In etwa drei Wochen soll die neue Tutzinger Unterkunft „Benedictus-Hof“ für geflüchtete Menschen eröffnet werden. Die Gemeinde Tutzing kündigt dies auf ihrer Webseite für Ende November oder Anfang Dezember an. Die offizielle Übergabe der Anlage soll schon morgen, am Montag, stattfinden, wie Claudia Steinke, die Vorsitzende des Ökumenischen Unterstützerkreises, am Freitag beim dritten „Rathaus-Forum“ zu diesem Thema mitgeteilt hat.
Die Belegung der Anlage wird das Landratsamt Starnberg vornehmen, das wiederum eine Zuweisung durch die Regierung von Oberbayern erhält, erläutert die Gemeinde. Die Herkunft der Bewohner werde frühestens drei Tage vor ihrem Eintreffen bekannt werden. Die Unterkunft, in der es insgesamt 144 Plätze gibt, soll nach den neuen Angaben mindestens zur Hälfte mit Familien belegt werden.
Die Anlage soll schrittweise – in zwei bis drei Phasen mit zeitlichem Abstand - belegt und in Betrieb genommen werden. Diese Vorgehensweise wird als vorteilhaft auch für das Fachpersonal vor Ort betrachtet. An fünf Tagen pro Woche sollen hauptamtliche Kräfte, darunter auch Sozialpädagogen, vor Ort sein. Eine in der Anlage vorgesehene Sozialberatung soll wegen eines erwarteten hohen Arbeitsaufwands zunächst vier volle Tage wöchentlich im Benedictus-Hof angeboten werden.
Mehr als 40 Menschen wollen sich beim Unterstützerkreis neu engagieren - Treffen am Dienstag
Am Dienstag ist ein weiteres Treffen des Unterstützerkreises angesetzt – „für die alten Hasen genauso wie für neue Interessierte“, sagte Claudia Steinke. „Echt begeistert“ gab sie bekannt, dass sich mehr als 40 Menschen neu im Unterstützerkreis engagieren wollen. Eine aus fünf Modulen bestehende Schulung des Landratsamts werde gut angenommen. „Es ist ein gutes Miteinander“, sagte sie. Man spüre förmlich, wie sich Energie aus einer neuen Aufgabe speise, die gemeinsam angepackt werde.
Bei dem Treffen am Dienstag sollen verschiedene Themengruppen benannt werden, von der Arbeitsbeschaffung über Sprachhilfe bis zur Hausaufgabenbetreuung. „Wir werden im Benedictus-Hof auch ein Büro einrichten“, kündigte Claudia Steinke an. Der Unterstützerkreis werde täglich im Benedictus-Hof etwa zwei Stunden lang Sprechstunden abhalten. Die sich dabei ergebenden Aufgaben werde man dann an die Fachteams weiterleiten, die sich um die konkreten Aspekte kümmern würden.
Die Gemeinde weist in ihrer Mitteilung darauf hin, dass die Geflüchtetenunterkunft für sie keine direkten Kosten verursachen werde. Sowohl die Errichtung als auch anfallende Kosten bei der Unterbringung müssten nicht von der Gemeinde getragen werden. Kosten könnten der Gemeinde allerdings durch indirekte Maßnahmen entstehen.
„Dynamiken und Auffälligkeiten können vor Ort erkannt und geklärt werden“
Bezüglich der sicherheitsrelevanten Aspekte wie Sicherheitspersonal oder der ethnischen Zusammensetzung der Bewohner sei das Landratsamt konzeptionell verantwortlich, erklärt die Gemeinde. Das Landratsamt kümmere sich als Betreiber selbst um die Geflüchtetenunterkünfte im Landkreis, so dass die Gegebenheiten gemeindeübergreifend im Blick behalten werden könnten. Das Landratsamt könne auf Erfahrungen von allen Unterkünften im Landkreis zurückgreifen und optimiere diese fortlaufend.
Bereits bei der Planung der Unterkünfte werde auf eine sozialverträgliche Unterbringung geachtet. So seien die Räume kleinteilig gestaltet, damit die Gewichtung ausgeglichen sei und Konfliktpotenzial von großen Sammelräumen vermieden werde. Durch den Familienanteil bei der Belegung würden weitere Potentiale entschärft. „Dynamiken und Auffälligkeiten können vor Ort erkannt und geklärt werden“, erwartet die Gemeinde. In baugleichen Unterkünften sei bislang kein Sicherheitsdienst notwendig: „Die Erfahrungen und Fähigkeiten des Landratsamtes mit fachlich hochprofessionellem Personal zeigen in anderen Kommunen, dass diese Strategie belastbar ist.“
Der Schlüssel für ein gutes Zusammenleben liege in der Integration, erklärt die Gemeinde. Deshalb werde sie sich über ihren eigentlichen Wirkungskreis hinaus an dieser Stelle engagieren. Es werde großer Wert auf Integration gelegt und diese aktiv gefördert. Integration sei auch Prävention. Dazu gehöre beispielsweise die Erklärung kultureller Unterschiede sowie das Erlernen der deutschen Sprache, „vielleicht die wichtigste Komponente“. Hierfür stünden hauptamtliche Kräfte des Landratsamts zur Verfügung. „Außerdem haben wir mit dem Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing einen sehr starken zivilgesellschaftlichen Partner an der Seite“, so die Gemeinde. Ehrenamtliche unterstützten zusätzlich bei der Integration und bei der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten, Behördengängen sowie Sprachkursen und bei der Finanzierung entsprechender Angebote. Interessierte HelferInnen und UnterstützerInnen dürften sich gerne direkt an den Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing wenden.
Kontakt:
Ökumenischer Unterstützerkreis Tutzing
Kirchenstiftung St. Joseph
Kirchenstraße 10
82327 Tutzing
Telefon: 0172 3738006
E-Mail: kontakt@oeut.org
Kommentar hinzufügen
Kommentare