
In der Tutzinger Wildtier-Auffangstation von Dr. Ninon Ballerstädt gab es noch nie einen so hohen prozentualen Anteil der Mauersegler am Gesamtaufkommen wie im Jahr 2024. Wie die Naturwissenschaftlerin in einem Jahresrückblick berichtet, sind 61 Mauersegler bei ihr angeliefert worden - fast die Hälfte aller Tiere, um die sie sich gekümmert hat. Ansonsten waren es zwei Reptilien (Blindschleichen), eine Waldmaus und 58 Singvögel - insgesamt 22 verschiedene Tierarten (siehe Jahresrückblick pdf unten auf dieser Seite). Im Jahr 2020 waren es 63 Mauersegler gewesen, aber die Zahl der wieder freigelassenen Segler übertraf sogar jenes Jahr. Damals verstarben sieben Tiere oder mussten am Ende eingeschläfert werden, 2024 waren es nur vier.
Die meisten angelieferten Mauersegler waren aus den Nestern abgestürzt. Andere Vögel waren beim Anflug kollidiert, einige waren Opfer von Katzen oder Hunden geworden. Ninon Ballerstädt versorgt die Tiere ehrenamtlich mit erheblichem Aufwand. Über die Finanzierung der „Patienten-Versorgung“ äußert sie sich positiv. Nur noch 11 Prozent der Ausgaben habe sie mit ihrer Station selbst finanzieren müssen, im Jahr zuvor seien es noch 20 Prozent gewesen.
"Patenschaften" von Menschen, die die Arbeit unterstützen wollen, erreicht neuen Höchsstand
Die „Einnahmen“ aus einem aufgestellten Sparschwein bei den Mauersegler-Starts im Tutzinger Würmseestadion sind nach ihren Angaben weitgehend gleich geblieben (4 Prozent), ebenso die Hinterlegung von Futtergeld durch die Finder oder Lieferanten der Patienten (16 Prozent). Einen erneuten Höchststand haben nach dem Bericht aber „Patenschaften“ vieler Menschen erreicht, die selbst gar kein Tier gebracht hatten, aber ihre Arbeit unterstützen wollten. „Ich hätte nie gedacht, dass dadurch etliche tausend Euro pro Jahr zusammenkommen!“, schreibt die erfreut, und sie fügt hinzu: „Angesichts meiner bescheidenen ‚Einkünfte‘, die weit unter dem Existenzminimum liegen, wäre es mir ohne die Hilfe der vielen netten und großzügigen Menschen nicht mehr möglich, meine Päppel-Arbeit auch weiterhin zu leisten.“ Diese Bemerkung verbindet sie mit sehr herzlichem Dank für die finanzielle Unterstützung.
"Grüner Engel" vom Freistaat Bayern und Ehrenbrief der Gemeinde Tutzing

Für ihre Arbeit mit den Tieren ist die Wissenschaftlerin weithin bekannt. Vor drei Jahren hat sie der Freistaat Bayern für ihr Engagement mit der Auszeichnung "Grüner Engel" geehrt, im vorigen Jahr hat die Gemeinde Tutzing ihre Arbeit mit dem Ehrenbrief gewürdigt. Sie pflege die Vögel mit Wärmematten und Medikamenten bis zu ihrer Freilassung, sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei der Verleihung des Grünen Engels beeindruckt.
Der zeitliche Aufwand dabei ist groß. So müssen die jungen Vögel ständig gefüttert werden. Fast 2600 Stunden hat Ninon Ballerstädt nach ihrem Bericht 2024 mit den Tieren gearbeitet – nochmals mehr als im bereits arbeitsreichen Jahr 2023, damals waren es etwa 2550 Stunden. Stark engagiert hat sie sich auch beim "Schwalbendrama" im September. Bei nasskalter Witterung mit Dauerregen im Süden verhungerten die Tiere scharenweise, schreibt sie, weil unter diesen Witterungsbedingungen keine Fluginsekten - die Nahrungsgrundlage der Spatzen - unterwegs waren. Innerhalb von zwei Tagen traf etwa ein Dutzend Mehlschwaben und Mauersegler bei ihr ein.
„Wieder habe ich es nicht geschafft, unter der Anzahl von 100 Patienten zu bleiben“ schreibt sie. Eigentlich hatte sie – auch wegen eigener gesundheitlicher Probleme – schon vor Jahren angekündigt, mehr und mehr kürzerzutreten und sich weitgehend auf Mauersegler zu konzentrieren. Ninon Ballerstädt reduziert ihre Vogelstation Doch so wirkt ihr Jahresrückblick nicht. Sie habe das Gefühl, schreibt sie, dass sie „Bäume ausreißen“ könnte.

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