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Ein Zaun versperrt Kabinen des Nordbads

Gemeinde zieht Konsequenzen aus Gerichtsurteil ums "Vielreicher-Grundstück"

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Der Zaun sperrt etliche Badekabinen ab © L.G.

Ein Teil des Tutzinger Nordbads ist neuerdings mit einem Zaun abgeriegelt. Er versperrt den Zugang zu einem kleinen Teil des Geländes, auf dem sich Kabinen befinden. Es handelt sich um das „Vielreicher-Grundstück“, das es in Tutzing vor Jahren zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hat.

Die Gemeinde als Eigentümer des Nordbads hatte im Jahr 2013 herausgefunden, dass das betreffende Eck des seit langer Zeit öffentlich genutzten Badegeländes gar nicht ihr gehörte, sondern sich in Privatbesitz befand. Sie hatte aber das gesamte Areal einschließlich dieses privaten, 134 Quadratmeter umfassenden Teils über lange Zeit verpachtet. Der damalige Bürgermeister Dr. Stephan Wanner verhandelte daraufhin mit der Eigentümerin, Theresia Vielreicher in Cham - und es gelang ihm, ihr den kleinen Teil des Nordbad-Areals für eine geringe Summe abzukaufen. Als er dies öffentlich bekanntgab, war dies allerdings nicht etwa Auslöser für Lob wegen einer geschickten Verhandlungstaktik im Sinn der Gemeinde, sondern der Start für kritische Diskussionen: Es wirke so, als habe die Gemeinde eine alte Dame über den Tisch gezogen. Dass der Gemeinderat Wanner zuvor mit den Kaufverhandlungen beauftragt hatte, rückte dabei in den Hintergrund.

Schon kurz darauf widerrief die damals 92 Jahre alte Eigentümerin ihre Zustimmung zum Kauf, und die Gemeinde trat bald darauf von diesem zurück. Inzwischen ist Theresia Vielreicher verstorben. Ihre Erben haben das kleine Tutzinger Grundstück verkauft. Ob das rechtens war, darüber liefen langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen. Denn die Gemeinde war über lange Zeit als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen. Das Landgericht München II entschied schließlich, dass der Verkauf tatsächlich rechtmäßig war.

Zusammenhänge mit dem Nachbarschaftsstreit wegen Lärms

Dieses Urteil wurde der Gemeinde Ende vorigen Jahres zugestellt. Sie hat daraufhin sicherheitshalber den Zaun aufstellen lassen, damit dieser Teil des Nordbad-Geländes nicht mehr betreten werden kann - schon aus Haftungsgründen. Genau auf diesem Grundstücksteil befinden sich Kabinen des Nordbads. Deren Mietern haben die Pächter des Badegeländes wegen der Entwicklung schon im vorigen Jahr gekündigt.

Was nun aus dem kleinen Nordbad-Eck wird, ist vorerst offen. Etwas delikat an der ganzen Entwicklung wirkt nämlich ein Detail: Der Käufer des Grundstücksteils soll einer der Nordbad-Nachbarn sein, die gegen dessen Betrieb seit Jahren wegen angeblich von dem Badegelände ausgehenden Lärms zu nächtlicher Zeit vorgegangen sind. Das hat beim Nordbad zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten und bei Veranstaltungen geführt. So müssen Gäste seit längerer Zeit um 22 Uhr ihre Plätze verlassen. Im Zuge des schon seit Jahren währenden Nachbarschaftsstreits war das Grundstücksproblem vor Jahren überhaupt erst ans Tageslicht gekommen. Wegen der Auseinandersetzungen hatte Wanner den Pachtvertrag und die Eigentumsverhältnisse unter die Lupe genommen, die Hintergründe ermitteln lassen und dann selbst die Eigentümerin gesucht. Sie hatte das Grundstück vom früheren Pfarrer von Cham, geerbt, dessen Haushälterin und Köchin sie lange war. Von der Tutzinger Angelegenheit hatte sie bis dahin nichts gewusst.

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Kommentare

Ein Schildbürger-Streich nach dem anderen - was kommt als nächstes ? Eine Luftbrücke für die Kabinen-Nutzer ?
In Tutzing folgt offenbar eine Posse auf die Andere. (Streit um den Bürgersteig Oskar-Schüler-Straße)
Vielleicht folgte die Gemeindeverwaltung mit der Errichtung des Zaunes im Nordbad ja auch einem Ratschlag der Gemeindeverwaltung von Schilda!?
Oder ist es einfach Teil des Unvermögens das die Welt regiert?
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