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Tutzinger Feuerwehrhaus unter der Lupe

Großflächiger Umbau nötig - oder Verlagerung auf den „Hartplatz“ beim Würmseestadion

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Im Mittelpunkt von Tutzing steht das Feuerhaus. Ob es bei diesem Standort bleiben kann, wird zurzeit geprüft. © L.G.

Seit 1937 befindet sich das Feuerhaus an einer zentralen Stelle von Tutzing. Die Oskar-Schüler-Straße gilt als optimaler Standort: Von dort aus können die Feuerwehrleute die meisten Einsatzstellen in dieser Gemeinde in der Regel schnell erreichen, und auch sie selbst sind von ihren Wohnungen meist in kurzer Zeit im Feuerwehrhaus. Aus diesen Gründen würden die Verantwortlichen der Feuerwehr und der Gemeinde gern auch in Zukunft an diesem Standort festhalten. Dennoch ist nicht endgültig geklärt, ob es bei ihm bleiben wird. Denn umfangreiche Neugestaltungen und Umbauarbeiten werden erforderlich sein, weil das Feuerwehrhaus den heutigen Anforderungen in vielerlei Hinsicht nicht mehr gerecht wird.

Das ist bei der Erarbeitung eines so genannten Feuerwehrbedarfsplans herausgekommen. Erstellt hat ihn die „Forschungs- und Planungsgesellschaft für Rettungswesen, Brand- und Katastrophenschutz mbH“ (Forplan) in Bonn. Der Projektbearbeiter, Diplomgeograph Stefan Mertens, hat im Gemeinderat klipp und klar erklärt, dass ein „großflächiger Umbau“ notwendig sein wird. Er erwähnte eine ganze Reihe von Aufgaben: Stellplätze, Umkleiden, Werkstätten, Schulungs- und Sozialräume, Stabsraum für Großschadenslagen, „Schwarz-Weiß-Trennung“ von Einsatz- und Privatkleidung.

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Der Hartplatz befindet sich oberhalb des Würmseestadions. Früher gab es einmal Pläne für einen Kunstrasenplatz an dieser Stelle, doch daraus ist nichts geworden. Die Fläche dient dem sportlichen Trainingsbetrieb. Am Rand sind einige Fahrzeuge abgestellt. © L.G.

Zurzeit ist eine so genannte Machbarkeitsstudie in Arbeit. Ein Architekt nimmt dabei alles genau unter die Lupe. Nach Angaben von Bürgermeisterin Marlene Greinwald wird geprüft, ob im alten Feuerwehrhaus untergebracht werden kann, was erforderlich ist. Doch ob das gelingt, ist offen. Aber für alle Fälle gibt es eine Alternatividee: Das Feuerwehrhaus könnte an einem anderen Standort neu gebaut werden. Eine Fläche hierfür steht bereits zur Debatte: der Hartplatz beim Würmseestadion. Auch die Prüfung dieser Standortverlegung ist Bestandteil der Machbarkeitsstudie.

Ein Standort beim Würmseestadion wäre allerdings nicht so zentral wie die Oskar-Schüler-Straße. Die Anfahrtwege von dort aus zu Einsatzorten wären teils länger als bisher, sagte Mertens, so dass die bisher als hoch eingeschätzte Leistungsfähigkeit der Tutzinger Feuerwehr reduziert würde.

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Im Fuhrpark der Feuerwehr stehen in den nächsten Jahren mehrere Ersatzbeschaffungen bevor. Typenbezeichnungen: DLK / DLAK: Drehleiter (DLAK nach neuer Norm, DLK nach alter Norm), KdoW: Kommandowagen, GA-ÖA: Geräteanhänger Ölabscheider, GW-G: Gerätewagen Gefahrgut, GW-L: Gerätewagen Logistik, GE-L2: Gerätewagen Logistik mit Wasserversorgungsmodul, HLF: Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, LF: Löschgruppenfahrzeug, MTW: Mannschaftstransportwagen MZA: Mehrzweckanhänger, MZB: Mehrzweckboot MZF: Mehrzweckfahrzeug, RW: Rüstwagen, TSA: Tragkraftspritzenanhänger, TSF-L: Tragkraftspritzenfahrzeug Logistik © Forplan - Feuerwehrbedarfsplan Gemeinde Tutzing

