei einer Übung in der mittlerweile abgebrochenen Anlage des Verbands Wohnen im Schönmoos © Fotos: L.G. / UWG

Die Chronik der Traubinger Feuerwehr erinnert auch daran, wie hilflos man früher der Feuersgefahr ausgeliefert war. 1822 gab es ein Feuer in der Pfarrkirche Mariae Geburt, 1861 und 1863 brannten mehrere nebeneinander stehende Anwesen in Traubing nieder. Selbst kleine Brände wuchsen sich zu verheerenden Feuersbrünsten aus, wie berichtet wird. Für die Brandbekämpfung sei man damals zu schlecht organisiert und ungenügend ausgerüstet gewesen. An Einsatzkräften mangelte es, es wurde zu spät alarmiert, man sei den Anforderungen nicht gewachsen gewesen. Auch eine „Pflichtfeuerwehr“, die mit einer distriktspolizeilichen Feuerlöschordnung vorgeschrieben wurde, brachte keinen ausreichenden Brandschutz. Diese Erkenntnisse führten zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Traubing am 12. Januar 1874 mit zunächst zehn Mitgliedern. Es war die 13. Gründung einer Feuerwehr im Bezirk München, links der Isar. Den Landkreis Starnberg gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Seit ihrer Gründung hat sich die Freiwillige Feuerwehr Traubing von einer Organisation zur Brandbekämpfung zu einer Gemeinschaft zur Hilfeleistung in vielfältigen, bedrohlichen Lebenslagen und Notfällen gewandelt. Freiwillig stellen sich ihre Mitglieder der Aufgabe, gemeinsam und effektiv dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Geselligkeit und Vereinsleben hatten von vornherein große Bedeutung. Unternehmungen gehören genauso zum Vereinsleben wie die Organisation von Vereinsfesten und die rege Beteiligung am Dorfleben. Eng, vertrauensvoll und oft sehr persönlich geprägt sind auch die Verbindungen zu den Kameraden der Nachbarfeuerwehren, so der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing. Ebenso betrachtet der Verein die Archivierung feuerwehrgeschichtlicher Gegenstände und die Wahrung der Vereinstraditionen als seine Aufgabe. Im Jahr 2003 hat er beispielsweise eine historische Schubleiter erhalten, die sich zuvor lange in Privatbesitz befand. Die Gemeinde Tutzing hat der Traubinger Feuerwehr das alte „Requisitenlokal“ an der Starnberger Straße dauerhaft zur Verfügung gestellt, und die Feuerwehr betrachtet es als ihre Verpflichtung, die ältesten Zeugnisse ihres Vereines nach historischem Vorbild zu erhalten.

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