Von Ninon Ballerstädt

Die nächsten Vögel sind schon da

In der Nacht nach dem gelungenen Start der Mauersegler in Tutzing gab es wieder NotfälleDie Ornithologin Dr. Ninon Ballerstädt lebt in Tutzing

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Das gab es noch nie: Alle jungen Segler sind erfolgreich gestartet © Alois Seidl

So etwas gab es noch nie: Alle jungen Segler, die bis zum ersten Start eingetroffen waren, haben ihre erste Chance genutzt und sind erfolgreich gestartet! Alle dreizehn Kandidaten haben sich am 10. August 2021 auf den Weg in den Süden gemacht: FRANZI aus Kampberg, MARIO aus Weilheim, KIRA aus Peißenberg, RUDI aus Farchant, MERLIN aus Seeshaupt, PETERLE aus Bernried, KARLI aus Tutzing, GIRO aus Gauting, CHIPPY aus Großweil, SCOTTY aus Feldkirchen und ALI aus Starnberg. Auch die beiden Jüngsten, FANNI aus Feldafing und PUSCHL aus der Greifvogel-Auffangstation Otterfing, sind entgegen der Vorankündigung gestartet.

Noch zwei Tage zuvor hatte es gar nicht danach ausgesehen, dass diese Zwei es wagen würden. Reste der Blutkiele der längsten Federn waren noch zu sehen gewesen und Beide hatten noch begeistert gefressen. Aber bereits am nächsten Tag war es vorbei mit der Völlerei. Zuerst begann FANNI, die Mahlzeiten zu verweigern, und wenige Stunden später machte PUSCHL auch nicht mehr mit. Am 10. August waren dann auch die Reste der Blutkiele verschwunden. Aber das Gewicht! Beide Tiere brachten noch knapp 50 Gramm auf die Waage. Ob sie damit abheben könnten? Aber auch diese Zwei haben es glatt geschafft!

Gestrandeter Mauersegler herade noch einer Katze entrissen

Alle Jungsegler weg, nur noch die drei Alten da und ein paar Singvögel – Freizeit ohne Ende! Zu früh gefreut: Kurz nachdem wir nach dem Start noch unsere eigenen Schnäbel mit Futter gestopft hatten und wieder Zuhause angekommen waren, klingelte gegen 22.30 Uhr das Telefon. Ein Notfall. In München war ein gestrandeter Mauersegler gerade noch einer Katze entrissen worden und benötigte nun schnellstmöglich ein Antibiotikum.

Eine Dame der Taubenhilfe München übernahm den Kurierdienst, da die „Finder“ (Nachbarn der Katzenbesitzer) in der Nacht natürlich nicht mehr bis nach Tutzing fahren wollten. Also wieder raus aus den Federn (sie war schon schlafengegangen), von Trudering-Riem nach Neuhausen, den Vogel einsammeln und dann nach Tutzing!

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Mauersegler-Nestling abgestürzt

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Oh Schreck! Noch ein ganz Kleiner! © Alois Seidl

Gegen 0.30 Uhr traf der Mauersegler, ein Jungtier, bei uns ein und bekam umgehend seine Spritze mit dem Breitband-Antibiotikum. Leider – oder Gottseidank - hatten wir in dieser Nacht vergessen, unser Telefon auf stumm zu schalten. Ich hatte noch nicht lange im Bett gelegen, als es um 7.30 Uhr läutete: Ein Mauersegler aus Schondorf wollte unbedingt nach Tutzing kommen. Kurz nach 8 Uhr traf er ein – ebenfalls ein Jungvogel.

Am nächsten Tag, dem 12. August, erreichte uns am Nachmittag dann ein Anruf aus Großweil: Ein Mauersegler-Nestling war aus seinem Nest gestürzt. Da die Frau des Finders gerade mit Kindern und Auto in Urlaub gefahren war, spielte Alois nun den Kurier und holte den Segler in Großweil ab. Oh Schreck! Noch ein ganz Kleiner!

Er wird noch mindestens vier Wochen brauchen, bis er fertig ist. Er hofft jetzt dringend auf Gesellschaft für diese lange Wartezeit. Der arme Kerl war obendrein auch noch ungünstig auf ein Pflaster aufgeschlagen und hatte eine schwere Gehirnerschütterung erlitten.

Die Mauersegler-Saison ist noch nicht vorbei - also weiterhin Augen auf beim Gang ums Haus

Eine Folge davon ist nun, dass er momentan den Kopf sehr schief hält, was sich in der Hitze der letzten Tage noch verschlimmert hat. Hoffentlich normalisiert sich seine Haltung wieder! Außerdem scheint er durch den Sturz traumatisiert zu sein: Er krallt sich krampfhaft fest, aus Angst, den Halt zu verlieren und erneut abzustürzen.

Fazit: die Mauersegler-Saison ist noch nicht vorbei! Also weiterhin Augen auf beim Gang ums Haus! Vielleicht findet sich ja noch ein Kumpel für den Kleinen.

Da wir die Redaktionen der großen Tageszeitungen über den Start nicht informiert hatten, waren natürlich auch keine Fotoreporter zugegen gewesen. Aber in den VorOrtNews von Tutzing wurde neben der Vorankündigung auch ausführlich über den Start berichtet und kann dort noch nachgelesen werden. Zum Start muss Franzi abspecken Danke für den Bericht samt Fotos an den Reporter Ferdinand! Etwa achtzig Zuschauer sollen dabei gewesen sein – eine beachtliche Zahl. Auf diesem Wege möchte ich mich daher nun auch bei allen bedanken, die sich auf den zum Teil weiten Weg ins Stadion gemacht und uns und die „wilden Dreizehn“ beim Start begleitet hatten! Ob es dieses Jahr nochmals einen „öffentlichen Start“ im Stadion geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Aber man kann ja nie wissen ….

Herzliche Grüße aus Tutzing
Ninon Ballerstädt

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