Viel zu tun sein wird laut Mertens auch bei den Feuerwehrfahrzeugen. Aus Altersgründen werden für relativ viele von ihnen nach seinen Worten in den nächsten fünf Jahren Ersatzbeschaffungen notwendig sein. Wegen etlicher älterer Fahrzeuge gebe es „einen gewissen Nachholbedarf“. Die Kosten nannte Mertens auf Frage von Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU) mit rund zwei Millionen Euro. Der größte Posten sei eine Drehleiter, die 800 000 bis 900 000 Euro koste.

Dr. Ernst Lindl (CSU) erkundigte sich nach Möglichkeiten einer späteren Neubeschaffung im Fall noch gut erhaltener älterer Fahrzeuge. Dazu verwies Mertens auf jährliche Überprüfungen und immer höhere Sicherheitsanforderungen für die Einsatzkräfte. Man gehe bei Großfahrzeugen von 20 bis 25 Jahren Haltbarkeit aus. Nach 20 Jahren würden die Reparaturen erfahrungsgemäß teurer. Bei einer Drehleiter sei alle zehn Jahre eine Generalüberholung fällig, die 10 000 bis 30 000 Euro kosten könne. Der Gemeinderat handele sehr verantwortungsvoll, sagte Bürgermeisterin Greinwald: „Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen.“

Die technische Ausstattung der Tutzinger Feuerwehren sei auf einem guten Niveau, sagte Mertens. In Unterzeismering und Kampberg sieht er Bedarf für zusätzliche Sirenen-Standorte mit dem Ziel eines Schallkonzepts zur Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall. In Diemendorf sei eine ansteuerbare Sirene sinnvoll. Weiter empfahl Mertens die Vorhaltung von zusätzlichen explosionsgeschützten Funkgeräten.

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Viele Menschen sorgen mit großem ehrenamtlichen Engagement für eine hohe Leistungsfähigkeit der Feuerwehr © Forplan - Feuerwehrbedarfsplan Gemeinde Tutzing

Positiv beurteilte Mertens die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte. In Tutzing und Traubing sei die Leistungsfähigkeit hoch, werktags „angemessen“, zu anderen Zeiten sehr gut. Probleme gebe es jedoch außerhalb der Ortschaften Tutzing und Traubing, so in Ortsteilen wie Diemendorf oder Monatshausen. Bei den dortigen Löschgruppen sei die personelle Leistungsfähigkeit gering, sie dienten der Unterstützung und der Einleitung von Erstmaßnahmen.

Um weitere ehrenamtliche Einsatzkräfte zu gewinnen, empfiehlt Mertens unter anderem, kommunale Mitarbeiter von einer Teilnahme am Einsatzdienst zu überzeugen. Er riet auch zu einer engen Zusammenarbeit mit lokalen Arbeitgebern - „bereits ab der Jugendfeuerwehr“, fügte er hinzu. Dabei erwähnte er mögliche Fördermaßnahmen für ehrenamtliche Einsatzkräfte und für Kameradschaftspflege. Wichtig sei auch, für die betreffenden Personen Wohnraum zu vermitteln und bereitzustellen. „Wir können froh sein, dass noch viele Ehrenamtler bei der Feuerwehr ihre Arbeit verrichten“, sagte Claus Piesch (Freie Wähler). Bürgermeisterin Greinwald dankte ihnen allen für ihren großen Einsatz.

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Zurzeit kann die Feuerwehr die meisten Einsatzorte in Tutzing relativ schnell erreichen © Forplan - Feuerwehrbedarfsplan Gemeinde Tutzing
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Wie schnell die Feuerwehrleute am Ort des jeweiligen Geschehens sind, hat die Gesellschaft Forplan exakt berechnet © Forplan - Feuerwehrbedarfsplan Gemeinde Tutzing
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