
Sechs Bäume im unteren Bereich der Greinwaldstraße sind heute gefällt worden. Die aktuellen Baumfällungen in Tutzing erhitzen die Gemüter. Einheimische haben sich in Kommentaren oder persönlich bei vorOrt.news geäußert. Ulrike Garrelt, die seit 54 Jahren in Tutzing wohnt, forderte kurz vor der Fällung: „Die Bäume müssen bleiben.“ In Tutzing werde es immer hässlicher, fügte sie hinzu. Dabei verwies sie unter anderem auf Baumfällungen und -beschneidungen an anderen Stellen, so neben der Kreissparkasse, aber auch auf schon vor langer Zeit vorgenommene Maßnahmen wie den Ausbau der Traubinger Straße mit der Bahnuntrerführung oder die Entfernung des Bahnübergangs an der Waldschmidtstraße.
In Kommentaren auf vorOrt.news wird ebenfalls eine Zerstörung des Ortsbildes und mangelnde Begrünung in der Ortsmitte beklagt. Sechs Bäume müssen weichen Auch Baumfällungen auf Privatgrundstücken sind zurzeit zu beobachten. Das hängt damit zusammen, dass dies nach dem Bundesnaturschutzgesetz nur von Oktober bis einschließlich Februar erlaubt ist.
Im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats wurde diese Thematik am Dienstag ebenfalls aufgegriffen. „Ich will eine Lanze für die Bäume brechen“, sagte Caroline Krug (ÖDP). Vielleicht könne es einen Kompromiss geben, dass wenigstens ein oder zwei der Bäume stehen bleiben könnten. Von anderen Ausschussmitgliedern kam keine Kritik an den Fällmaßnahmen.
Bürgermeister Ludwig Horn nahm im Ausschuss zu den Aktionen eigens Stellung. „Es ist sehr schade“, sagte er zu den Fällungen. Auch Anwohner hätten sich „nicht sehr erfreut“ darüber geäußert. Wegen ihrer Lage direkt im Straßenbereich wären die Büume in der Greinwaldstraße nicht mehr lebensfähig gewesen, sagte Horn. Wegen intensiver Tiefbaumaßnahmen hätte das Wurzelwerk der Bäume nach Auskunft der Ingenieure insgesamt durchtrennt werden müssen.


Japanische Zierkirsche statt Spitzahorn und Mehlbeere

Bestätigt haben diese Einschätzung nach Horns Worten eine Grünplanerin des Verkehrsplanungsbüros Neudert, die für die Gemeinde tätige Landschaftpflegerin, der Baumpfleger im Tutzinger Bauhof sowie eine Landschaftsarchitektin, die kurzfristig zusätzlich hinzugezogen worden sei. Auch eine Umpflanzung hätten die Bäume nach Angaben der Fachleute nicht überlebt. Ihr Allgemeinzustand sei wegen einer unzureichenden Beleuchtung nicht sehr gut gewesen, sie seien auch etwas zu groß für die umgebende Bebauung gewesen.
Es handelte sich um Spitzahorn und Mehlbeere - „etwas ungeschickt ausgewählte Baumarten", sagte Claus Piesch (Freie Wähler): „Es wäre verschwendetes Geld, wenn man sie ausgraben würde.“ Besser sei es, das Geld in eine ordentliche Auswahl neuer Bäume zu stecken. Dabei müsse rundherum auch ausreichend Platz für ihre Bewässerung sein.
Gemeinderat "Lobby für die Bäume"

