Von Pit Brützel (Text) und Martin Hippius (Fotos)

Baden und Birden

Eine ungewöhnliche Beobachtung im Tutzinger Südbad

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Ein merkwürdiger Besucher im Südbad

Badevergnügen und Vogelbeobachtung passen ja auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen. Aber manchmal ergeben sich auch ungewöhnliche Kombinationen. Am Freitag, dem 18. September 2020 erreicht mich eine WhatsApp des Betreibers des Südbads Tutzing. „Pit, hier ist seit Tagen ein merkwürdiger Vogel auf unserer Liegewiese. So einen habe ich noch nie gesehen. Er ist überhaupt nicht scheu und fliegt nicht weg. Ist der krank?“ Außerdem ist der Nachricht ein Handyfoto einer Limikole beigefügt. Ein erster schneller Blick - das sieht nach einer Uferschnepfe aus. Wie so oft bei Bestimmungen am Handy wäre es besser gewesen, hier genauer hinzusehen.

Durch meine Nachfragen erfahre ich zunächst Folgendes: Der Vogel läuft seit ein paar Tagen über die Liegewiese des Strandbads, offensichtlich auf Nahrungssuche. Von den Badegästen und den spielenden Kindern lässt er sich überhaupt nicht stören und stößt sogar auf reges Interesse bei den Gästen. Einige fotografieren den ungewöhnlichen Badegast mit dem Handy, es gibt sogar Bestimmungsversuche. Es ist von einer „Schnepfe“ die Rede. Da der Vogel einen gesunden Eindruck macht, wird beschlossen, einfach abzuwarten und den Vogel weiter zu beobachten.

Auf dem Bauch liegend nähert sich der Fotograf dem Vogel bis auf wenige Meter

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Bei der Nahrungssuche wurde der Vogel offenkundig fündig

Im Laufe des Sonntags erreichen die Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen (ASO) dann bessere Fotos. Dem Fotografen, der auf dem Bauch liegend bis auf wenige Meter an den Vogel herankommt, gelingen eine ganze Reihe guter Aufnahmen und Videos. Mit diesen Aufnahmen kann die Bestimmung überprüft werden. Auf den Fotos ist gut zu erkennen, dass der Schnabel leicht aufgeworfen und dass der Schwanz gebändert ist. Also keine Ufer-, sondern eine Pfuhlschnepfe. Und an dem Zackenmuster der Handschwingen kann auch noch das Alter bestimmt werden, es handelt sich um einen diesjährigen Vogel.

Eine außergewöhnliche Beobachtung. Pfuhlschnepfen konnten in den letzten Jahren nur ein Mal im Landkreis Starnberg beobachtet werden, im September 2019 bei der Wasservogelzählung in der Nähe von Bernried.

Der Vogel aus dem Südbad Tutzing hält sich allerdings schon etwas länger am Starnberger See auf. Es gibt auf ornitho.de auch eine Meldung vom 5. September 2020, die vermutlich denselben Vogel betrifft.

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Der seltene Gast ist schon länger am Starnberger See

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Die Kreisgruppe Starnberg des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) hat diesen Beitrag auf ihrer Website veröffentlicht: https://starnberg.lbv.de/ornithologie/vogelwelt-im-landkreis-starnberg/baden-und-birden/. Dort gibt es auch ein Video, weitere Bilder und viele interessante Informationen über die Vogelwelt, das Ramsargebiet Starnberger See, die Umweltbildung und die Landschaftspflege schützenswerter Biotope in der hiesigen Region.

Wir bedanken uns herzlich beim Autor Pit Brützel und beim Fotografen Martin Hippius für die Genehmigung der Verwendung auch auf www.vorOrt.news.

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