Nach Beendigung der Straßenarbeiten sollen laut Horn andere, nicht mehr so große Bäume nachgepflanzt werden, die sogar einen gewissen Allee-Charakter ermöglichen sollen. Empfohlen worden sei vor allem die als robust geltende japanische Zierkirsche. Horn kündigte nochmals die Pflanzung weiterer Bäume im Ort als langfristige Strategie an. Allein im Bereich der Grund- und Mittelschule seien 26 neue Bäume vorgesehen. „Wenn wir die Bäume ordentlich planen, werden sie über längere Zeit Bestand haben“, sagte er.
In einem Kommentar auf vorOrt.news wird eine „stetige Abholzung zugunsten anderer Zwecke“ kritisiert. Bürgermeister Horn nahm dagegen den Gemeinderat in Schutz: Seine Mitglieder hätten sich in der Vergangenheit immer als Lobby für die Bäume verstanden. Zu Zweifeln am dauerhaften Bestand von Bäumen in Kübeln, die mangels anderer Möglichkeiten an manchen Stellen der Hauptstraße vorgesehen sind, sagte Horn: „Auch Bäume in Kübeln können Langlebigkeit haben.“
Caroline Krug wies im Ausschuss darauf hin, dass ein neuer Baum mindestens zehn Jahre brauche, bis er Schatten spende. Horn sagte dazu, die alten Bäume hätten etwa 40 Jahre für ihre Entwicklung benötigt.
Die Kosten eines neuen Baums bezifferte Horn mit 1500 bis 3000 Euro. Man werde nicht mit „dünnen Zahnstochern“ anfangen, versicherte er: „Wir haben die Möglichkeit, ordentliche Bäume zu setzen.“ Einen Baum zu versetzen, werde mindestens 3500 Euro kosten.
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Kommentare
Da hier immer wieder Erläuterungen von Mitgliedern des Gemeinderats "zerlegt" werden, wundert es mich auch nicht, dass diese sich hier eher zurückhalten.
Ganz nebenbei wohnen auch wir seit inzwischen einem Jahr in der Greinwaldstraße.
Dadurch ist mir die Verkehrssituation mit allen Änderungen und Widrigkeiten sehr wohl bekannt.
Von den anstehenden Fällungen wurden auch wir durch die Zusendung der Sitzungsunterlagen mit einer Woche Vorlauf informiert. Dazu berät man sich im Vorfeld, erkundigt sich nach Bedarf und macht sich ein Bild vor Ort, sofern noch weiter erforderlich.
Wir haben vom ADFC vor einiger Zeit die Einbahnstraßen beradelt und uns auch mehrfach mit dem Straßenplaner ausgetauscht. Auch dabei haben wir Notwendigkeiten und Wünsche für die Straßen und Einmündungen beraten und öffentlich kommuniziert. Ergebnisse der Aktionen des ADFC finden Sie in diesem Forum reichlich - einfach durchsuchen.
Tatsache ist im Augenblick, dass die betroffenen Anwohner nur durch Ankündigungen und Kommentare von der Notwendigkeit der Maßnahme informiert werden. Dies ist aus Sicht der Betroffenen zu wenig, deshalb haben wir eine detaillierte Planung der wohl beabsichtigten Baumaßnahmen gefordert. Wenig hilfreich -in diesem Zusammenhang - war heute ein nebulöser Beitrag eines Mitglieds des Gemeinderats über die Thematik.: - wir Anwohner laden Sie gerne zu einer Ortsbesichtigung ein : die Anschrift ist : Greinwaldstr in Tutzing ( für Google ) !, leicht zu finden !
Deshalb (und wegen der Klimakatastrophe, die einen erheblichen Teil der Baumverluste zu verantworten hat) gibt es immer weniger Bäume. Bäume, die uns vor Hochwasser, Hitze und Sonneneinstrahlung schützen könnten.
Und wen trifft das? Uns, uns Menschen. Naturschutz ist nämlich letztlich Menschenschutz.
P. S.: Bundesweit betrachtet, übersteigen die Fällungen die Neupflanzungen aktuell um 12 bis 15 %. Langfristig (seit 2000) ergibt sich ein Nettoverlust von 8,4 Millionen Bäumen/Jahr.
In Zeiten der fortschreitenden Klimaerwärmung müssen wir immer stärker dafür arbeiten.
An dieser Stelle ist es jedoch nicht ohne Nachteile für die gesamte Umgebung und Verkehrssicherheit möglich.
Gerade für die Radfahrenden brauchen wir dort auch mehr Fläche.
Aber um den Verkehr ging es nur in zweiter Linie.
Die Bäume waren für den Bereich durch Größe und deren Wurzelausbildung ungeeignet. Gemäß Auskunft der Fachleute, die es im Interesse der Baumsicherung (nicht der Bauwerber) geprüft haben, ist ein Erhalt - auch bei Versetzung nicht zu garantieren. Zu groß wären die Schäden an den Wurzeln durch die Einschränkungen vor Ort. Es ist dort ja nicht so, dass die Bäume dort jeweils mit umfassendem Wurzelballen, einfach herausgehoben werden können.
Unbestritten ist, dass wir entlang der Straße mehrere Laubbäume brauchen und diese auch bekommen werden.
Wenn also ein Erhalt nicht möglich ist, müssen sie besser ersetzt werden. Dort kommen geeignete Ersatzpflanzungen in möglichst großem Wuchsstadium und mit entsprechendem Schutz hin. Ohne Schutzbügel würde sonst sicher "bis an die Bäume hin" geparkt werden. Mit den Bügeln und ohne Bodenversiegelung bleibt auch ausreichend Fläche für Wasserzufuhr - sei es durch Versickerung bei Regen oder im Falle von Trockenperioden mit Bewässerungshilfen.
- Installationskosten: deutlich fünfstellig
- Jährliche Unterhaltskosten: wohl vierstellig
Die Bäume hingegen? Sie sind bereits da, kühlen und befeuchten wartungsfrei und stellen keine Rechnung. Ihre Ersatzleistung durch Neupflanzungen? Frühestens in 15 Jahren, wenn überhaupt.
Es ist erstaunlich kurzfristig gedacht und gründet auf eine fragwürdige Ökonomik, bei diesen Bäumen ein paar tausend Euro zusätzlicher Baukosten einsparen zu wollen.
Besonders pikant: Eine Abkühlung um 1,5 Grad in tropischen Nächten (> 30 Grad Celsius) ist für Menschen über 70 Jahre nicht bloß eine Frage des Komforts, sondern hier geht es in einer Gemeinde mit vielen Senioren oft um Leben oder Tod.